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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
Autoren: Michael Scott
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verzweifelten Gefangenen ihre Bewacher überwältigt hatten und auf dem Weg zur Wache geflohen waren. Man würde sie nie mehr wiedersehen.
    »Jetzt hab ich dich, Nicholas Flamel.«
    Flamel stand immer noch auf der obersten Treppenstufe und steckte jetzt die Hände in die hinteren Taschen seiner verwaschenen schwarzen Jeans. »Wenn ich mich richtig erinnere, warst du gerade dabei, mein Grab zu schänden, als du diese Äußerung das letzte Mal gemacht hast.«
    Machiavelli blieb abrupt stehen. »Woher weißt du das?«
Vor über 300 Jahren hatte Machiavelli mitten in der Nacht Nicholas’ und Perenelles Grab aufgebrochen, weil er wissen wollte, ob der Alchemyst und seine Frau tatsächlich tot waren, und um herauszufinden, ob sie möglicherweise mit Abrahams Buch der Magie begraben worden waren. Der Italiener war nicht wirklich überrascht gewesen, als er feststellte, dass beide Särge mit Steinen gefüllt waren.
    »Perry und ich standen im Dunkeln direkt hinter dir, so dicht, dass wir dich hätten berühren können, als du die Platte von unserem Grab gehoben hast. Ich wusste, dass jemand kommen würde … Aber dass du es sein würdest, hätte ich nicht geglaubt. Und ich gebe zu, ich war enttäuscht, Niccolò«, fügte er hinzu.
    Machiavelli setzte seinen Aufstieg zur Basilika fort. »Du hast mich immer für einen besseren Menschen gehalten, als ich in Wirklichkeit bin, Nicholas.«
    »Ich glaube, dass in jedem von uns etwas Gutes steckt«, sagte Flamel leise. »Selbst in dir.«
    »Nein, in mir nicht, Alchemyst, nicht mehr, und schon seit sehr langer Zeit nicht mehr.« Machiavelli blieb wieder stehen und wies auf die Polizisten und die schwer bewaffneten, schwarz gekleideten Männer der französischen Spezialeinheiten am Fuß der Treppe. »Jetzt komm, ergib dich. Es wird dir nichts geschehen.«
    »Ich weiß gar nicht, wie viele Leute das schon zu mir gesagt haben«, erwiderte Nicholas traurig. »Und alle haben sie gelogen.«
    Machiavellis Ton wurde schärfer. »Du kannst es mit mir aufnehmen oder mit Dr. Dee, aber du weißt, dass der englische Magier noch nie viel Geduld hatte.«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Flamel mit einem Schulterzucken. Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich könnte es mit keinem von euch beiden aufnehmen.« Er wandte sich kurz ab, und als er sich wieder zu Machiavelli umdrehte, ließ der Ausdruck auf seinem Gesicht den unsterblichen Italiener einen Schritt zurückweichen. Einen Augenblick lang lag etwas Uraltes und Unversöhnliches in Flamels Blick und seine Augen leuchteten in einem intensiven Smaragdgrün auf. Im Flüsterton – und für Machiavelli doch klar und deutlich zu verstehen – sagte er: »Es wäre besser, wenn wir beide uns nie mehr begegnen müssten.«
    Machiavelli versuchte ein Lachen, doch es kam ziemlich heiser heraus. »Das klingt ja wie eine Drohung … Aber in deiner Lage bist du weit davon entfernt, Drohungen aussprechen zu können, glaub mir.«
    »Es ist keine Drohung«, erwiderte Flamel und trat von der obersten Treppenstufe zurück, »sondern ein Versprechen.«
    Die kalte, feuchte Nachtluft war plötzlich durchdrungen von einem intensiven Vanilleduft, und Niccolò Machiavelli wusste, dass sich irgendetwas höchst Unerfreuliches anbahnte.
    Sophie Newman stand aufrecht da, die Augen geschlossen, Arme an den Seiten, Handflächen nach außen gekehrt. Sie holte tief Luft. Ihr Herz raste, und sie versuchte, ruhiger zu werden, damit ihre Gedanken sich frei entfalten konnten. Als die Hexe von Endor sie wie eine Mumie in Binden aus verfestigter Luft gewickelt hatte, war innerhalb von Sekunden das Wissen von Tau senden von Jahren auf das Mädchen übertragen worden. Sophie hatte sich eingebildet, sie könnte spüren, wie ihr Kopf anschwoll, als er die Erinnerungen der Hexe aufnahm. Seither hatte sie permanent Kopfschmerzen, ihr Nacken war steif und hinter den Augen pochte ein dumpfer Schmerz. Noch vor zwei Tagen war sie ein ganz normales Mädchen gewesen, das ganz normale, alltägliche Dinge im Kopf gehabt hatte: Hausaufgaben und Schulprojekte, die neuesten Songs und Videos, nette Jungs, Handynummern, Internetadressen und Blogs.
    Jetzt wusste sie Dinge, die kein Mensch jemals wissen sollte.
    Sophie Newman besaß das Gedächtnis der Hexe von Endor; sie wusste alles, was die Hexe gesehen und erlebt hatte, alles, was die blinde Alte im Laufe von Jahrtausenden getan hatte. Es war alles ein großes Durcheinander, eine Mischung aus Gedanken und
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