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Neva

Neva

Titel: Neva
Autoren: Sara Grant
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Körperbau wieder. Die dunklen Augen. Ich schnappe nach Luft, als Ethan ins Licht tritt.
    »Es tut mir leid, Neva«, beginnt er, ohne mich anzusehen. »Ich musste etwas unternehmen. Ich wollte dich nicht verlieren. Es ist nur zu deinem eigenen Besten.«
    Mein Verstand braucht einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten. »Nur zu meinem eigenen Besten?«
    »Wir können nach Hause gehen und neu anfangen. Eine Familie gründen.« Seine Stimme senkt sich und wird brüchig.
    »Ethan, was hast du getan?«, frage ich tonlos.
    Er kommt an den Tisch und setzt sich auf den freien Stuhl mir gegenüber. »Ich rette dich.« Er streckt die Finger nach mir aus.
    Ich balle die Fäuste. »Ich brauche keine Rettung.«
    »Du wolltest mich verlassen.« Er zieht die Hand zurück. »Du wolltest einfach verschwinden, ohne dich auch nur zu verabschieden.«
    Von Ethan verraten. Das ist doch nicht wahr. »Woher wusstest du das?« Ich öffne und schließe die Fäuste.
    »Nach der Dunkelparty habe ich angefangen, dich zu beschatten. Und als du dich mit Thomas getroffen hast, hat man mich kontaktiert.«
    »Man?«
    »Sie hier.« Er macht eine Geste, die den ganzen Raum einschließt. Ich weiß, wen er meint. Die, die mich beobachten, die mich immer schon beobachtet haben. »Du bist mit Braydon abgehauen.« Jetzt wiegt er sich vor und zurück. »Wie konntest du mir das antun?«
    »Wie konnte ich dir das antun? Wie konntest du
mir
das antun?«, frage ich wütend. »Du hast mich verpfiffen. Und du hast behauptet, du würdest mich lieben!«
    »Das tue ich«, flüstert er. »Man hat mir gesagt, dass du tot wärst, aber ich wusste, dass das nicht stimmen kann. Ich habe dein Haus beobachtet. Mir war klar, dass du zurückkommen würdest. Aber ich hätte nie gedacht, dass du versuchen würdest zu fliehen.«
    Ich beiße die Zähne zusammen.
    Ethan streichelt meine Finger. »Hör zu, es ist ganz einfach. Du musst nur dieses Gelöbnis unterschreiben. Wir vergessen die ganze Sache und machen da weiter, wo wir aufgehört haben.«
    Er fasst mich an, als ob er mich kennen würde. Er hat unser gemeinsames Leben bereits genau durchgeplant. Erst hat er mich an den Tisch ketten lassen, nun will er mich an sich ketten.
    »Fahr zur Hölle, Ethan!« Ich stürze mich auf ihn, und ich weiß nicht, was ich täte, wenn die Handschellen mich nicht zurückhalten würden.
    Er springt auf. »Nicht. So bist du doch gar nicht.« Nun ist er wieder da, wo er anfangs gewesen ist – im Schatten.
    »Lass mich in Ruhe. Lass mich einfach in Ruhe.« Ich kann seinen Anblick nicht mehr ertragen.
    »Aber ich will dich nicht verlieren.«
    »Ethan, ich bin bereits fort.« Ich beuge mich vor und lege meinen Kopf auf den Tisch.
    Ein Weilchen steht er noch in seinem dunklen Winkel. Ich kann ihn atmen hören. Dann stockt sein Atem, und er scheint etwas sagen zu wollen, doch er tut es nicht. Er kommt zurück zum Tisch und beugt sich herab zu mir, als wollte er mich küssen. Ich rege mich nicht. »Niemand kann dich jetzt mehr retten«, flüstert er. Mit schweren Schritten marschiert er zur Tür und klopft.
    Mit einem Klicken öffnet sie sich, aber ich höre sie nicht wieder zugehen. Draußen erklingen Stimmen. Ich konzentriere mich, um etwas verstehen zu können. Ich unterscheide drei oder vier verschiedene Personen, Ethan murmelt. Ein Wachmann sagt so etwas wie »Sie haben Ihr Bestes gegeben«. Ich höre das Quietschen seiner Turnschuhe, als er geht.
    »Anscheinend liegt diese Art von Aufmüpfigkeit in der Familie«, hebt sich eine tiefe Männerstimme von den anderen ab.
    »Ihr Vater verlangt, dass wir sie in seine Obhut entlassen«, fügt ein anderer hinzu. »Adams ist ein guter Patriot. Wenn sie nicht unterschreibt, wird er sie wahrscheinlich dem Fortpflanzungszentrum für Nonkonformistinnen überstellen müssen. Das wünscht man natürlich niemandem …« Seine Stimme verebbt mit dem Klacken und Tappen seiner sich entfernenden Stiefel.
    Reines, nacktes Entsetzen packt mich. Wenn ich das Gelöbnis nicht unterschreibe, ist das hier nur der Anfang meiner Strafe. Vielleicht sollte ich es tun. Vielleicht darf ich nach Hause gehen, wenn ich verspreche, mir eine Arbeit zu suchen und eine Familie zu gründen. Ich bin nicht stark genug, um das zu ertragen, was immer da noch kommen mag.
    »Okay, ich unterschreibe«, rufe ich. Es kann nur besser sein als das, was Dad für mich vorgesehen hat. Ich versuche, nicht über den nächsten Augenblick hinaus zu denken.
    Ein Wachmann bringt mir ein Blatt Papier
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