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Nichts gegen Engländer

Nichts gegen Engländer

Titel: Nichts gegen Engländer
Autoren: Ralf Sotscheck
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Südeuropäern abstößt, ist deren Hang zu Emotionen. Ein
Engländer hingegen behält in allen Lebenslagen eine steife Oberlippe, denn ihr
Zittern könnte Erregung oder gar Gefühle verraten. Und die sind tabu. Englische
Badezimmer sind ein ungemütlicher Ort, denn zu viel Komfort könnte zu
unüberlegten Handlungen verführen. In Dublin stand ein Junkie vor Gericht, weil
er den Tod seiner Freundin, die an einer Heroinüberdosis gestorben war, erst
nach zwei Tagen gemeldet hatte. Er habe nicht bemerkt, dass sie gestorben war,
rechtfertigte er sich. Aber er hatte doch Sex mit der Toten, entgegnete der
Richter. Da müsse ihm doch ihr Ableben aufgefallen sein. »Sie war nie sehr
lebendig im Bett«, erklärte der Junkie. »Sie war Engländerin.« Der Richter
hatte Verständnis und sprach ihn frei.
    Jeremy
Paxman schrieb in seinem Buch »The English«, dass die Engländer stets
Wärmflaschen an Stelle eines Sexuallebens hatten: »Wie sie sich vermehrten, war
eins der Mysterien der westlichen Welt.« Statt dessen taten sie ohne zu murren
ihre Pflicht. »Meine Güte, ich habe mein Bein verloren«, sagte der Graf von
Uxbridge, nachdem ihn in der Schlacht von Waterloo eine Kanonenkugel getroffen
hatte. »Meine Güte, das hast du tatsächlich«, antwortete der Herzog von
Wellington.
    Weil
er Körperkontakt hasst, hat der Engländer eine bestimmte Umgangsform
verinnerlicht: das Schlange stehen. »Wenn ein Engländer alleine an einer
Bushaltestelle wartet, bildet er eine ordentliche Schlange von einer Person«,
beobachtete der Ungar George Mikes, der über 50 Jahre in England gelebt hatte,
bis er 1987 in Alter von 75 Jahren starb. »Am Wochenende stellt sich der
Engländer an der Bushaltestelle an, fährt nach Richmond und stellt sich an der
Dampferanlegestelle an. Dann stellt er sich für eine Tasse Tee an, danach
stellt er sich für eine Tüte Eiscreme an, dann stellt er sich aus Spaß bei
anderen Schlangen an, bis er sich wieder an der Bushaltestelle anstellt, um
nach Hause zu fahren. Er hat einen höchst vergnüglichen Tag verbracht. Manch
englische Familie verbringt nette Abende zu Hause, indem sie sich ein paar
Stunden lang anstellt. Die Eltern sind jedes Mal traurig, wenn die Kinder eine
Schlange bilden, um ins Bett zu gehen.«
    Selbst
wenn es um die Ersparnisse eines ganzen Lebens geht, steht man geduldig
Schlange. Als der Hypothekenbank Northern Rock im Herbst 2007 der Bankrott
drohte, versuchten die verschreckten Sparer, ihr Geld zu retten. »Wenn das eine
Panik war, dann war sie zutiefst britisch«, stellte der Daily Telegraph zufrieden fest. »Ordentliche Schlangen, Klappstühle, vernünftiges Schuhwerk.
Es war nicht wie in den letzten Tagen der Weimarer Republik. Statt dessen
versammelten sich Tausende von Northern-Rock-Kunden, viele von ihnen
pensioniert, geordnet vor den Filialen im ganzen Land.«
    Der
Engländer hält sich für höflich, gesetzestreu, tolerant, anständig, großzügig,
galant, unerschütterlich und fair. Mag sein. Aber er ist auch heuchlerisch,
arrogant, exzentrisch und skurril. Ich liebe England und die Engländer.

Mad Dogs And Englishmen
     
    Der
Engländer und seine Freizeitbeschäftigungen
     
    Der Engländer
an sich ist ein geräuschvolles Volk. Vor allem, wenn er trinkt. Der
Richter Charles Harris beklagte, seine Landsleute seien so schlecht erzogen,
dass sie keine akzeptablen Mengen an Alkohol wie anderswo in Europa - außer in
Irland - zu sich nehmen können. »Je mehr es zu trinken gibt, und je mehr Zeit
sie dafür haben, desto mehr werden sie trinken«, schrieb er in einem Gutachten
über die Folgen der verlängerten Sperrstunde in England. »Eine Gallone ist
normal, zwölf Pints keine Seltenheit. Und diese Mengen an Bier werden mit
diversen Schnäpsen verdünnt. Die Lage ist ernst, wenn nicht sogar grotesk. Es
grenzt an Wahnsinn, die Gelegenheit zu trinken noch auszudehnen. Es bedeutet,
dass unsere Innenstädte jede Nacht Banden von kampflustigen, besoffenen,
lärmenden und kotzenden Flegeln überlassen werden.«
    Das
typische Geräusch für eine englische Kleinstadt in einer beliebigen Samstagnacht
sei das Reihern eines Trunkenboldes. In einer Studie ist es zum widerwärtigsten
Geräusch der Welt erklärt worden. Akustik-Professor Trevor Cox von der
Universität Salford hat das Ergebnis seiner einjährigen Untersuchung
veröffentlicht. Er hat 1,1 Millionen Menschen befragt, um herauszufinden, warum
bestimmte Geräusche so anstößig sind.
    Bei
der Verkündung des Ergebnisses
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