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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband
Autoren: Jana Held
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etwas geschehen war.
    »Hier, haltet das Ende des Gürtels«, sagte Brunhild und reichte es Raban.
    Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. »Es gab einmal eine Zeit, da hat Euch mein Wort genügt«, sagte er, und seine Stimme klang noch trauriger. Dann schüttelte er den Kopf und stand auf, ohne den Gürtel zu berühren. »Ich werde mich von Euch nicht prüfen lassen.« Er ging zum Fenster. Draußen war es dunkel geworden. Nur der rote Schein des Lavaringes glühte noch und warf seltsame Schatten in den Raum.
    »Ich habe es eingesehen, Brunhild! Ich habe mich geirrt«, sagte er leise. »Es war der falsche Weg.«
    »Das ist alles, was Ihr dazu zu sagen habt?« fragte Brunhild und ließ sich auf einem Stuhl nieder, der nahe am Bett stand.
    »Ja! Das ist alles.«
    Brunhild schüttelte ungläubig den Kopf. »Und wenn ich die Wölfin nicht besiegt hätte? Wäre es dann auch noch der falsche Weg?«
    »Dann wäre mein Leben jetzt zu Ende. Ebenso wie ihres.« Raban deutete auf Inmee. »Die Wölfin hatte ihre eigenen Ziele.«
    »Das klingt zu einfach, Raban!«
    Er trat einen Schritt vom Fenster weg auf sie zu. »Vielleicht, aber ich sehnte mich nach der Kraft der Magie, nach dem geheimen Wissen der Macht, und die Wölfin versprach mir, alle diese Wünsche zu erfüllen.«
    Brunhild erinnerte sich, daß der Dämon sie auf ähnliche Weise gelockt hatte. Ihr Zorn auf Raban legte sich ein wenig. Sollte sie wütend sein, nur weil er zu schwach war, einer Versuchung zu widerstehen, die selbst sie als Priesterin in Gefahr gebracht hatte?
    »Ich wollte nicht nur ein einfacher Ritter sein. So wie mein Vater wollte ich werden.«
    Ein leises Lachen erklang von der Tür her.
    Brunhild fuhr auf dem Stuhl herum. Antana stand dort. Sie hielt ihre schmerzenden Arme immer noch ein wenig von sich fortgestreckt, doch auf ihrem Gesicht lag eine ausgelassene Heiterkeit.
    »O Raban, ich glaube, so zu werden wie Euer Vater, wird Euch nicht gelingen!«
    »Antana?« Raban schaute freudig auf. Dann fiel ein Schatten über sein Gesicht. »Spottet meiner nicht. Ich habe erkannt, daß ich nicht so sein werde wie er. Es ist nicht mein Weg!«
    »Na, das will ich doch hoffen!« sagte Antana und lachte wieder. »Zwei Kater sind mir nämlich zuviel!«
    »Was soll das heißen?« fragte Brunhild.
    »Sprecht nicht in Rätseln«, drängte Raban. »Was meint Ihr damit?«
    »Nun, daß die alte Ramee vor langer Zeit in der Nacht des brennenden Wasserfalls deinen Vater in einen Kater verwandelt hat, um ihn nicht töten zu müssen. Seither ist er ein rotbraunes Fellknäuel mit Samtpfoten und einem eigenwilligen Kopf.«
    »Ein rotbrauner Kater?« Rabans Gesicht hellte sich auf. Er lächelte. »Ein rotbrauner Kater!«
    »Seid Ihr ihm schon begegnet?« fragte Brunhild.
    Raban nickte. Er ging zurück zum Fenster und schaute hinaus. »Ja«, sagte er leise. »Ich denke, er hat einen sehr eigenwilligen Kopf. Und ein weiches Fell.«
    Dann griff er nach seiner Flöte und begann wieder zu spielen.

Epilog
    er Sieg über die Wölfin und die schwarze Priesterin verbreitete sich schnell im Land. Brunhild wurde von den Menschen als die neue Herrin der Flammenburg gefeiert. Immer wieder aber überfiel sie die Erkenntnis, daß sie ihre göttliche Aufgabe keineswegs schon gelöst hatte. Denn der Rubin, das Wahrzeichen der Macht für eine Hüterin des Feuers, blieb auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Auch das dringende Gefühl, noch einmal fortziehen zu müssen, um eine Möglichkeit zu finden, den versteinerten Garten zu erlösen, quälte Brunhild oft. Ihre Gefühle für Raban waren durch die Tatsache, daß er sie verlassen hatte, tief verletzt worden, doch mit der Zeit, als er fortgezogen war, lernte sie ihn aus der Ferne wie einen Bruder zu lieben, den sie schätzte und gelegentlich auch sehr vermißte. Ihr Herz und ihre Sehnsucht gehörten aber dem geheimnisvollen Waldkönig, dem Craiach. Sie trug seinen Ring, und sie schwor, niemals einen anderen zu lieben. Einmal glaubte sie, auf einem Maskenfest dem Craiach begegnet zu sein, doch nach dem Tanz hatte sich der Maskierte rasch von ihr verabschiedet und war davongegangen. Brunhild träumte oft von ihm.
    Norwin wurde durch den Kampf mit der Wölfin nicht getötet. Durch Antanas Hilfe wurde er zum ersten Ritter an Brunhilds Hof. Er war ihr stets ein treuer Gefährte, der auch, als sie viel später das Land verließ, an ihrer Seite nach Worms ritt.
    Inmee starb nicht an dem blutigen Fluch. Als Brunhild von Antana und Raban
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