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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)
Autoren: Hermann Bauer
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das
Fremde erwartet und man trifft dabei plötzlich auf das Vertraute, verliert man für
einen Augenblick die Angst vor dem Ungewissen. Und jetzt wirst du gleich einschlafen
und nicht mehr aufwachen. Ich muss dir leider noch etwas antun, nachdem ich dich
erwürgt habe, damit es so aussieht, als seist du vergewaltigt worden, aber davon
wirst du nichts mehr merken«, redete Elfriede immer leiser auf Anette ein, die sich
noch einmal mit der letzten Kraft, welche die Todesangst ihrem benommenen Körper
verlieh, zur Wehr setzte. Sie presste ihr ein mit Chloroform getränktes Tuch auf
Nase und Mund, doch Anette gelang es, noch einen erstickten Schrei in die Dunkelheit
loszulassen.
    Plötzlich
hörte man Stimmen: »Da vorne sind sie!« – »Los, schnell!« – »Polizei! Lassen Sie
sofort das Mädchen los, und heben Sie Ihre Hände in die Höhe!« Taschenlampen blitzten
auf, Männer hasteten näher. Es waren Leopold, Korber, Juricek und Bollek. Aus der
Dunkelheit kam noch ein weiterer Beamter.
    Elfriede
machte kurz Anstalten wegzulaufen, aber schließlich verharrte sie regungslos und
ließ sich widerstandslos festnehmen. Der Beamte kümmerte sich um Anette. Die Mobiltelefone
begannen zu arbeiten, ein Rettungswagen und weitere Polizeiautos wurden verständigt.
Mit einemmal wurde es hektisch und betriebsam in dem kleinen Aupark.
    Kurze Zeit
später lag er wieder so ruhig und verlassen da, dass niemand ahnen konnte, welches
Drama hier soeben stattgefunden hatte.

18
     
    »Wer sein Glück nur in Träumen
findet, passt nicht zu wirklichen Freuden.« (Nestroy)
     
    Wie so oft im Sommer um diese Zeit
nahe der Sperrstunde war das Café Heller nur mehr spärlich besetzt. Die Kartentische
waren verlassen, die Billardtücher bereits gereinigt und abgesaugt, die Zeitungen
lagen schön zusammengefaltet auf einem Stapel. Die letzten Gäste machten sich auf
den Heimweg. Nur das leise Surren der Kaffeemaschine erinnerte daran, dass das Kaffeehaus
noch geöffnet war.
    Waldi Waldbauer
blickte leicht genervt nach hinten. Dort hatten es sich Leopold und Korber gemütlich
gemacht, um sich von den Aufregungen der letzten Stunden zu erholen und die Ereignisse
des Abends noch einmal Revue passieren zu lassen. Keine gute Idee, fand Waldbauer.
»Leopold, mach keinen Terror«, murrte er. »Wir machen gleich zu, und ich möchte
auch gerne ins Bett. Gerade wie ich überall abkassiert habe, schneist du bei der
Tür herein.«
    »Jetzt hab
dich nicht so und bring uns noch zwei Bier«, gab Leopold gut gelaunt zurück. »Bist
den ersten Tag wieder im Geschäft und willst schon einen Wickel produzieren?«
    »Was heißt
Wickel? Als Oberkellner solltest du über unsere Öffnungszeiten besser Bescheid wissen«,
raunzte Waldbauer.
    »Ist noch
fast eine halbe Stunde Zeit«, versuchte Leopold, ihn zu beruhigen.
    »Ja, aber
es ist praktisch nichts mehr los und da sperren wir auch nicht mit dem Sekundenzeiger
zu!«
    Frau Heller,
die mittlerweile alleine am Cheftisch saß, blickte von ihrer Patience auf und mischte
sich schlichtend in den Disput ein: »Sie können sich schon umziehen und nach Hause
gehen, Herr Waldbauer. Lassen Sie die beiden Herren noch ein wenig zusammensitzen,
ich muss ohnehin auf Doris warten, damit wir uns anschauen, wie wir den hinteren
Teil des Lokals kulturell optimal nützen können.«
    Waldi Waldbauer
zischte mit einer leichten Verbeugung ab. Als Leopold und Korber jeder ein von Frau
Heller höchstpersönlich gezapftes und mit prächtigem Schaum gekröntes Bierglas vor
sich stehen hatten, prosteten sie einander zu. »Knapp war’s, aber es ist Gott sei
Dank gut ausgegangen«, freute Leopold sich.
    »Weil wir
im entscheidenden Augenblick doch noch die Polizei verständigt haben«, betonte Korber.
    »Sie haben
sich also eines Besseren besonnen und Ihre eigensinnige Haltung aufgegeben? Interessant«,
kommentierte Frau Heller von ihrem Tisch aus.
    »Ich hab
dem Richard halt den entscheidenden Hinweis gegeben, damit er nicht mehr böse ist«,
tat Leopold großspurig.
    »Tatsache
ist, dass wir dann doch gemeint haben, es könnte nicht schaden, wenn die Polizei
im Bilde ist«, erzählte Korber in Richtung Frau Heller. »Und das war gut so. Juricek
hat Anette zwar beobachten lassen, nachdem er von ihrer Erbschaft erfahren hatte,
aber Anette hat den Beamten bemerkt und ganz schön ausmanövriert, weil sie sich
wieder einmal verfolgt gefühlt hat. Dadurch war er kurzfristig nicht im Bilde.«
    »Wie das
halt bei Polizeibeamten so der Fall ist«,
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