Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman
Autoren: Kevin Maher
Vom Netzwerk:
Zeitung, den Irish Independent, auch Indo genannt, frisch vom Küchentisch weg, und schleppt sie voller Vorfreude auf eine schöne Runde Lesen rauf in sein Zimmer. Eine halbe Stunde vergeht. Kein Mucks von oben. Eine Stunde. Nichts.
    Stellt euch das vor!, sagt Garys Mam, oben Stille, woran denkt man da? Er ist über der Zeitung eingeschlafen, der liebe Kleine, nicht wahr?
    Tja, Neil hat seit drei Stunden keinen Pieps von sich gegeben, also läuft seine Mam die Treppe hoch, klopft an seine Tür, geht in sein Zimmer, und da liegt er, so was von tot, flach auf dem Bett, das Blut läuft ihm aus der Nase runter auf die Cartoons. Er hatte eine Gehirnblutung und ist gestorben. Einfach so!
    Alle Mütter bekreuzigen sich und murmeln etwas vom heiligen Antonius und Jesus und den Aposteln. Garys Mam ist mit sich zufrieden, und alle denken, dass sie den Wettbewerb konkurrenzlos gewonnen hat, da zündet sich Mozzos Mam eine John Player an und sagt mit gewichtiger Miene: Dann habt ihr bestimmt auch schon das von der armen June Shilaweh gehört?
    Garys Mam erstarrt und schüttelt wütend den Kopf in dem Wissen, dass sie gerade übertrumpft wird.
    Mozzos Mam nickt bedeutungsschwanger, so als wäre sie nicht sicher, ob sie überhaupt weitererzählen soll.
    Meine Mam sagt, sie soll es nicht so spannend machen und gefälligst anfangen!
    Die Shilawehs, sagt Mozzos Mam, sind eine afrikanische Familie, schwarz wie die Nacht, die gerade nach The Villas gezogen ist.
    The Villas!, sagen sie einstimmig und schütteln sich beim Gedanken an diese lange Reihe von Häusern, die aussehen wie Schuhkartons, ganz hinten in der Siedlung. In die Hölle oder nach The Villas! Sie hätten sich wirklich keinen übleren Ort aussuchen können, die Idioten. Schlimmer als der verdammte Dschungel, aus dem sie stammen.
    Hierüber lachen Die Mütter allesamt, allerdings halten sie sich dabei die Hände vor den Mund.
    Jedenfalls tun die Shilawehs ihr Möglichstes, um sich dem Leben in The Villas anzupassen. Sie sagen Hallo, guten Morgen zu all ihren Nachbarn, sogar zu denen, die ihnen Fick dich, Nigger, ins Gesicht sagen. Sie schicken ihre einzige Tochter, June, in die nächstgelegene katholische Mädchenschule, Mother of Sorrow, oder kurz die Sorrow, auf die auch meine Schwestern gehen und auf die auch Helen Macdowell gegangen ist, bevor sie ihr Gesicht verloren hat. Und Mr. Shilaweh bekommt einen Job unten in Ryans Postfiliale, wo er Umschläge sortiert. Das Einzige, was noch fehlt, ist ein Fahrrad. Die kleine June Shilaweh hat noch nie ein Fahrrad besessen, und jetzt, wo sie raus ist aus dem Dschungel und in der freien Welt, will sie eins haben.
    Tatsache, fällt ihr Maisie ins Wort, was will man auch im Dschungel mit einem Fahrrad? Das würden sich doch direkt die Affen unter den Nagel reißen.
    Die Mütter bringen wieder die Hinter-vorgehaltener-Hand-lachen-Nummer.
    Egal, die kleine June Shilaweh bekommt jedenfalls ein Fahrrad von ihrem Dad, der sein gesamtes Postfilialengeld gespart hat, um dafür zu bezahlen. Sie hat es noch nicht einmal eine Woche, als sie die Clannard Road rauffährt, von einem Lkw überholt wird, ins Schlenkern gerät, vom Fahrrad fällt und unter die Räder kommt. Auf der Stelle tot, zerquetscht.
    Die Mütter seufzen alle in die Stille hinein und vermeiden es, einander in die Augen zu sehen.
    Und wisst ihr, was das Schlimmste ist?, stichelt Mozzos Mam. Johnno Mac, der in Managan’s Friseursalon auf der Clannard Road arbeitet, hat gesagt, dass er sauber machen musste, als der Lkw weg war. Hat erzählt, dass die kleine June keinen Kopf mehr hatte, ich schwör’s euch, den haben die schweren Lkw -Räder einfach ausgedrückt wie einen Pickel. Der Notarzt hat nur einen kopflosen Körper ins Haus geschleppt, und die armen Shilawehs mussten ihre Tochter anhand des Lenkers identifizieren, der noch in ihrem Bauch steckte, als der Krankenwagen kam.
    Mozzos Mam ist zu weit gegangen. Meine Mam springt auf, lehnt sich gegen die Spüle und sagt, dass es heute Abend Rosenkohl gibt und sie ja alle wissen, wie lange es dauert, diesen Mist zu schälen. Garys Mam sagt, dass sie Maisie nach Hause bringt, obwohl sie nur vier Häuser weiter wohnt. Mozzos Mam versteht sofort und steht zum Gehen auf.
    Sie steckt den Kopf ins Fernsehzimmer und sagt zu mir, dass Mozzo heute zurückkommt und er sich schon total drauf freut, mich zu sehen!
    Mam, Garys Mam und Maisie hantieren mit ihren Jacken rum, bis Mozzos Mam aus der Tür ist, und einigen sich dann darauf,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher