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Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Titel: Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller
Autoren: Lutz C. Frey
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eigentlich nicht üblich, unsere Gäste anzustarren«, stellte eine wohlklingende Stimme neben ihnen fest und ließ ihre Köpfe herumfahren. Hinter einem dunkelroten Samtvorhang, den sie bislang gar nicht bemerkt hatten, war eine großgewachsene Blondine hervorgetreten, welche sie nun freundlich anlächelte. Und trotzdem das Kunststück fertigbrachte, dies auf eine Weise zu tun, die klarmachte, dass sie genau so lange lächeln würde, wie man sich hier an die Regeln hielt. Und dass, falls man tatsächlich dumm genug war, sich nicht an die Regeln zu halten, man mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen hatte.
    »Entschuldigung«, stammelte Jakob und schlug die Augen nieder. Und gleich wieder auf, als ihm auffiel, dass er sich gerade benahm wie eine seiner vierzehnjährigen Schülerinnen, wenn er sie im Unterricht dabei erwischte, wie sie ein Herz mit dem Namen ihres Angebeteten auf ihr Diktatheft kritzelte.
    Auch die anderen murmelten etwas Entschuldigendes, und die Blonde mit der beeindruckenden Mähne nickte knapp, immer noch lächelnd, damit war sie offenbar fürs Erste zufrieden.
    Und dann sah Jakob sie richtig an.
    Gott, wie groß war diese Frau, dachte Jakob, während er fasziniert ihren Körper musterte, der sich verlockend durch ein eng anliegendes, schwarzes Ballkleid abzeichnete. Eleganter Samtstoff. Teuer. Edel. Die Blondine musste mindestens eins achtzig groß sein, und das ohne die High Heels, die sie trug. Das ist keine Frau, dachte Jakob , das ist eine fleischgewordene Göttin!
    »Wenn ihr auf etwas starren wollt, werdet ihr gleich Gelegenheit dazu bekommen, Jungs«, lächelte die Göttin weiter. »Genau genommen habt ihr bereits die Gelegenheit dazu«, sagte sie und schaute Jakob für einen Moment intensiv an, immer noch kokett lächelnd, und mit leuchtend blauen Augen, die auf den Grund seiner Seele zu tauchen schienen. Jakob wurde augenblicklich rot, senkte den Kopf diesmal aber nicht. Wusste sie es? War es ihm so offensichtlich anzusehen, was er hier suchte?
    Die Blondine stellte sich vor ihnen ins Licht, damit sie sie besser begutachten konnten. Selbstsicher, sich ihrer außergewöhnlichen Reize wohl bewusst – sie spielte in einer Liga weit oberhalb der ihrer Kunden, und sie schien das Spiel offensichtlich zu genießen. Ein bisschen wie ein Baseball-Profi, der den Kids in der Junior League ein paar Tricks beibringt. Ungeteilte Aufmerksamkeit. Anbetung.
    Sie präsentierte sich nicht übertrieben, strich nicht verführerisch über die strammen Rundungen ihres hochgewachsenen Körpers. Ein Bein stellte sie jedoch leicht vor, damit sie ihren schlanken Oberschenkel durch das geschlitzte Ballkleid bewundern konnten, eine sanfte Geste von wohlkalkulierter Anmut. Sie mochte ungefähr vierzig sein, gute zehn Jahre älter als Jakob und trug das elegante Kleid mit einer Lässigkeit, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, als die Opernbälle der High Society mit ihrer Anwesenheit zu bereichern. Und vielleicht hatte sie das ja auch. Vielleicht war sie die frustrierte Ehefrau irgendeines reichen Schnösels, der ihrer Reize mittlerweile überdrüssig geworden war, und vertrieb sich nun ihre Langeweile, indem sie sich stundenweise im Angel Hearts verdingte. Jakob glaubte, sich dunkel an einen Film mit einer ähnlichen Handlung zu erinnern. Irgendwas aus den Siebzigern, mit einer Französin, ebenfalls blond, elegant, herausragend schön.
    Ihr Kleid war aus demselben schwarzen Samt wie die armlangen Handschuhe und ihre blonden Locken fielen wie ein dichter Vorhang aus purem Gold über ihre Schultern.
    Diese Frau würde es sein, musste es sein, das wurde Jakob in diesem Moment klar. Es würden ihre Beine sein, vor deren stummer Eleganz er sich verneigen würde. Er würde die Zehen ihrer bestrumpften Füße in den Mund nehmen und daran herumlutschen, während sie noch in den Riemchensandalen steckten, deren hohe Absätze er ebenfalls küssen würde. Und schließlich würde sie sich etwas ganz Bestimmtes umschnallen und dann würde er den Samt ihrer behandschuhten Hände auf seinen Hüften spüren. Fest und fordernd – und doch unsagbar sanft.
    Sie lehnte sich zu ihm an die Bar herüber, eine geschmeidige Geste von beeindruckender Grazie, bei der ihr Haar hinter ihr her zu schweben schien wie eine dichte, goldene Wolke. Sie beugte sich zu Jakob hinab und sah ihm ein weiteres Mal tief in die Augen, während sie ihre Hand sanft auf seinen Unterarm legte. Mit diesem festen Blick, ihr Lächeln unergründlich,
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