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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass
Autoren: Alistair MacLean
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gespielt.«
    Pearce schob das Geld, das vor Deakin auf dem Tisch lag, zu Garritty hinüber, aber der machte keine Anstalten, es zu nehmen, sondern sagte mir barscher Stimme: »Damit ist die Sache noch lange nicht erledigt.«
    »Ich weiß«, nickte Pearce geduldig. »Das hätten Sie aus dem schließen können, was ich gesagt habe. Sie kennen meine Position, Garritty. Betrügerisches Kartenspiel ist kein bundesstaatliches Delikt, deshalb kann ich auch nicht eingreifen. Aber wenn es vor meinen Augen zu Gewalttätigkeiten kommt – nun, dann muß ich als Hüter von Sicherheit und Ordnung eingreifen. Geben Sie mir Ihre Waffe.«
    »Mit Vergnügen.« Garrittys Bereitwilligkeit verhieß nichts Gutes. Er reichte Pearce seine riesige Pistole, starrte Deakin drohend an und deutete mit dem Daumen in Richtung auf die Vordertür. Deakin rührte sich nicht. Garritty ging um den Tisch herum und wiederholte die Geste. Deakin schüttelte kaum merklich, aber unmißverständlich den Kopf. Garritty schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. Deakin zuckte nicht einmal mit der Wimper. Garritty sagte: »Raus!«
    »Ich sagte Ihnen schon, daß ich kein Freund von Gewalttätigkeiten bin«, erklärte Deakin milde.
    Als Garritty diesmal zuschlug, tat er es mit der geballten Faust. Deakin stolperte rückwärts, stieß gegen einen Stuhl, wobei er seinen Hut verlor, und ging zu Boden. Und dort blieb er auch, auf einen Ellbogen gestützt, liegen. Aus einem Mundwinkel tropfte Blut. Sämtliche Stammkunden hatten sich dazu aufgerafft aufzustehen und drängten sich heran, um das Schauspiel besser verfolgen zu können, und allmählich wich die Fassungslosigkeit auf ihren Gesichtern schierer Verachtung: Gewalttätigkeiten gehörten in diesem Land zum Alltag wie der Pfarrer zur Kirche, und wenn ein Mann eine Beleidigung oder einen körperlichen Angriff hinnahm, ohne den Versuch zu machen, sich zu wehren, so war er in ihren Augen die längste Zeit ein Mann gewesen.
    Garritty blickte fassungslos auf den reglosen Deakin hinunter, und es war ihm anzusehen, daß sein rapide wachsender Zorn ihm in Kürze den letzten Rest seiner Beherrschung rauben würde. Pearce, der näher getreten war, um weitere Handgreiflichkeiten von Garrittys Seite zu verhindern, wirkte einen Augenblick lang seltsam verwirrt, aber gleich darauf erkannte er, was Garritty vorhatte, und als Garritty einen Schritt vortrat und in offensichtlich mörderischer Absicht mit seinem rechten Fuß ausholte, trat Pearce ebenfalls einen Schritt nach vorn und stieß Garritty den rechten Ellbogen in die Magengrube. Garritty würgte, keuchte vor Schmerz und brach, beide Hände auf das Zwerchfell gepreßt, zusammen. Sein Atem ging pfeifend.
    Pearce sagte: »Ich habe Sie gewarnt, Garritty: Keine Gewaltanwendung in Anwesenheit eines US-Marshals. Wenn Sie so weitermachen, sind Sie für diese Nacht mein Gast, obwohl das jetzt auch keine Rolle mehr spielen würde. Ich fürchte, die Sache liegt sowieso nicht mehr in Ihrer Hand.«
    Garritty versuchte sich aufzurichten, was ihm offensichtlich nicht gerade Vergnügen bereitete, und als er schließlich sprach, klang seine Stimme wie die eines Ochsenfrosches mit Kehlkopfentzündung.
    »Was zum Teufel meinen Sie mit ›nicht mehr in Ihrer Hand‹?«
    »Das Ganze ist jetzt eine bundesstaatliche Angelegenheit.« Pearce nahm die Steckbriefe aus dem Umschlag, blätterte sie schnell durch, zog einen heraus, steckte die übrigen zurück in den Umschlag, warf einen kurzen Blick auf den, den er in der Hand behalten hatte, einen ebenso kurzen Blick auf Deakin und winkte Colonel Claremont zu sich, der kaum merklich fragend die Augenbrauen hob und zu Pearce und O'Brien trat. Wortlos zeigte Pearce ihm den Steckbrief: Obwohl es graubraun, fleckig und verschwommen war, konnte man auf dem Bild doch eindeutig den Mann erkennen, der sich John Deakin nannte.
    »Damit bin ich jetzt wohl doch als Fahrgast zugelassen, Colonel«, sagte Pearce.
    Claremont sah ihn schweigend an und wartete. »Gesucht wegen Spielschulden, Diebstahl, Brandstiftung und Mord«, las Pearce vor.
    »Da hatte aber jemand viel Sinn für die richtige Reihenfolge«, murmelte O'Brien.
    »›John Houston alias John Murray alias John Deakin alias –‹ schon gut, ersparen wir uns den Rest. ›Ehemaliger Dozent der Universität von Nevada‹.«
    »Universität?« fragte Claremont entgeistert. »In diesem gottverlassenen Gebirge?«
    »Der Fortschritt läßt sich nicht aufhalten. Colonel. Sie wurde dieses Jahr eröffnet.
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