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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband
Autoren: Jana Held
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niemals sein werde. Mir ist es genausowenig bestimmt, Herr des unterirdischen Feuerschlosses zu sein, wie es Euch nicht bestimmt ist, die Hüterin des Feuers zu werden.«
    Eine Weile drehte er das Instrument in seinen Händen. »Wißt Ihr, mein Vater konnte nicht Flöte spielen«, sagte er und setzte den silbernen Stab wieder an die Lippen. Eine zarte Melodie erklang und erfüllte den ganzen Raum. Zum ersten Mal spürte Raban eine wahre Freude über sein eigenes Spiel in sich aufsteigen. Er fühlte sich glücklich und seltsam befreit.
    Erst nach einer ganzen Weile steckte er das Instrument schweigend weg und ließ sich wieder auf dem Stuhl an Inmees Bett nieder.
    »Ich werde hier wachen, bis Ihr zum Totentor geht, Priesterin. Habt keine Angst. Ich verdanke Euch viel!« sagte er.
     

     
    Als Raban die Augen aufschlug, saß der rotbraune Kater auf Inmees Bett, dem er schon ein paar Mal begegnet war, und schaute ihn an. Raban rieb sich über die Augen. Ich muß eingeschlafen sein, dachte er und warf einen Blick auf die Frau. Sie war immer noch ohnmächtig, ihr Zustand hatte sich offenbar nicht verschlechtert.
    »Du mußt wirklich Inmees Kater sein, wenn du ihr den langen Weg bis hierher gefolgt bist«, sagte Raban gähnend, streckte den Arm aus und berührte mit den Fingern das weiche Fell. Der Kater mauzte und ließ sich willig das Köpfchen kraulen.
    Die schweren Vorhänge hatten Raban schon beim Eintreten in dieses Zimmer gestört. Er ging zum Fenster und schob die dicken Stoffe zur Seite. Matt fiel die Abenddämmerung in den Raum.
    »Ich hätte sie früher aufziehen sollen«, sagte er und bedauerte, daß er erst jetzt daran gedacht hatte, Licht in dieses Zimmer zu lassen.
    Vom Fenster aus konnte er einen Teil des Burghofes übersehen. Dahinter lag die schmale, steinerne Brücke, die über den Lavaring führte. Am Ende der Brücke sah er undeutlich zwei Reiter langsam näher kommen. Sein Herz schlug ein wenig schneller.
    »Brunhild kommt!« flüsterte er. Dann wandte er sich zu Inmee um. Die Frau rührte sich nicht. Sie würde wohl kaum mit der jungen Kriegerin kämpfen können.
    Der Kater stolzierte um das Bett, ohne Inmee zu berühren. Sorgsam setzte er jeden seiner Schritte vorsichtig um die Frau herum und schnupperte hier und da an ihr. Wieder mauzte er. Vielleicht macht das Tier sich Sorgen, überlegte Raban und strich ihm beruhigend über das Fell.
    Der Rubin fiel ihm ein. Kurz entschlossen trat er zu der Priesterin, setzte sich auf das Bett und glitt vorsichtig mit seinen Händen unter die Decke. Er befühlte ihren Leib, und endlich in einer kleinen Tasche ihres Gewandes wurde er fündig. Lächelnd zog er an einem ledernen Band den Rubin unter der Decke hervor.
    »Das also ist der Stein der Macht«, sagte er und ließ den dünnen Riemen mit dem Rubin genüßlich ein paar Mal vor seinen Augen pendeln. Er erinnerte sich daran, wie Inmee den Stein auf der Lichtung mit ihrem Blut getränkt hatte.
    Der Kater kam näher, seine Ohren bewegten sich unruhig, und er ließ den schwingenden Lederriemen nicht aus den Augen.
    »Er sieht nicht wie etwas Besonderes aus, findest du nicht auch, Kater?« fragte Raban und ließ den Rubin weiter schaukeln.
    Vom Burghof herauf erklang ein schauriges Knurren.
    Die Wölfin scheint die Reiter entdeckt zu haben, dachte Raban und blickte zum Fenster hinüber. Im gleichen Augenblick schnappte der Kater mit der Schnauze nach dem Lederband, riß es ihm aus der Hand und sprang mit einem gewaltigen Satz vom Bett. Noch ehe Raban begriff, was geschah, war das Tier samt dem Edelstein aus dem Raum verschwunden.
     

     
    Die Wölfin stand in der fahlen Abenddämmerung am anderen Ende der schmalen Steinbrücke, die über den Lavaring führte. Das Tier hatte die Lefzen hochgezogen. Die weißen, langen Reißzähne hoben sich drohend von dem dunklen Fell ab.
    Brunhild atmete tief ein. Sie hatte Mühe, das tänzelnde Pferd unter sich zu beruhigen.
    »Ihr seid also doch gekommen«, sagte eine verächtliche Stimme in ihrem Kopf. »Ich habe schon geglaubt, Euch habe der Mut verlassen, weil ich solange auf Euch warten mußte, Hüterin des Feuers!«
    Die Wölfin kam zwei Schritte näher. Das Knurren wurde lauter.
    »Laßt Euch von diesem Dämon nicht einschüchtern«, sagte Norwin neben ihr und zog sein Schwert. Er hatte es am Sattel des Pferdes gefunden, das der Craiach ihm geschenkt hatte.
    »Wir werden diese Wölfin besiegen. Wir dürfen ihr nur keine Zeit für ihren finsteren Zauber
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