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nevermore

Titel: nevermore
Autoren: Heike
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stieg in ihr hoch, dickflüssig und schwarz wie eine Ölquelle.
    Wer war dieser Typ und was war sein verdammtes Problem? Ihr Blick schweifte kurz zu dem kleinen Metallring, der seine Unterlippe umschloss.
    Varen blinzelte einmal, hob dann langsam eine Hand und bedeutete ihr mit einem gekrümmten Finger näher zu kommen.
    Isobel zögerte, beugte sich dann aber ungewollt, so als stünde sie unter seinem Bann, zu ihm.
    »Was starrst du so?«, flüsterte Varen.
    Isobel wich zurück und ihr Kopf wurde heiß. Sie drehte sich weg und hob ihre Hand. Mayday, Swanson. Hören Sie mich?
    Ein langsames, unheilvolles Kettenklirren kam von hinten. Isobel erstarrte. Sie senkte ihre Hand, und als sie aufsah, stand er hoch aufragend vor ihr, groß, schlank und kreidebleich.
    Bevor sie protestieren konnte, nahm er ihre Hand. Das Einzige, wozu Isobel in der Lage war, war, auf seine Hand und den schwarzen Stift zu starren, der wie aus dem Nichts erschien und begann, sich auf ihrer Haut zu bewegen. Seine Spitze war so kalt und scharf wie Varens Augen.
    Oh! Mein! Gott! Er schrieb auf ihre Haut.
    Isobel wollte etwas sagen, sich dagegen wehren, aber sie war wie versteinert.
    Varens Gesicht blieb ausdruckslos, während er mit dem Stift kleine, sorgfältige Linien zog. Der gleichmäßige Druck des Kugelschreibers kitzelte und verursachte Knoten in Isobels Magen.
    Alles, was sie tun konnte, war, auf den riesigen Ring zu starren, der die Form eines silbernen Drachen hatte und sie von Varens Mittelfinger aus anfauchte.
    Als er endlich fertig war, ließ er ihre Hand los und wandte sich mit einem letzten rasiermesserscharfen, fast mahnenden Blick ab, der sich wie ein Dolch in sie bohrte. Er schnappte sich sein schwarzes Buch und warf sich seine ramponierte schwarze Schultasche über die Schulter. »Ruf nicht nach neun an«, sagte er, steckte sich den Stift hinters Ohr und schlenderte aus dem Klassenzimmer.
    Isobels Gesicht brannte. Ihre Haut kribbelte an der Stelle, wo er sie berührt hatte, und stand fast unmerklich unter Strom. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich das nur einbildete. Als wären ihre Fingerspitzen eingeschlafen.
    Sie machte eine kurze Bestandsaufnahme, zunächst von ihren sieben Sinnen, dann von den Leuten, die sich noch im Raum befanden, voller Angst, dass jemand etwas mitbekommen hatte - anscheinend niemand, was ziemlich erstaunlich war. Sogar Adlerauge Swanson war gerade zu seinem Schreibtisch zurückgekehrt, wo er jetzt ein Sandwich mampfte und die Schülerzeitung Hawk’s Call durchblätterte.
    Isobel sah wieder auf ihre Hand.
    In tiefvioletter Tinte stand da: V 555-0710.

 
     
Gezeichnet
     
    Und, wirst du es Brad erzählen?«, fragte Nikki mit einem etwas zu eifrigen Glitzern in ihren hübschen saphirblauen Augen.
    Isobel gab ihre Kombination ein und versetzte der verbeulten unteren Ecke ihres Spinds einen Tritt. Die Tür sprang auf, ihre Kosmetiktasche flog heraus und fiel mit einem gedämpften Knall zu Boden - und der gesamte Inhalt quoll heraus.
    »Nein«, brummte sie und ging in die Knie, um ihren Lidschatten aufzuheben, dessen bronzefarbenes Inneres vollkommen zerbröselt war.
    Sie seufzte entnervt und stopfte die Schminkutensilien wieder zurück in das Täschchen, wobei ihr Blick erneut auf die schrägen dunkelvioletten Ziffern fiel, die wie ein Brandmal auf ihrer Haut prangten.
    »Warum nicht?«
    »Weil«, erklärte Isobel, »ich glaube, dass Mr Swanson den Typen mag, und außerdem muss ich eine gute Note bekommen, weil ich doch diesen Aufsatz nicht geschrieben habe.«
    Sie stand auf, um ihren Kosmetikbeutel zurück in den Spind zu stecken, doch Nikki packte ihr Handgelenk und wedelte mit der anderen Hand vor Isobels Nase herum.
    »Izzy«, sagte sie, »sieh dir das an! Er hat auf dich geschrieben.
    Als ob er dich als sein nächstes Opfer markieren wollte oder so.«
    Isobel zog ihre Hand weg. »Ist ja gut«, sagte sie und schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. »Wir wissen, dass er ein Rad abhat. Lassen wir es einfach dabei. Brad braucht nichts davon zu wissen.«
    Plötzlich kam eine mysteriöse Hand, von Armreifklirren begleitet, hinter ihrer Spindtür hervor. Isobel machte erschrocken einen Satz nach hinten und würgte damit Nikkis spitzen Kommentar ab. Die Hand hielt Isobels Raspberry-Ice-Lipgloss zwischen ihren langen Fingern.
    Isobel nahm die Tube, warf sie in ihren Spind und wollte gerade ein kurzes Danke murmeln, als Nikki sich erneut ihr Handgelenk schnappte.
    »Ich meine, sieh dir das nur an!«
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