Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman
Autoren: Kevin Maher
Vom Netzwerk:
daran glauben, dass es geschehen kann, und wir uns der Kräfte des Kosmos bedienen, damit es geschieht. Als letzten Kniff und um sicherzugehen, hat sie mir auch noch beigebracht, wie man zur spirituellen Essenz des zu Heilenden spricht. Dazu muss man seine eigenen Geistführer anrufen, die sich dann für dich an die Seele des zu Heilenden wenden, aber in deinen eigenen Worten. Also meistens gottmäßig, so: O heiliger Geist der Seele, durch die Kräfte des Kosmos, die in mir fließen, gebiete ich dir, deine Chakras wieder richtig auszurichten. Ich gebiete dir, sie zum Drehen zu bringen. Ich gebiete dir zu heilen. Nur man sagt es halt mit tiefer Gottstimme oder als käme man direkt aus der Bibel oder als wäre man der Typ in diesem Film, der Moses spielt und das Wasser genau lange genug teilt, damit es alle, die nicht gerade auf einem Pferd sitzen, gerade so durchs Meer schaffen.
    Mit diesen Anweisungen, in Kombination mit deinen Händen, die das Feld festhalten, und der Fähigkeit, die Chakras wieder zum Drehen zu bringen, plus deinem Glauben an die Güte des Universums, kann gar nichts schiefgehen. Und tatsächlich, Sekunden nach meiner letzten Anweisung springt der Rote Riese auf, gluckt einmal ganz laut und hechtet dann zum Körnereimer. Ungläubig springe ich auch auf, sodass mir kurz schwindlig wird, auch beim Gedanken daran, dass ich ganz klar auf der Höhe meiner Fähigkeiten bin, und ich weiß, dass ich bereit bin. Der Zeitpunkt stimmt. Ich verteile Körner auf dem gesamten Boden und stürme in Richtung Ausgang. Ich habe keine Zeit zu verlieren. Saidhbh ist die Nächste.

11
    Am Abschlag
    S aidhbh zu heilen ist der größte Müll. Die Irrenanstalt hat ei ne ganz neue Frau aus ihr gemacht, und sie ist total hoch näsig und vorlaut. Nächste Woche ist Weihnachten, und ich brauche volle fünf Tage, um sie zu überreden, dass ich auch nur versuchen darf, sie zu heilen. Und selbst dann guckt sie die ganze Zeit auf die Uhr und sagt mir, ich soll mich beeilen.
    Im Schlafzimmer habe ich alles schon vorbereitet. Schön dunkel, nur drei Kerzen brennen. Und im Hintergrund läuft indische Pling-Plong-Musik, eine von Deanos Kassetten. Ich habe noch keinen Massagetisch, aber ich werde ihn mir zusammensparen, sobald ich erst mal die volle Summe für die Flüge hingeblättert habe – wobei ich, was das angeht, in ernst haften Schwierigkeiten stecke und nervöse Anrufe von Pika bei Kilburn-Student-Travel bekomme, die sagt, dass ich nur noch zwei Tage habe, um für die Tickets zu latzen, ansonsten verfallen die Flüge und ich werde mir einen anderen Weg suchen müssen, um bis Weihnachten zurück nach Dublin zu kommen. Was bei einer einzigen verbleibenden Woche etwas viel verlangt ist.
    Jedenfalls muss ich die Heilung auf dem Boden vornehmen, auf einer Luftmatratze, neben der ich auf den Knien rumrutsche, wenn ich mich am Körper entlangbewege. Saidhbh ist überhaupt nicht bei der Sache und sagt, dass sie für ihre Mappe noch haufenweise zu tun hat und dass ich hinne machen soll. Sie hat einen beinharten Abgabetermin für ihre Kursbewerbung vor sich – einen, bei dem man in einer Schule in Chelsea ein ganzes Jahr lang nichts als Malen lernt und wo man nur zeichnet und malt und Kunstsachen macht. Sie sagt, dass Toby, einer von den Beschäftigungstherapeuten aus der Psychoklinik, der eine Skinheadfrisur und riesengroße Ohrringe hat, auch in Teilzeit als Lehrer an der Schule in Chelsea arbeitet. Und dass er für sie ein gutes Wort einlegen wird, damit sie in den Einjahreskurs reinkommt mit der Aussicht, danach noch drei Jahre dranzuhängen. Toby, sagt sie, glaubt an ihre Bilder. Er sagt, dass sie unverfälscht und echt sind und etwas über die absolut schmerzhaften Erfahrungen einer Frau in der modernen Welt aussagen. Und wenn sie ihre Mappe mit zwanzig weiteren Superklassebildern aufpolstert, sollte es ein Klacks sein, da einen Fuß in die Tür zu bekommen.
    Laut Toby wird sie dann allerdings umziehen müssen. Sie kann doch nicht jeden Tag quer durch London gondeln, wenn es nahe Chelsea massenweise besetzte Häuser gibt, in denen es massenweise Kunststudenten gibt, die total gerne den ganzen Morgen lang mit Saidhbh abhängen würden, um ihre Bilder zu vergleichen und danach Drogen zu rauchen und über die großen Meister zu reden und auch ein bisschen sauer darüber zu sein, dass Maggie Thatcher und die Geschäftsleute mit den roten Hosenträgern die Leute alle irgendwie ein bisschen egoistisch machen. Toby wohnt auch in einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher