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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte
Autoren: Arena
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Autoschlüssel. Brenner hatte jede Menge Geld in seiner Brieftasche und ich habe nicht mal einen zerknitterten Dollarschein, nur mittlerweile zwei Pistolen auf dem Beifahrersitz liegen.
    Ich öffne das Handschuhfach. Es ist so ordentlich wie das Auto, in dem kein einziger Kassenbon herumliegt und nicht ein Lehmklumpen die Fußmatte verschmutzt. Im Handschuhfach finde ich ein winziges Erste-Hilfe-Set, eine Reisepackung Taschentücher, die Betriebsanleitung für den Geländewagen, Fahrzeugschein und Versicherungskarten (alles auf Michael Brenner ausgestellt), eine Sonnenbrille, ein Reifendruckmessgerät, Feuchttücher und Landkarten von Oregon, Washington und Portland.
    Aber kein Geld.
    Ich lehne mich zurück, völlig erschlagen. Und dann bemerke ich, dass die Erhebung, auf der meine Hand ruht, die Mittelkonsole ist. Ich mache den Deckel auf. Die Konsole enthält ein paar CDs, zwei Stifte und eine lange Reihe Vierteldollarmünzen in einem extra dafür vorgesehenen Plastikhalter. Ich zähle elf. Dann zähle ich noch einmal, weil ich auf zwölf hoffe. Aber es sind immer noch elf. Zwei zu wenig für das Spar-Menü.
    Ich beschließe, eine der Waffen unter dem Sitz zu verstecken. Brenners Waffe, weil sie größer ist. Dillows Pistole passt in meine linke Jackentasche. Das Erste-Hilfe-Set stecke ich in die rechte Tasche, zu dem Foto. Wenn ich gegessen habe – inzwischen ist mir beinahe schlecht vor Hunger –, kann ich auf der Toilette meine Finger neu bandagieren und nachschauen, wie schlimm sie aussehen. Einen der Stifte nehme ich auch mit. Ich muss herausfinden, was hier vor sich geht. Vielleicht hilft es, alles aufzuschreiben.
    Bevor ich aus dem Geländewagen steige, schalte ich die Innenbeleuchtung ein, ziehe den Rückspiegel herunter und betrachte mich darin. Mein Gesicht besteht nur aus Schatten und Kanten und meine Augen sehen müde und alt aus. Meine Augen. Ich merke, wie ich anfange, dieses Gesicht in Besitz zu nehmen, das mich in der Hütte so erschreckt hatte, weil ich glaubte, es würde einer anderen gehören. Ich schalte das Licht aus und schaue mich auf dem Parkplatz um. Ich sehe ein Paar, das ungefähr in meinem Alter ist und Händchen hält, einen alten Mann mit Gehhilfe, eine Mutter, die ihr trödelndes Kleinkind hinter sich herzieht. Ich frage mich, ob heute Werktag ist oder Wochenende. Der Parkplatz ist total voll, obwohl es laut der Uhr auf dem Armaturenbrett noch nicht einmal acht ist. Also ein Wochentag, nehme ich an.
    Ich schaue mich noch ein Mal um. Keine Cops. Niemand, der aussieht, als würde er jemanden suchen, keine Männer, die allein unterwegs sind.
    Ich hole tief Luft und steige aus dem Wagen.

10
TAG 1, 19:56 UHR
    A ls ich den McDonald’s betrete, sitzen ein paar Leute auf den festgeschraubten Drehstühlen. Ich zähle ein älteres Ehepaar, einen Kerl im Anzug und Eltern mit einem kleinen Mädchen und einem Baby in einer Babytragetasche. Obwohl das Mädchen aussieht, als wäre es erst neun, und das Baby jünger ist als das Kleinkind auf meinem Foto, frage ich mich, ob meine Familie auch so aussieht, wenn wir essen gehen. Gehen wir zu McDonald’s? Als die Mutter aufsteht, um noch mehr Servietten zu holen, lässt das Mädchen ein winziges Plüschzebra über dem Gesicht des Babys baumeln. Das Baby lacht und das Mädchen kichert. Mache ich so etwas auch? Habe ich das gemacht?
    Als mich der Vater aus schmalen Augen ansieht, wird mir bewusst, dass ich sie anstarre, und schaue weg. Ich lehne an der Theke, an der man Ketchup und Strohhalme bekommt, und versuche, mir darüber klar zu werden, was ich essen soll. Als Spar-Menü gibt es Burger – einen McDouble und einen McChicken. Der McDouble sieht größer aus, deshalb werde ich ihn nehmen. Auch wenn ein Salat wahrscheinlich gesünder wäre, beschließe ich, mir für den letzten ganzen Dollar eine kleine Portion Pommes zu kaufen. Ich frage mich, was mein wahres Ich wohl gekauft hätte. Vielleicht bin ich ja Vegetarierin.
    Der einzige Kassierer steht schon die ganze Zeit hinter der Kasse und wartet auf mich. Er sieht aus, als wäre er so alt wie ich, hat kurze schwarze Haare und Koteletten, die in der Nähe seiner Ohrläppchen enden. Als ich auf ihn zugehe, ziehen sich seine dichten Brauen zusammen und seine braunen Augen werden schmal, als würde er mich wirklich ansehen.
    Auf seinem Namensschild steht TY, darunter befindet sich eine kleine Anzeige für eine Art Fischburger. Ich bin so ausgehungert, dass sogar ein winziges Foto von einem
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