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Nextopia

Nextopia

Titel: Nextopia
Autoren: Micael Dahlén
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schnellsten wachsende Sucht bei jungen Menschen.
    Einem ähnlichen Trend folgend haben Börsenspekulationen im neuen Jahrtausend explosionsartig zugenommen, sowohl was die Zahl der Transaktionen angeht als auch im Hinblick auf die Anzahl der Beteiligten. In der Welt beliebiger Verfügbarkeit kann jeder überall zu jedem Zeitpunkt Aktien jedes Unternehmens kaufen. Und genau das tun wir. Mehrere Untersuchungen belegen, dass die bekanntesten und am intensivsten werbenden Unternehmen die meisten Eigentümer haben – im neuen Jahrtausend kennt praktisch jeder Coca-Cola und möchte ein Stück davon besitzen. Oder damit zocken.
    Ob Lotto, Spielautomaten, Poker oder die Börse, sie funktionieren nach demselben Spielprinzip. Sie beruhen vollständig auf Erwartungen. Erwartungen darüber, wann, wie, wo und wie viel wir gewinnen können. Und sie sind immer zukünftige Versprechungen, der nächste (Nextopia-)Fußhebel, das nächste Pokerblatt, der nächste Aktienanstieg. Es gibt immer ein Nächstes, das Letzte zählt nicht. Und wir können uns nie der Ergebnisse sicher sein, die meisten Menschen empfinden diese Gewissheit des verführerischen Fast. Und das macht sie süchtig bis zu dem Punkt, wo das Zocken zur Sucht des Jahrtausends wird.
    GOSSIP GIRL Die Buchlizenz für Gossip Girl, beginnend mit dem ersten Roman 2002, wurde als Begründung dafür gepriesen, dass die Menschen (sprich: die Teenager) im neuen Jahrtausend eine so altmodische Erfindung wie Bücherkaufen. Und seit die daraus entwickelte Fernsehserie im Jahr 2007 startete, bezeichnen immer mehr Experten sie als die Ursache, warum die Menschen im neuen Jahrtausend eine so altmodische Erfindung wie Fernsehserien konsumieren. Weltweit lenken die Menschen ihre Aufmerksamkeit auf ihre Fernsehgeräte, um das Phänomen der Populärkultur mitzuverfolgen. Oder, was als einer der Hauptgründe für seinen Erfolg bezeichnet wurde, sie laden es sich bei iTunes runter …
    Wie wurde Gossip Girl zu einem solchen Verkaufserfolg des neuen Jahrtausends? Es verbindet zwei beliebte Themengebiete der Erwartungsgesellschaft: Pseudonymität und Klatsch. Wer ist Gossip Girl? Wir wissen es nicht, wir können nur Mutmaßungen anstellen, aber niemals sicher sein! Die Gossip-Girl-Pseudonymität ist symptomatisch für die Welt beliebiger Verfügbarkeit, in der jeder sein kann, wer er will. Wir alle verwenden Pseudonyme und konsumieren Pseudonyme. Weltweit lesen Menschen regelmäßig Blogs, die unter Pseudonym von jemandem geschrieben werden, über dessen Identität sie keine Gewissheit haben. Mehr als je zuvor werden altmodische Bücher unter Pseudonym verfasst – eine Notwendigkeit in diesen Zeiten.
    Pseudonyme versprechen etwas Kommendes – es gibt immer noch etwas über die Person dahinter zu erfahren und sich vorzustellen, die wahre Identität wird demnächst aufgedeckt! In der Welt beliebiger Verfügbarkeit, wo jeder jederzeit und überall alles bekommen kann, was er will, wird das am interessantesten, was er nicht bekommen kann, nämlich die tatsächliche Identität hinter einem Pseudonym. Wir versuchen, sie herauszufinden, und glauben, dass es uns gelingen wird oder vielleicht schon gelungen ist, aber wir können uns nicht ganz sicher sein, es ist das verführerische Fast.
    Und natürlich verbreiten Pseudonyme Klatsch. Schon das Wort Klatsch als solches macht deutlich, dass man sich des Wahrheitsgehaltes nicht sicher sein kann – es ist verführerischerweise fast wahr. In der Welt beliebiger Verfügbarkeit kann jeder jedem überall alles Mögliche erzählen. Was in mancherleiHinsicht den Klatsch immer mehr erleichtert und das Wissen um seinen Wahrheitsgehalt immer mehr erschwert. Und uns gefällt das.
    WOOME.COM Fünf Minuten scheinen das magische Zeitfenster zu sein, das die Aufmerksamkeit in der Welt beliebiger Verfügbarkeit fesselt, in der alles Bessere und Interessantere nur einen Mausklick von Ihren klebrigen Fingerspitzen entfernt ist. Fünf Minuten Fernsehen oder Kino sind alles, was wir brauchen, um uns mit Minisodes unseren Weg durch den Unterhaltungsüberfluss zu bahnen. Und für die Partnersuche gilt dasselbe:
    »Lernen Sie 5 Personen in 5 Minuten kennen und finden Sie heraus, wer zu Ihnen passt«, lautet das Motto von woome.com, dem Äquivalent der Erwartungsgesellschaft zum Speed-Dating. Dating wird zu Minidating. Ähnlich wie beim Minisoding geht es beim Minidating eher darum, die Essenz aus (zeitraubenden und möglicherweise langweiligen) normal langen Rendezvous zu
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