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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories
Autoren: Ernest Hemingway
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dann weiter, in Kneipen kampieren und durchs ganze Oberland wandern und das Valais rauf und durchs ganze Engadin und nur Reparaturzeug und Reservesweater und Pyjamas in unseren Rucksäcken mitnehmen, und uns den Teufel um die ganze Schule oder sonst was kümmern.»
    «Ja, und dann so durch den Schwarzwald laufen. Mensch, all die tollen Orte.»
    «Da warst du vorigen Sommer angeln, nicht wahr?»
    «Ja.»
    Sie aßen den Strudel und tranken den Wein aus.
    George lehnte sich gegen die Wand zurück und schloß die Augen.
    «Von Wein fühl ich mich immer so», sagte er.
    «Fühlst du dich schlecht?» fragte Nick.
    «Nein, gut, aber komisch.»
    «Ich weiß», sagte Nick.
    «Sicher», sagte George.
    «Wollen wir noch ’ne Flasche bestellen?» fragte Nick.
    «Nicht für mich», sagte George.
    Sie saßen da, Nick hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt, und George fläzte sich gegen die Wand.
    «Erwartet Helen ein Baby?» fragte George und kippte von der Wand an den Tisch zurück.
    «Ja.»
    «Wann?»
    «Im Spätsommer.»
    «Freust du dich?»
    «Ja, jetzt ja.»
    «Wirst du nach Amerika zurückgehen?»
    «Wahrscheinlich.»
    «Möchtest du?»
    «Nein.»
    «Möchte Helen?»
    «Nein.»
    George saß schweigend da. Er sah auf die leere Flasche und die leeren Gläser.
    «Zu gemein, nicht?» sagte er.
    «Nein, doch nicht ganz», sagte Nick.
    «Wieso nicht?»
    «Ich weiß nicht», sagte Nick.
    «Ob ihr je in Amerika zusammen Ski laufen werdet?» sagte George.
    «Ich weiß nicht», sagte Nick.
    «Die Berge taugen nicht viel», sagte George.
    «Nein», sagte Nick, «sie sind zu felsig, ’s gibt zuviel Wald, und sie sind zu weit weg.»
    «Ja», sagte George, «genauso ist es in Kalifornien.»
    «Ja», sagte Nick, «so ist es eigentlich überall, wo ich war.»
    «Ja», sagte George, «das stimmt.»
    Die Schweizer standen auf, zahlten und gingen hinaus.
    «Ich wünschte, wir wären Schweizer», sagte George.
    «Die haben alle Kröpfe», sagte Nick.
    «Das glaube ich nicht», sagte George.
    «Ich auch nicht», sagte Nick.
    Sie lachten.
    «Kann sein, daß wir nie wieder zusammen Ski laufen werden, Nick», sagte George.
    «Wir müssen, unbedingt», sagte Nick. «Ohne lohnt ja das Ganze nicht.»
    «Wir werden, bestimmt», sagte George.
    «Ja, wir müssen», stimmte Nick zu.
    «Ich wünschte, wir könnten einen Eid darauf ablegen», sagte George.
    Nick stand auf. Er zog den Gürtel seiner Windjacke fest zu. Er beugte sich über George und nahm die beiden Skistöcke von der Wand. Den einen Stock stieß er in den Fußboden.
    «Hat keinen Sinn, einen Eid abzulegen», sagte er.
    Sie öffneten die Tür und gingen hinaus. Es war sehr kalt. Der Schnee war stark verharscht. Die Landstraße führte den Hügel hinauf in den Tannenwald.
    Sie nahmen ihre Skier, die gegen die Mauer des Gasthauses lehnten. Nick zog seine Handschuhe an. George ging schon mit den Skiern auf der Schulter die Straße hinauf. Jetzt hatten sie noch die gemeinsame Abfahrt nach Hause vor sich.

Väter und Söhne
    In der Mitte der Hauptstraße der Stadt war ein Umleitungszeichen gewesen, aber Autos waren ganz offensichtlich durchgefahren, also fuhr Nicholas Adams in der Meinung, daß es sich um Straßenarbeiten handelte, die beendet waren, durch die Stadt, die leere, ziegelsteingepflasterte Straße entlang, von Verkehrslichtern angehalten, die an diesem verkehrslosen Sonntag an-und ausgingen und die nächstes Jahr verschwunden sein würden, wenn die Zahlungen für die Anlage nicht geleistet wurden; weiter, unter den dichten Bäumen der kleinen Stadt, die dir ans Herz gewachsen sind, wenn es deine Stadt ist und du unter ihnen einhergegangen bist, die aber für einen Fremden nur zu dicht sind, die Sonne aussperren und die Häuser feucht machen; hinaus, hinter dem letzten Haus, auf die Landstraße, die mit sauber abgeschrägten roten Lehmböschungen und dem Baumnachwuchs zu beiden Seiten direkt vor ihm anstieg und abfiel. Es war nicht sein Land, aber es war mitten im Herbst, und all dies Land war gut zum Durchfahren und Betrachten. Die Baumwolle war gepflückt, und in den Lichtungen waren Getreidefelder, manche mit rotem, chinesischem Zuckerrohr durchsetzt, und er fuhr gemächlich dahin, seinen schlafenden Sohn neben sich auf dem Sitz; das Tagespensum hatte er hinter sich; er kannte die Stadt, in der er über Nacht bleiben würde, und Nick stellte fest, in welchen Getreidefeldern Sojabohnen oder Erbsen wuchsen, wie die Dickichte und das geackerte Land zueinander lagen und die Hütten
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