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Neobooks - Transalp 9

Neobooks - Transalp 9

Titel: Neobooks - Transalp 9
Autoren: Marc Ritter , CUS
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und Minze.«
    »Ein neumodisches Gwasch halt. Ihr immer mit eurem Prosecco. Tut’s der gute alte deutsche Sekt nicht mehr?«
    »Nein, der tut’s nicht, weil man sich damit nicht gedanklich an die Hafenmole von Salò versetzen kann an einen kleinen Tisch mit einem italienischen Cavaliere nebendran. Sondern nur an ein Damenkränzchen in Rüdesheim.«
    »Alles klar. Das Herz säuft mit.«
    »Jetzt mal zurück zum Job, Anselm. Wir brauchen eine Karte«, sagte sie.
    »Habe ich doch gestern Abend beim Hüttenwirt gekauft«, antwortete er und zog die Wanderkarte mit der Nummer 59 aus der Oberschenkeltasche der Berghose.
    »Also: x dürfte die Boè-Hütte hier sein. Und davon dreißig Grad zum ›enttarnten Zwerg‹«, murmelte er.
    »Och, Anselm, mir geht da echt die Puste aus. ›Enttarnter Zwerg‹? Was soll das schon wieder?«
    »Genau das versuche ich herauszufinden. Tu mir doch bitte einen Gefallen und schau da drüben auf dem Bücherbrett mal nach Sagen und Märchen aus Südtirol.«
    »Na gut, Bewegung ist gut für die Durchblutung.« Sie stand auf und schaute die Titel auf den Buchrücken der winzigen Hüttenbibliothek durch. Durch die Bank zerlesene Ausgaben, die wohl die Wanderer hier liegengelassen hatten. Sie zog einen Band heraus und ging zu ihrem Tisch zurück. »Woher wusstest du, dass es so ein Buch hier gibt?«
    »Reine Spekulation. Bisher gabs noch auf jeder Hütte ein Buch mit Sagen aus der jeweiligen Gegend.« Plank blätterte das Buch durch. Schon bald wurde er fündig. »Wusste ichs doch. Der enttarnte Zwerg ist Laurin mit der Tarnkappe, den Dietrich von Bern – damit ist das heutige Verona gemeint – in seinem Rosengarten bezwang. Der Rosengarten ist eine Gebirgskette in der Nähe von Bozen, die hast du schon mal gesehen auf Postkarten oder so.« Er zeigte ihr die Schwarzweißfotografie aus der Mitte des alten Buchs. Hier ist also der Scheitelpunkt unseres Winkels. Kannst du das mal in die Karte übertragen?«
    Stephanie Gärtner hantierte mit Bleistift und einem Bierdeckel und zeichnete die Punkte und die Geraden in die Wanderkarte ein. »Zeigt auf den Hauptgipfel der Marmolata.«
    »Will er uns da jetzt hochjagen? Da geht mir dann langsam die Puste aus …«, jammerte Plank.
    »Da geht ’ne Bergbahn hoch, keine Angst, alter Mann. Die nächste Hütte auf der Linie ist die Punta-Rocca-Hütte, gleichzeitig Bergstation der Bahn.«
    »Wie, was meinst du mit ›alter Mann‹, bist du nicht mehr ganz sauber? Nur, weil ich deinen Hugo nicht kenne? Wir gehen da schön zu Fuß hin. Du hast gestern rumgemasselt, dass es dir zu steil war.«
    »Schon gut, Anselm, war nur ein Spaß. Apropos: Habe ich dir schon gesagt, dass du um zehn Jahre jünger aussiehst in den feschen Klamotten? Und du straffst dich und richtest dich regelrecht auf, seitdem wir jeden Tag einen Gipfel stürmen.«
    Plank wurde beinahe rot. Komplimente von Frauen hatte er seit Jahren keine mehr gehört. Und eines, das seinen Körper betraf, schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Konnte es sein, dass Stephanie doch Gefallen an ihm fand? Hoffnung keimte in ihm auf. Dabei fiel ihm etwas anderes ein: »Du, Stephanie, ich muss dir mal was über unsere freundliche Tiroler Seilschaft erzählen …« Dann berichtete er ihr, was er am Abend zuvor über ihr Telefon herausgefunden hatte. Natürlich verschwieg er geflissentlich seine Quellen. Dr. Keil hatte er angerufen, nachdem er mit Koralis fertig war. Und ihm von den Jungnazis aus der Eishöhle berichtet. Keil hatte durchblicken lassen, dass ein weiterer Trupp von professionelleren Einsatzkräften hinter ihnen her war. Als Kletterer getarnt. Er hatte mit seiner Vermutung also recht gehabt.
    Als er mit seinem Report fertig war, schwieg Stephanie betreten. Dann brach es aus ihr heraus: »Scheiße, Anselm, jetzt fühle ich mich aber wirklich ausgenutzt … so eine gemeine, blöde Sau, dieser Typ. Knutscht da mit mir rum. Ja, wäh. Mir wird ganz speiübel, wenn ich denke, dass der mit seiner Nazizunge mir in den Hals … ich könnte kotzen. Ich Vollrind.« Puterrot lief sie vor Zorn an. »Aber warte. Den kauf ich mir. Wenn der uns wieder über den Weg läuft …« Sie atmete tief durch und blickte Anselm Plank in die Augen. »Sorry, Anselm, echt sorry …«
    »Schon gut. Wir müssen das jetzt ausnutzen, dass wir über die mehr wissen, als sie glauben. Falls wir denen wieder begegnen, dann tun wir so, als sei nichts. Wir müssen die zur Strecke bringen, bevor sie … na ja, bevor sie uns zur Strecke
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