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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman
Autoren: Kevin Maher
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dass sie zwar ein nettes Ding ist, aber vielleicht ein bisschen grob.
    Wahrscheinlich, weil der Typ sie sitzen gelassen hat, sagt Garys Mam. Sitzen gelassen mit dieser kleinen Bestie! Sprich: Mozzo.

2
    Der Steckrübenvorfall
    I ch kenne Mozzo erst seit zwei Monaten, aber er ist jetzt schon mein bester Freund. Er hat lange, pechschwarze und absichtlich unordentliche Haare, auf seiner blassen Oberlippe deutet sich ein fettiges Bärtchen an, und er ist der Erste, dem ich von Helen Macdowell erzähle. Er hockt im Schneidersitz auf meinem Bett, die glänzenden Doc-Martens-Stiefel geschickt unter die Oberschenkel geklemmt. Er wippt vor und zurück, zuppelt an seinem ausgeblichenen Iron-Maiden- T -Shirt herum und sagt laut: Krasse Scheiße!, als ich ihm den Moment des Aufpralls beschreibe. Er ist so beeindruckt, dass ich sofort alles noch einmal erzähle, diesmal noch unappetitlicher, damit er noch größere Augen macht. Ich erzähle ihm von dem Geräusch, das der Ball gemacht hat, als er in ihren Mund gekracht ist.
    TSCHACKRRRSCH!
    Ich beschreibe die kleinen Blutspritzer, die von ihrer geplatzten Lippe aus durch die Luft fliegen. Ich beschreibe, wie ihr Kopf zurückknickt wie der Punchingball von einem Boxer. Und ich beschreibe das Blut. Literweise Blut. Überall.
    Mozzo ist beeindruckt. Am Kopfende des Bettes wippt er vor und zurück, direkt unter dem Poster mit dem geparkten Porsche drauf, mit offenen Türen.
    Krasser Scheiß, Finno!, sagt er immer und immer wieder. Krasser Scheiß, Finno, ist das heftig!
    Mein Toshiba-Kassettenrekorder spielt Survivor auf voller Lautstärke. Ich bin zufrieden.
    Normalerweise ist Mozzo derjenige, der die Geschichten erzählt. Er ist ziemlich gut darin. Sein Vater war ein Fischer, der etwas außerhalb vom Dubliner Hafen arbeitete, in der Nacht fischte und am Tag Drogen nahm. Einmal pro Woche prügelte er Mozzos Mam Janet windelweich, mindestens, und dann ließ er sie sitzen, und sie musste Mozzo alleine großziehen. Aber bevor er abgehauen ist, hat er eine Menge Dinge ge macht, über die Mozzo großartige Geschichten erzählen kann. Zum Beispiel, wie er betrunken nach Hause gekommen ist und Janet ein Messer an die Kehle gehalten hat. Wie fühlt sich das an, du hässliches Miststück, hat er gesagt, wie fühlt sich das an?!
    Oder einmal, als er sich vor dem Fernseher selbst in Brand gesteckt hat, und das dann nicht mal mitgekriegt hat, weil er so randvoll war mit Schnaps und Drogen. Irre. Oder als er einen Gaszylinder durch die Fensterscheibe seines Nachbarn geworfen hat, weil der sich über seinen stinkigen Fischwagen beschwert hatte.
    Hier habt ihr euren Fisch, ihr scheiß Spießer!, hat er gesagt, und dann hat er eine große schwarze Plastiktüte mit Fischinnereien durch das Loch geworfen, wo vorher das Fenster gewesen war. Mozzo sagt, das war total krass. Die Polizei kam vorbei und so, und am Ende mussten sie in ein anderes Haus umziehen.
    Mozzo heißt eigentlich Declan Morrissey, aber selbst seine Mam Janet nennt ihn Mozzo. Typen wie er heißen immer irgendwie-o. Unten in The Villas gibt es sie haufenweise. Und jeder kennt jeden. Micko, Macko, Johnno, Backo, Stapo, Ryano, Freyno, Gravvo, Devo, Rocko, Knocko, Dicko, Mallo, Heno, Feno, Hylo und so weiter. Das Erste, was Mozzo zu mir gesagt hat, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, war: Wie geht’s, Finno? Ein guter Anfang.
    Als Mozzo nach The Rise gezogen ist, hat meine Mam gesagt, ich soll nett zu ihm sein, weil er nicht so viel Glück im Leben gehabt hat wie ich.
    Was denn für Glück?, fragte ich sie.
    Er hat verdammt noch mal keinen Vater!, antwortete sie.
    Ich zuckte mit den Schultern und entschied, dass sie recht hatte. Mein Vater hat einen dichten braunen Schnurrbart, lacht viel und wird von allen, die ihn zum ersten Mal treffen, als riesiger Charmebolzen bezeichnet. Er verdient sein Geld mit dem Verkauf von Bürobedarf, und darin ist er einfach phänomenal.
    Er könnte den Arabern Sand verkaufen.
    Das sagen immer alle über ihn. Als die Shilawehs nach The Villas zogen, zwinkerte Maura Connell ihm sogar zu und sagte, dass das ja jetzt seine Chance war, den Arabern Sand zu verkaufen. Er zwinkerte zurück und sagte ihr, sie sollte nicht so blöd sein, dass das keine Araber waren, sondern Farbige.
    Ich habe fünf Schwestern, alle älter als ich. Und keine Brüder. Mein Vater reißt ständig Witze darüber, dass er nicht aufgeben wollte, bis er einen Jungen hingekriegt hat. Und meistens, je nachdem, wer gerade da ist, sagt
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