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Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)

Titel: Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)
Autoren: Hermann Bauer
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Disziplin anbelangt …«
    »Ich weiß«,
gab Korber zu. »Aber wir dachten, dass ihm das Theaterspielen gut tun und einen
neuen Auftrieb geben könnte. Bis jetzt nimmt er seine Aufgabe jedenfalls ernst,
und die Rolle ist beinahe maßgeschneidert für ihn.«
    »Na schön.
Hoffen wir, dass er das Jahr trotzdem zu einem guten Ende bringt. Und Sie, Korber?
Wen spielen Sie?«
    »Den August
Sonders, Herr Direktor.«
    »Aha! Das
ist der Liebhaber des Mündels, sofern ich mich recht erinnere«, konstatierte Marksteiner.
Dann legte sich seine Stirn in Sorgenfalten. »Passen Sie mir auf und machen Sie
keinen Unfug, Korber. Das Mädchen ist hübsch, ich weiß es. Tun Sie mit dem Ding
ja nichts, was über die Rolle hinausgeht«, warnte er. »Ihr Ruf ist in dieser Hinsicht
leider nicht der beste. Sind Sie eigentlich derzeit so etwas wie vergeben?«
    Korber schüttelte
den Kopf. »Nein, Herr Direktor«, bekannte er wehmütig. Eine Zeitlang hatte es so
ausgesehen, als ob sich eine Verbindung zwischen ihm und seiner ehemaligen Schülerin
Geli Bauer anbahnen würde. Als er eine andere ehemalige Schülerin für ein paar Tage
bei ihm einquartierte, kam es jedoch zum Bruch. Man versöhnte sich zwar wieder einigermaßen,
aber jetzt saß Geli in der Geschäftsfiliale ihrer Firma in Salzburg, weit weg. Der
Kontakt war auf Anrufe und E-Mails beschränkt. Ein Neuanfang der Beziehung musste
warten.
    »Schauen
Sie dazu, es müsste doch etwas zu machen sein. Sie sind noch keine 40, Korber, sehen
gut aus. Aber die Riedl lassen Sie mir in Ruhe, wenn ich bitten darf.« Marksteiner
stand während dieser väterlich gemeinten Ratschläge auf, wobei deutlich zu erkennen
war, dass er in den letzten Monaten einige Kilos zugenommen hatte. Er schüttelte
Korber die Hand. »Also dann – vergessen Sie mir die Behaltequote nicht, und sonst
viel Spaß bei den Proben.«
    Korber bedankte
sich und verließ die Direktionskanzlei. Nein, mit Anette Riedl würde es zu keinen
intimeren Kontakten kommen, dessen war er sich sicher. Aber was den Spaß bei den
Proben anging: Daran mochte er nicht so recht glauben. Dazu war Herwig Walters,
der neue Regisseur, ein viel zu ernsthafter und finsterer Mensch.
     
    *
     
    Der Sommer ist keine gute Saison
für das Kaffeehaus. Besonders um die Mittagszeit drückt die Hitze auf die Stimmung
der wenigen Gäste, die in ihren gepolsterten Sitzen meinen, die Luft sei zu einem
endgültigen Stillstand gekommen. Der Duft von Kaffee und Rauch, sonst eine angenehme
Begleiterscheinung des Aufenthaltes, wird nun als besonders störend empfunden. Die
Aktivitäten sind auf dem Nullpunkt angelangt. Kaum jemand rafft sich zu einer Billardpartie
auf, bei der einem das kurzärmelige Hemd am Leibe kleben bleiben könnte. Auch das
Kartenspiel erscheint mit einem Male viel zu anstrengend. Ständig sind die Hände
beschäftigt und vollführen schweißtreibende Bewegungen: ausspielen, stechen, Stiche
einsammeln, zählen, zahlen oder einkassieren. Alles ist viel zu mühsam, auch das
Zeitunglesen, Kaffeetrinken, Denken und Reden. Deshalb verharren die Menschen zu
Hause in ihren Schlupflöchern, bis die Dämmerung herabsinkt und für erträgliche
Temperaturen sorgt. Aber selbst dann sitzen sie lieber in einem lauschigen Gastgarten
oder beim Heurigen als im Kaffeehaus.
    Leopold,
seines Zeichens Oberkellner im Floridsdorfer Café Heller, konnte ein Lied von allen
derartigen Unbilden der heißen Jahreszeit singen. Auch heuer hatte sie wieder einmal
beinahe überfallsartig eingesetzt. Aber was sollte man tun? Zusperren würde ein
Sakrileg bedeuten. Ebenso unmöglich erschien es ihm, und Gott sei Dank auch Herrn
und Frau Heller, einfach ein paar Tische und Sessel auf den Gehsteig zu stellen
und damit einen sogenannten Schanigarten aufzubauen. Das war die ordinäre Antwort
der Wirtshäuser, Eisdielen und Tschocherln auf die allgemeine Wetterlage. Ein Haus
mit Niveau, das von seiner inneren Ausstrahlung lebte, hatte das nicht notwendig.
Das Geschäft lief irgendwie auch so weiter, an wolkenverhangenen Tagen sogar überraschend
gut.
    Man musste
sich halt so einiges anhören, denn wenn dem Wiener heiß ist, dann grantelt er gerne.
Die meisten Gäste vergaßen über ihrem Unmut, dass hohe Temperaturen für diese Jahreszeit
etwas völlig Normales waren. »Bei dieser Hitze schmeckt einem ja nicht einmal mehr
der Kaffee«, murrte ein Gast kopfschüttelnd.
    »In der
Zeitung steht auch nichts Gescheites«, feixte ein anderer. »Sauregurkenzeit! Nichts
tut sich! Da
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