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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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Heimatländer zu fördern«. Immer wieder ist er bestrebt, aktuelle Themen mit seinen grundsätzlichen Positionen zu verknüpfen. Der Familienvater sprach sich so denn auch in einem Antrag gegen ein Rauchverbot in Gaststätten aus. Denn »mit dem totalen Rauchverbot droht vielen einheimischen Wirten, vor allem den kleinen sogen. ›Eckkneipen‹, der Todesstoß!« Und er ergänzte, dass »die typische fränkische Gastwirtschaft« durch »eine zunehmende ausländische Billigkonkurrenz, bei denen die Gewerbeaufsicht offensichtlich immer öfter angstvoll beide Augen zudrückt«, zusehends »an die Wand gedrückt« werde.
    Das in den vergangenen Jahren praktizierte Umwerben durch den Landesverband kam bei der Kameradschaftsszene gut an. Der Wahlerfolg in Sachsen, aber auch das gescheiterte Parteiverbotsverfahren motivierten sie, sich bei der Partei zu engagieren. Mit der Begründung, damit »eine legale Struktur« zu haben, »welche praktisch unverbietbar ist«, trat Norman Bordin in die NPD ein. Seit 2006 führt er die JN in Bayern und gehört auch zum Landesvorstand der Partei. 2007 wurde er zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der JN gewählt.
    Aus der Justizvollzugsanstalt Bayreuth bekannte sich im Juli 2007 auch Wiese erneut zur Partei. In der zehnten Ausgabe des » JVA -Reports«, herausgegeben vom neonazistischen Freundeskreis Brandenburg, erklärte er: »Nur die NPD verkörpert für mich eine Partei, die (…) den politischen Kampf bestreitet, (…) um dem deutschen Volk eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen. (...) Auf alle Fälle jedoch lohnt es sich, die NPD bei ihrem national-politischen Kampf zu unterstützen.« Solche Statements von Kameradschaftskadern haben Signalfunktion und blieben nicht ohne Wirkung in der Partei. Die Aktivisten der Kameradschaften wenden sich der Partei zu.
    Bereits im März 2005 übernahm Robert Dietrich aus den Kreisen der Kameradschaft München den Vorsitz des NPD -Kreisverbandes Freising–Erding–Ebersberg. Stefan Winkler, der neben seinen Aktivitäten bei der Neu-Ulmer NPD auch bei der Kameradschaft Neu-Ulm ( KSN U) mitarbeitete, übernahm den schwäbischen NPD -Bezirksvorsitz. Jahrelang richtete er NPD -Veranstaltungen mit bekannten Holocaustleugnern wie Horst Mahler und Bernhard Schaub im bayerischen Senden aus. Die Partei wählte auch Matthias »Baffo« Bauerfeind aus Himmelstadt zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden der NPD Main-Spessart. Dass er nicht nur bei der Kameradschaft Main-Spessart mitwirkte, sondern in der radikalen KS Süd die Nachwuchsstammtische ausrichtete, störte nicht.
    Mit Unterstützung der Kameradschaften gelang es der Partei, ihre einst brachliegenden Strukturen in Bayern neu aufzubauen. Von den bestehenden 37 bayerischen NPD -Kreisverbänden kann mindestens ein Drittel als arbeitsfähig eingeschätzt werden. Fast alle Bezirks- und Kreisgliederungen betreiben eigene Homepages. Die strategischen Veränderungen brachten einen allmählichen personellen Zuwachs. Am 17 . November 2006 erklärte der Landesverband, das ein 22 -jähriger Handwerker aus dem Landkreis Neumark /Oberpfalz ihr tausendstes Mitglied sei. Der Aktionsgrad stieg ebenfalls. Getreu der Bundeslinie wandte sich der Landesverband jenen gesellschaftlichen Themen zu, die die Menschen im alltäglichen Leben und vor Ort bewegen.
    In Schwandorf etwa protestierten am 15 . Dezember 2007 etwa 100 »Nationalisten« auf einem NPD -Marsch unter dem Motto »Gemeinsam gegen sexuelle Gewalt – Opferschutz statt Täterschutz« für die Opfer sexuellen Missbrauchs. Eine Kampagne »Stoppt die Zeit- und Lohnarbeit – Gegen Lohndumping, Sozialraub und Ausbeutung« führten sie in Mittelfranken durch. Mit gezielten Flugblattaktionen versuchte sie im November 2007 , Anwohner in der Region um Ansbach, Weißenburg und Treuchtlingen zu erreichen. Auf einer eigens eingerichteten Internetseite erklärte die NPD , dass »alleine in Bayern« angeblich » 1500 Zeitarbeitsbetriebe mit über 100 000 Beschäftigten gemeldet« seien, und hob hervor: »Arbeit muss sich lohnen – und darf nicht arm machen.«
    Als am 14 . August 2007 in der Landeshauptstadt Tausende Milchbauern für einen höheren Milchpreis auf die Straße gingen, erschien eine Pressemitteilung der NPD unter der Überschrift »Die heimatliche Milchwirtschaft fördern«. Eine andere Presseerklärung griff das Rauchverbot in Gaststätten wieder auf: »Es kann nicht angehen, dass Raucher verfolgt und schikaniert werden (...) und
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