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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny!
Autoren: John Ball
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wollen sagen, daß es sich so ziemlich ausgleicht«, antwortete Hotchkiss taktvoll und wandte sich wieder Tibbs zu, der das Ende des Zwiegesprächs geduldig abgewartet hatte. Nun nahm er den Faden wieder auf.
    »Wie Sie wissen, feuerte Johnny einen Schuß in das Hotchkiss-Haus und suchte das Weite. Das war ein Delikt im zivilrechtlichen wie auch im strafrechtlichen Sinn. Im Hinblick auf Johnnys Jugend und seine damalige Gemütsverfassung ist Captain Lindholm jedoch bereit, die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen. Für uns wäre dieser Zwischenfall damit abgeschlossen, sofern nicht Mr. Hotchkiss eine Klage anstrengt.«
    Virgil machte sich nicht die Mühe, aufzublicken; er wußte ohnehin daß Hotchkiss den Kopf schütteln würde.
    »Danke«, sagte Mike zum Captain, der mit einem Nicken antwortete.
    »Johnny entkam in einem Stadtbus und stieg kurz vor der Endstation aus. Ich bin überzeugt, daß er zu diesem Zeitpunkt liebend gern nach Haus gegangen wäre, aber er traute sich nicht. Er begriff nicht, daß jeder Polizeibeamte ihm geholfen und ihn vor Schaden bewahrt hätte. Wenn man seine Erziehung bedenkt und was er gerade angerichtet hatte, kann man verstehen, warum er sich nicht an einen Polizisten um Hilfe wandte; aber es wäre weitaus das Beste gewesen, was er hätte tun können.«
    »Ja, Sir«, piepste Johnny.
    Tibbs quittierte die Antwort mit einem flüchtigen Lächeln. »Sie alle wissen, was sich danach ereignete - wenigstens zum Teil. Nach der Schießerei versteckte sich Johnny im Arroyo-Seco-Park und verbrachte dort die Nacht. Das wäre nicht nötig gewesen, weil ich bereits zu diesem Zeitpunkt, trotz gegenteiliger Zeugenaussagen, nicht mehr daran glaubte, daß er für den Tod von Willie Orthcutt verantwortlich war.«
    Die Überraschung der Zuhörer war offenkundig.
    »Sobald ich von der Schießerei hörte, begab ich mich ins Krankenhaus, wo ich im Korridor auf Charles Dempsey stieß. Bei seinem Bericht über die Vorgänge fielen mir sogleich einige schreiende Widersprüche auf. Er sagte mir, er habe Johnny zu entwaffnen versucht, indem er ihn von hinten ganz plötzlich bei den Armen packte. Nun ist Dempsey aber achtzehn Jahre alt und gilt allgemein als ein smarter aufgeweckter Bursche. Es ist der Gipfel der Unvernunft, einen Menschen, der eine Schußwaffe in der Hand hat, auf die Art zu packen; hier kam noch hinzu, daß Dempseys bester Freund direkt in der Schußlinie stand. Das Ganze war so idiotisch, daß ich an Dempseys Glaubwürdigkeit zu zweifeln begann. Ich gebe zu, in der Aufregung tun Leute zuweilen die unsinnigsten Dinge, aber hier handelte es sich um eine wohlüberlegte Aktion; das wurde mir auch von einem ehrlichen Zeugen bestätigt.
    Zweitens, Dempsey beharrte darauf, daß zwei Schüsse abgefeuert wurden, und auch das erschien mir wenig glaubhaft.
    Seiner Aussage zufolge traf die erste Kugel das Opfer in den Bauch, woraufhin es die Hände über der Leibesmitte kreuzte und zu Boden sank. Dann schoß Johnny, laut Dempsey, noch ein zweitesmal auf den Jungen. Das erschien mir denn doch ein zu starkes Stück für einen völlig verängstigten neunjährigen Buben, der sich bei der ersten günstigen Gelegenheit losriß und davonmachte.
    Ein .38er Revolver hat einen ziemlich starken Rückstoß und ist sehr laut. Nach dem ersten Schuß, zumal, wenn er versehentlich losging, muß der Junge halbtot vor Schreck gewesen sein. Sein späteres Verhalten beweist das. Ein zweiter, vorsätzlich abgegebener Schuß unmittelbar nach dem ersten war deshalb in meinen Augen ein Unding. Charles Dempsey begann meine Neugier und meinen Verdacht zu erregen.«
    Virgil nahm zu seinem äußersten Mißbehagen wahr, daß Mike McGuire ihn anglotzte, als vermöge er nicht zu glauben, daß dieser ruhige dunkelhäutige Mann ein so scharfsinniger Kopf war. Tatsächlich war Mike bisher davon überzeugt gewesen, daß so scharfsinnig überhaupt kein Polizeibeamter sei, und so kam er aus dem Staunen nicht heraus.
    »Zu diesem Zeitpunkt hatte ich Grund zum Verdacht, aber nicht mehr. Ich konnte nicht beweisen, daß der Revolver versehentlich losgegangen war, obwohl ich davon überzeugt war. Was mich in meiner Überzeugung bestärkte, war die Tatsache, daß Johnny allein vier Leuten gegenübergestanden hatte, die ihn buchstäblich eingekreist hatten. Es mußte ihm klar gewesen sein, daß die anderen sofort über ihn herfallen würden, falls er den Jungen vor sich kaltblütig niederschoß.
    Kehren wir nun zu Dempsey zurück oder >Sport<, wie
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