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Neulandexpedition (German Edition)

Neulandexpedition (German Edition)

Titel: Neulandexpedition (German Edition)
Autoren: Nico Morleen
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T-Shirt. Plötzlich hatte ich es sehr eilig, musste einfach aus seiner Nähe. Die verrückte Angst saß mir im Nacken, dass er mir meine Gedanken und Träume von der Stirn ablesen konnte, wenn er zu genau hinsah. Schnell kroch ich also aus dem Zelt, blinzelte in die Morgensonne und reckte mich erst einmal. Die Anderen waren zum größten Teil bereits wach und wuselten umher. Nur Rony fehlte noch.  
    „Wer geht freiwillig Brötchen holen?“, erkundigte sich Sandra verschlafen und hantierte mit dem Kessel für das Kaffeewasser.
    „Ich mach das“, bot ich gleich an.
    „Dann helf' ich dir“, gähnte Elias und trottete bereits in Richtung Waldweg. Aus den Augenwinkeln nahm ich noch Johan wahr, wie dieser nun ebenfalls aus dem Zelt krabbelte. Sein Blick war verwundert und teils grimmig. Meiner wurde es auch, als sich sofort Meike zu ihm gesellte. Klar, die nutzte jede Gelegenheit.  
    Um diesem Bild zu entgehen, beschleunigte ich meine Schritte und schloss zu Elias auf.
    „Seit wann bist du eigentlich so versessen aufs Brötchen holen?“, wollte er wissen und musterte mich. Für meinen Geschmack zu eindringlich.
    „Das Gleiche könnte ich dich fragen.“
    „Brauch noch was zu rauchen“, gab Elias zu und rubbelte sich durch die schwarzen Locken, die nun in alle Himmelsrichtungen standen. Unter der Woche bändigte er sie jobbedingt mit massenhaft Haargel. Das gab ihm ein seriöseres Erscheinungsbild, wie Elias meinte und so vertraute man ihm eher sein hart verdientes Geld in der Bank an, statt Medusa. Hier gönnte er sich und seinen Haaren allerdings eine Stylingpause. Mir persönlich gefiel sein Struwwelpeterlook auch bei weitem besser. Als ich Elias zu Beginn seiner Bankkaufmannslehre das erste Mal mit der zugekleisterten Frisur gesehen hatte, waren mir die Tränen gekommen und zwar vor Lachen.
    „Elender Kettenraucher“, grinste ich nun und schüttelte den Kopf.
    „Na, ein Laster muss man ja haben. Kann ja nicht jeder so brav sein wie du.“
    Fast hätte ich gelacht. Im Moment wäre mir ein Tausch ganz recht gewesen. Ich bekam die Nikotinsucht, er die Jo-Sucht. Elias wäre sicher begeistert.
    „Ich mein, wie machst du das? Echt, jetzt. Kein Alkohol, keine Zigaretten, von Drogen gar nicht zu reden und bei den Frauen schnippst du mit dem Finger und hast die Traumfrau schlechthin an der Angel und dann hält das auch noch.“
    „Ja klar, deswegen bin ich jetzt ja auch seit acht Monaten Single, ne?“, hielt ich dagegen.
    Was das andere betraf – von Alkohol ließ ich dank, nennen wir es, familiärer Vorbelastung die Finger.
    Rauchen war nie mein Ding gewesen, genauso wie jegliche Art von Drogen und was das Thema Frauen betraf, spielte Elias auf Rike an.
    Mit siebzehn hatte ich mich in das hübscheste Mädchen der Schule verliebt und sie sich – für mich vollkommen unerklärlich –, in mich. Unsere Beziehung war wirklich wie aus dem Bilderbuch gewesen, bis sie sich entschlossen hatte, ins Ausland zu gehen. Wir waren beide der Meinung, dass eine Fernbeziehung nicht klappen würde und so war auch unsere Trennung beinahe harmonisch verlaufen. Soweit man das von einer Trennung behaupten konnte.
    Ansonsten sah es, was Frauen betraf, mau aus. Wie mir jetzt schon schwante, würde sich daran wohl auch in Zukunft nichts mehr ändern. „Was deine Schuld ist“, konterte Elias. „Da gäb's ja wohl die Eine oder Andere, die nicht abgeneigt wäre. Aber stimmt schon, nach Rike sitzt die Messlatte ganz schön hoch.“
    So ganz stimmte das nicht, nur hatte die sich irgendwie verschoben. Vielleicht würde sich das aber auch wieder revidieren, wenn ich mich wirklich verliebte?
    Verdrängung war manchmal was Herrliches. Mann, ich log mir hier doch 1a selbst in die Tasche.
    „Bin wahrscheinlich einfach noch nicht so weit“, machte ich daher gleich bei Elias weiter. Hoffentlich mit mehr Erfolg.
    „Na, wenn du auch ständig mit Johan zusammenhockst, wo willst du dann auch eine Kandidatin finden?“
    „Klirr, Glashaus“, meinte ich.
    „Du kennst Rony, der ist alleine nicht überlebensfähig“, zuckte Elias mit den Schultern. „Ernsthaft jetzt, dir geht’s gut, oder?“
    „Klar, wie kommst du darauf?“ Elias' Blick machte mich leicht nervös. Er kannte mich verdammt gut. Manchmal zu gut.  
    „Hab nur den Eindruck, dich belastet was. Wenn was ist, du weißt, mein Nebenjob ist Kummerkastenonkel.“
    „Wie könnte ich das vergessen? Nee, alles bestens, wirklich“, versuchte ich ihn zu beruhigen, wie bereits Jo am
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