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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories
Autoren: Ernest Hemingway
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getan?› fragte der Priester.
    ‹Ich weiß nicht›, sagte Olz.
    ‹Hast du das oft getan?›
    ‹Jedesmal, wenn ich bei Nacht im Schuppen arbeitete.›
    ‹Das war sehr unrecht von dir›, sagte der Priester. ‹Hast du deine Frau geliebt?›
    ‹Ja, ich habe sie geliebt›, sagte Olz. ‹Und wie ich sie geliebt habe!›»
    «Haben Sie alles verstanden?» fragte der Wirt. «Haben Sie all das über seine Frau verstanden?»
    «Ich hab’s gehört.»
    «Wie wär’s mit Essen?» fragte John.
    «Bestell du», sagte ich. «Halten Sie das für wahr?» fragte ich den Wirt.
    «Natürlich ist es wahr», sagte er. «Diese Bauern sind Viecher.»
    «Wo ist er jetzt hingegangen?»
    «Er ist zu meinem Kollegen in den ‹Löwen› gegangen.»
    «Er wollte nicht mit mir trinken», sagte der Totengräber.
    «Mit mir wollte er auch nicht trinken, wo er doch die Geschichte von seiner Frau wußte», sagte der Wirt.
    «Hör mal», sagte John. «Wie wär’s mit Essen?»
    «Schön», sagte ich.

Schnee überm Land
    Der Wagen der Drahtseilbahn ruckte noch einmal und hielt dann. Es ging nicht weiter. Dichter Schnee trieb über die Gleise. Der Sturm, der über die ungeschützte Oberfläche des Berges dahinjagte, hatte die Schneeoberfläche zu einer krustigen Schanze zusammengefegt. Nick wachste seine Skier im Gepäckabteil, stieß die Stiefelspitzen in die Bindung und zog die Spanner fest. Er sprang seitwärts aus dem Zug auf die harte Schanze, sprang um und fuhr in der Hocke, die Stöcke hinter sich her schleifend, in Schußfahrt den Abhang hinunter.
    Auf dem Weißen tiefer unten tauchte George hinab, kam hoch und tauchte außer Sicht. Das Runtersausen und das plötzliche Niederschießen, als er einen welligen Steilhang der Bergwand Schuß fuhr, schalteten Nicks Denken aus und ließen nur das herrliche Gefühl von Fliegen und Fallen in seinem Körper. Er tauchte auf einer kleinen Anhöhe wieder auf, und dann schien der Schnee unter ihm wegzufallen, als er abfuhr, hinab, hinab, schneller, schneller in einem Schwung den letzten, langen, steilen Abhang hinab. In der Hocke, so daß er beinahe auf seinen Skiern saß, um seinen Schwerpunkt möglichst tiefzulegen, fühlte er, als der Schnee wie ein Sandsturm ihn umbrauste, daß er zu starkes Tempo fuhr. Aber er hielt es. Er wollte nicht lockerlassen und umschmeißen. Dann schmiß ihn eine Stelle weichen Schnees um, die der Wind in einer Vertiefung gelassen hatte, er überschlug sich skiklappernd wieder und wieder, fühlte sich wie ein angeschossenes Kaninchen, dann war er festgekeilt, mit gekreuzten Beinen, seine Skier kerzengrade in der Luft und Nase und Ohren voller Schnee.
    George stand etwas weiter unten am Abhang und klopfte mit großen Klapsen den Schnee von seiner Windjacke.
    «Deins war ’ne fabelhafte Abfahrt, Mike», rief er Nick zu. «Das da ist lausig weicher Schnee. Hat mich genauso hingehauen.»
    «Wie ist es denn jenseits der Mulde?» Nick stieß, auf dem Rücken liegend, seine Skier herum und stand auf.
    «Man muß sich links halten. Es ist eine schöne, steile Abfahrt, und unten ein Christi wegen einem Zaun.»
    «Wart ’n Moment, wir wollen zusammen abfahren.»
    «Nein, mach los. Fahr du zuerst. Ich möchte sehen, wie du die Mulden nimmst.»
    Nick Adams fuhr an George vorbei, breiter Rücken, blonder Kopf, noch ein bißchen voll Schnee; dann kamen seine Skier am Rand ins Gleiten, und er schoß hinunter, zischend in dem kristallischen Pulverschnee, und er schien hinaufzuschweben und hinabzusinken, als er die wogenden Mulden rauf und runter fuhr. Er hielt sich links, und zum Schluß, als er mit fest zusammengepreßten Knien auf den Zaun zusauste und seinen Körper eindrehte, als ob er eine Schraube anzog, brachte er seine Skier in dem aufstäubenden Schnee scharf nach rechts herum und verlangsamte die Geschwindigkeit parallel zu Berghang und Drahtzaun.
    Er sah den Berg hinauf. George kam kniend in Telemarkstellung herunter, ein Bein vor und gebeugt, das andere nach sich ziehend; seine Stöcke hingen wie die dünnen Beine irgendeines Insekts und wirbelten beim Berühren der Oberfläche Schneewölkchen auf, und schließlich kam die ganze kniende, schleifende Gestalt in einem wunderbaren Rechtsbogen tief in der Hocke herum, ging in Ausfallstellung, der Körper lehnte sich nach außen über, die Stöcke betonten den Bogen wie Interpunktionszeichen aus Licht, alles in einer wilden Wolke von Schnee.
    «Ich hatte Angst mit ’nem Christi», sagte George. «Der Schnee war mir zu tief.
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