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Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Titel: Never forget - das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte
Autoren: Arena
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selbst zugefügt hast, bevor du ausgerissen bist. Michael Brenner hat versucht, mit dir über deine Selbstverletzungen zu sprechen, und daraufhin hast du ihn angegriffen. Du hast ihn geschubst und er hat sich beim Fallen den Kopf angeschlagen.«
    Am liebsten hätte ich mir die Pflaster abgerissen, aber ich weiß, dass Officer Dillow immer noch davon überzeugt wäre, dass ich mir das selbst angetan habe, selbst wenn er meine verstümmelten Fingerspitzen sieht. Ich weiß, dass er mir meine verrückte Geschichte nicht glaubt. Zugegeben, die Geschichte dieses Arztes – wie war noch mal sein Name? Dr. Nowell? – ergab mehr Sinn als meine.
    Vielleicht stimmt sie sogar. Vielleicht waren die Hütte und alles, was dort in meiner Erinnerung passiert ist, eine Halluzination. Wie haben sie mich so schnell aufgespürt? Oder ist meine Wahrnehmung des Geschehens sogar bezüglich der Länge der Zeit, die ich gefahren bin, falsch?
    Mir wird bewusst, dass Officer Dillow den Motor nicht angelassen hat. »Wir fahren gar nicht nach Bend, oder?«
    »Nein. Ich habe das nur zu unserer beider Sicherheit gesagt.«
    »Aber warum sind wir hier draußen im Wagen?«
    »Das ist die einzige Möglichkeit, die mir eingefallen ist, um dich festzuhalten, bis Dr. Nowell hier ist, da ich keine Zelle habe, in die ich dich sperren kann.« Officer Dillow klingt traurig. Es ist, als würde mir zwar niemand etwas Böses wollen, aber als müsste man es trotzdem tun. Michael Brenner wollte mich eigentlich nicht umbringen, aber er hatte seine Anweisungen. Officer Dillow wollte mich nicht austricksen, aber Dr. Nowell hat es ihm aufgetragen. »Dr. Nowell hat mir gesagt, dass du wegen deiner Geisteskrankheit, wegen deiner Paranoia, mit mir ins Auto steigen würdest, wenn ich dir erzähle, dass ich befürchte, wir könnten verfolgt werden.«
    Ich zerre am Türgriff. Die Tür gibt keinen Zentimeter nach. Mir wird klar, dass es eine Möglichkeit geben muss, die Tür zu verriegeln, um die Leute – die Häftlinge - die hinten sitzen, festzuhalten.
    Officer Dillows Stimme ist von Trauer erfüllt, als er weiterspricht. »Und, Katie? Dr. Nowell hat mir erzählt, dass Michael Brenner tot war, als sie ihn gefunden haben.«

8
TAG 1, 18:49 UHR
    D er Mann im Wald ist tot? Mir fällt das kleine Lächeln ein, das er auf seinem Führerscheinfoto zeigt. Er sah darauf wie ein netter Kerl aus. War er tatsächlich ein Betreuer in Sagebrush? Oder ist er in Wirklichkeit der Typ, der mich hinaus in den Wald geschleppt hat?
    Egal, wer er ist – ich bin schuld. Ich habe einen Mann namens Michael Brenner umgebracht. Der mich entweder retten oder umbringen wollte.
    Je nachdem, wem man glaubt.
    Glaube ich denn, was dieser Dr. Nowell Officer Dillow erzählt hat? Oder vertraue ich auf meine eigenen Erinnerungen, die nur wenige Stunden zurückreichen? Habe ich mir die Hütte und alles, was dort passiert ist, nur eingebildet?
    Dann fällt mir etwas ein. »Ich habe einen Beweis dafür, dass das, was ich gesagt habe, die Wahrheit ist«, sage ich, während ich die Hand in meine Jackentasche stecke, bis sie das Glas des Bilderrahmens berührt. »Ich habe ein Foto von meiner Familie, das ich aus der Hütte mitgenommen habe. Das beweist, dass ich dort war.«
    »Ein Foto?« Irgendeine Emotion streift Officer Dillows Stimme, aber Überraschung ist es nicht. Es klingt eher nach Erschöpfung. »Katie, wenn man sich in einer psychiatrischen Klinik aufhält, darf man bestimmt Familienfotos dabeihaben.«
    Ich versuche, mir vorzustellen, dass es wahr ist, was er sagt. Ich versuche, mir ein Krankenzimmer mit hellem Linoleumboden und einem einzelnen weißen Bett in der Mitte vorzustellen. Mich an den Geruch von Desinfektionsmitteln, das fluoreszierende Leuchten der Deckenlampen zu erinnern. An Michael Brenner – nicht wie er mich durch den Wald schleppt, sondern wie er in seinem Büro ein ernstes Gespräch mit mir führt und mir ein Taschentuch reicht.
    Nur dass die Bilder, die ich heraufbeschwöre, verschwommen und flach sind, völlig unbeweglich. Aber mein Körper erinnert sich an seine Hände, wie sie mich durch den Wald geschleift haben. Ich habe noch immer das Geräusch seines abgehackten Atems im Ohr.
    Officer Dillow hat recht. Ich habe keine Möglichkeit zu beweisen, was ich behaupte. Genauso gut wie vom Kaminsims der Hütte könnte das Foto auch von einem Krankenhausnachttisch stammen. Für das Handy, die Brieftasche, die Schlüssel, das Auto, sogar für die Jacke – für all das gibt es eine
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