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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14
Autoren: Peter James
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hingelegt. Rechts stand eine Baumgruppe, dazwischen dichtes Unterholz, in dem ein Ball spurlos verschwinden konnte. Zur Linken offenes Gelände. Wenn er sichergehen wollte, zielte er an diesem Loch immer ein wenig nach links. Heute aber war er so selbstbewusst, dass er einen direkten Schlag aufs Green wagen würde. Er schwang seinen Big Bertha und traf wieder ins Schwarze. Mit einem sanften Klick schoss der Ball geradeaus durch den wolkenlosen, kobaltblauen Himmel und blieb nur wenige Meter vor dem Green liegen.
    Glenn Mishon, ein enger Freund von ihm, der mit seiner langen braunen Mähne eher wie ein alternder Rockstar als wie der erfolgreichste Immobilienmakler von Brighton aussah, schüttelte grinsend den Kopf. »Ich weiß ja nicht, was du genommen hast, Kumpel, aber das hätte ich auch gern!«
    Brian trat beiseite, steckte den Schläger in die Tasche und sah zu, wie sein Partner in Stellung ging. Einer ihrer Gegner, ein winziger irischer Zahnarzt in Knickerbockers und Schottenmütze, nahm einen Schluck aus einem ledernen Flachmann, den er trotz der frühen Stunde allen anbot. Der andere Gegner, Ian Steel, ein guter Spieler, den er seit Jahren kannte, trug teuer aussehende Bermuda-Shorts und ein Polohemd mit Markenemblem.
    Sie alle waren bei weitem nicht so gut in Form wie er. Bishop griff nach seinem Caddy und ging vor, weil er sich durch den Smalltalk nicht in seiner Konzentration stören lassen wollte. Wenn er die ersten neun mit einem Chip und mit einem einzelnen Putt beendete, wäre er vier unter Par – einfach unglaublich. Der Erfolg lag in greifbarer Nähe!
    Bishop war knapp über eins achtzig, einundvierzig Jahre, körperlich fit, mit einem schmalen, gut aussehenden, aber kühl wirkenden Gesicht und dichtem braunem Haar, das er perfekt nach hinten gekämmt trug. Viele Leute erinnerte er angeblich an den Schauspieler  Clive Owen, was ihm ungeheuer schmeichelte. Er war wie immer auffällig und doch korrekt gekleidet.
    Normalerweise hätte er an einem Wochentag um diese Zeit nicht Golf spielen können, doch nachdem man ihn kürzlich in den Vorstand des renommierten Clubs gewählt hatte, musste er sich bei allen wichtigen Ereignissen sehen lassen. Der North Brighton eignete sich wunderbar, um Kontakte zu knüpfen, zudem waren einige Investoren aus seiner Branche hier Mitglied. Noch wichtiger war es ihm, Katie glücklich zu machen und ihre gesellschaftlichen Ambitionen zu unterstützen, an denen ihr so viel lag.
    Es war, als hätte Katie eine Liste in ihrem Kopf, auf der sie einen Punkt nach dem anderen abhakte: in den Golfclub eintreten, in den Vorstand gewählt werden, bei den Rotariern Mitglied werden, Präsident der Niederlassung werden, in den Vorstand des Tierschutzvereins gewählt werden, sich für die Kinderhilfe einsetzen. Erst kürzlich hatte sie eine neue Liste begonnen, mit der sie ein Jahrzehnt im Voraus plante und schon jetzt die richtigen Leute kennenlernen wollte, die Brian eines Tages helfen würden, High Sheriff oder Lord Lieutenant von East oder West Sussex zu werden.
    Er blieb in höflicher Entfernung hinter den vier Bällen stehen und bemerkte selbstzufrieden, wie weit vorn seiner lag. Aus der Nähe erkannte er, wie gut der Schlag gewesen war. Der Ball lag keine drei Meter vom Green entfernt.
    »Toller Schlag«, sagte der Ire und hielt ihm den Flachmann hin.
    Brian winkte ab. »Danke, Matt, ist noch zu früh für mich.«
    »Weißt du, was Frank Sinatra gesagt hat?«
    Plötzlich lenkte ihn der Anblick des Clubsekretärs, eines eleganten ehemaligen Armeeoffiziers, ab, der mit zwei Männern vor dem Clubhaus stand und auf ihre Gruppe zeigte. »Nein – was denn?«
    »Er hat gesagt: ›Leute, die nicht trinken, tun mir leid. Wenn sie morgens aufwachen, kann ihr Tag nur noch schlechter werden.‹«
    »Ich war nie ein großer Sinatra-Fan«, bemerkte Bishop und behielt die drei Männer im Auge, die jetzt über den Platz auf sie zukamen. »Zu schmalzig.«
    »Man muss ja kein Sinatra-Fan sein, um gerne zu trinken!«
    Bishop widmete sich der Frage, welchen Schläger er nehmen sollte. Am elegantesten wäre der Pitching Wedge, dann würde er hoffentlich nur noch einen kurzen Putt benötigen. Doch die jahrelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man seinen Vorteil nutzen musste. Auf dem trockenen Boden wäre ein gut bemessener Putt die sicherste Wahl, obwohl er das Green noch nicht erreicht hatte. Der makellose Rasen war grün wie ein Billardtisch, sah aus wie mit der Rasierklinge geschnitten und
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