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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband
Autoren: Jana Held
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Schmerzen. Raban beugte sich über sie und strich ihr sanft ein paar feuchte Haarsträhnen aus dem verletzten Gesicht. Ihr Kopf glühte. Wieder hatte er den Eindruck, ein unschuldiges Opfer vor sich zu sehen und nicht eine zornige, wilde Zerstörerin.
    »Ich kann leider nichts für Euch tun«, sagte er leise und fragte sich, warum die Wölfin ihr nicht half. Schließlich war Inmee die Hohepriesterin der schwarzen Göttin. Nachdenklich schaute er sich um und zog sich einen Stuhl an das Bett.
    »Wißt Ihr«, sagte er und betrachtete die ohnmächtige Frau. »Ich bin den weiten Weg von Worms hierher gekommen, um die Magie zu lernen. Seit ich als Kind dieses Land verlassen mußte, habe ich davon geträumt, das Wesen der Magie meines Vaters zu verstehen.«
    Die Frau rührte sich nicht, ihr Atem ging flach und war kaum noch zu spüren.
    Raban griff in die Tasche und zog seine Flöte heraus. Schüchtern begann er ein paar Töne darauf zu blasen, dann spielte er ein kleine Melodie.
    Als er geendet hatte, strich er wieder sanft über den Kopf der Priesterin.
    »Wißt Ihr, Faramund hat mir das Musizieren beigebracht. Abend für Abend ließ er es mich üben. Ich fand es scheußlich, doch Faramund war in dieser Sache unerbittlich. Er war der Meinung, nur ein Ritter, der ein Instrument spielen kann, würde auch einst das Herz einer Dame erringen. Und wenn kein Weib in der Nähe ist, hat Faramund gesagt, dann kann man sich selbst damit ein wenig Kurzweil bereiten.«
    Raban dachte einen Augenblick nach. »Ich habe das Flötenspiel wirklich nicht geliebt, darum habe ich Faramund nie gedankt für das, was er für mich getan hat. Er war mir ein guter Lehrer, und ich bedauere, kein besserer Schüler gewesen zu sein. Aber ich hatte nur Augen und Ohren für die Magie. Mein Vater ist ein großer Feuermagier, und meine Mutter war lange vor Euch die Hohepriesterin der schwarzen Göttin. Also habe ich Stunde um Stunde in Faramunds Burg gesessen, hoch oben im Turmzimmer, und habe mich in alle alten Schriften vertieft, die ich finden konnte. Doch ich fand nicht wirklich, was ich darin suchte. Der Schlüssel zu Weisheit und Macht blieb mir verborgen. Also kam ich nach dem Ritterschlag hierher in meine Heimat zurück, um nach den Dingen zu suchen, von denen ich glaubte, daß mein Herz sie begehrte.«
    Raban strich mit den Fingern über die Flöte und betrachtete sie eine Weile. »Mit Euch, Priesterin, und der Wölfin, dachte ich, diesen Traum meiner Kindheit erfüllen zu können. Dafür habe ich selbst Brunhild, meine treue Gefährtin, verraten. Ich glaubte an Eure unbesiegbare Kraft, an Eure Schönheit. Ich vertraute Eurer gewaltigen Macht, mit der Ihr den Garten der Gwenyar habt zu Stein erstarren lassen. Und nun?« Er schaute auf. »Nun weiß ich, nichts von alledem ist wahr. Ihr seid nicht einmal in der Lage, diesen Fluch von Euch zu nehmen, der Euch umbringt. Ich habe mich geirrt. Ihr seid längst nicht so mächtig, wie ich glaubte. Und was die Wölfin betrifft…« Er seufzte. »Sie wird mich nicht zum unterirdischen Schloß meiner Väter führen, wie sie es versprach. Selbst dann nicht, wenn ich Brunhild dafür töte. Genausowenig, wie sie Eure Schmerzen lindert oder Euch wirklich zur Hüterin des Feuers macht, wird sie sich meiner annehmen. Sie geht ihre eigenen Wege, fernab von den Wünschen, Hoffnungen und Träumen der Menschen. Sie ist ein dunkler Dämon ohne Herz!« Er schwieg eine Weile und starrte vor sich hin. »Ich bin ein solcher Narr gewesen, zu glauben, dieses warme Feuer in ihren Augen wäre die Wahrheit.« Er steckte die Flöte zurück in die Tasche. Dann stand er auf und fuhr sich nachdenklich mit den Fingern durch das lange Haar.
    »Aber warum erzähle ich Euch das eigentlich? Ihr werdet sterben, und ich…?« Er ging ein paar Schritte in dem Raum auf und ab. Dann zog er noch einmal die Flöte aus der Tasche. »Es ist verrückt. Ihr liegt da und sterbt für einen Traum, den ihr hattet, doch es war Euch nicht bestimmt, Hüterin des Feuers zu sein.« Raban trat an das Bett. »Der Rubin, die Wölfin, all die Toten, Eure Macht und selbst diese Burg machen Euch nicht dazu, weil Brunhild die wahre Hüterin ist und es bleiben wird, gleichgültig, was geschieht. Selbst wenn ich sie töte.«
    Er hielt wieder einen Augenblick inne. »Das ist die Wahrheit! Und ich werde vielleicht für den Traum sterben, die gleiche Macht haben zu wollen, wie mein Vater sie hatte. Ich wollte so sein wie er, doch erst jetzt weiß ich, daß ich es
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