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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
Autoren: Susanna Ernst
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die uns von dem am weitesten entfernten Ort aus erreicht, gewinnt einen tollen Preis. 
    Ben zögerte nicht. Er hatte gerade von einer netten Stewardess Buntstifte geschenkt bekommen, und der Flug würde noch eine halbe Ewigkeit dauern.
    Also machte er sich sofort daran, sein Bild auf die freie Hälfte der Karte zu malen. Direkt neben die kleine Prinzessin und das Pferd. Dieses Kunstwerk stammte eindeutig von einem Mädchen. Ihr Name stand über der Krone der Prinzessin: SARAH.
    Ben malte ein Bild von sich selbst und von dem Hund, den er sich immer gewünscht, aber nie bekommen hatte. Er schickte die Karte nur zwei Tage, nachdem sie in seiner neuen Heimat angekommen waren, auf ihren Weg zurück nach London. Immer wieder fragte er sich, ob – und wenn ja, was – Sarah wohl gewonnen hatte. Sie eines Tages kennenzulernen, das wünschte er sich sehr …
    Als die kleine Sarah Pace ein Paket bekam, wusste sie nicht, warum. Sie hatte weder Geburtstag noch war Weihnachten, doch dieses Paket war an sie adressiert.
    Aufgeregt riss sie das Packpapier ab und öffnete den Karton. Ein wunderschöner Teddybär lag darin. Begeistert drückte Sarah ihn an sich und sah dabei, dass noch etwas unter dem Bären lag – die Karte, die sie nach dem Besuch von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett mit ihrem roten Luftballon auf die Reise geschickt hatte.
    Sie hatte gewonnen!
    Außer sich vor Freude zeigte sie allen ihren Teddy, den sie Moe nannte und der von diesem Tag an ihr ständiger Begleiter war.
    Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, nahm Sarah die Karte zur Hand. Wer hatte ihr geantwortet? Wem verdankte sie Moe? Ausgiebig betrachtete sie das Bild.
    Das war ein Junge. Schön hatte er gemalt, bestimmt sich selbst mit seinem Hund. Stolz überreichte Sarah ihrer Nana die besondere Post. Diese bewunderte das Bild, wendete die Karte dann … und brach in schallendes Gelächter aus. »Kein Wunder, dass du diesen Wettbewerb gewonnen hast, mein Schatz«, prustete sie, nachdem ihr Blick auf die chinesische Briefmarke gefallen war.
    Am Abend dieses Tages lehnte Sarah die Karte an ihre Nachttischlampe.
    So sah sie Bens Bild jeden Morgen, wenn sie erwachte, und jeden Abend, bevor sie das Licht ausknipste. Immer wieder fragte sie sich, wie dieser Junge wohl wirklich aussah, wie sein Hund wohl hieß und ob ihr Luftballon tatsächlich bis nach China geflogen war. Sich eines Tages bei dem Jungen bedanken zu können, das wünschte sie sich sehr …
    Viele Dinge und Begebenheiten im Alltag der Menschen – in jeder Stunde, Minute und bestimmt auch in genau diesem Moment eines manchen Lebens – mögen ihnen belanglos und nicht weiter erwähnenswert erscheinen. Zufall eben!
    Andere, bedeutendere Momente werden gerne der Bestimmung zugeschrieben.
    Nun, teilweise trifft das auch zu. Nicht aber in all den Fällen, die ich dir soeben geschildert habe. Für diese Fälle war ich zuständig. Jawohl, ich!
    ICH und das, was du von mir wissen solltest: Ich bin genau so groß, wie für dich bestimmt, erscheine in exakt der Gestalt, die ich für deine Geschichte benötige.
    Ich bin älter, als du es dir jemals vorstellen könntest, und verfüge über die Zeichen der Sterne, wie über Figuren in einem Spiel.
    Ich schreibe Geschichten, in denen es keine Nebenfiguren gibt, sondern nur Protagonisten.
    Ich habe viele Geschwister, wie den Zufall oder die Bestimmung, die mir – zugegebenermaßen – oft zum Verwechseln ähneln und die ebenfalls für die Menschen arbeiten, wenn auch völlig anders als ich.
    Ich liebe die Wege, die du nicht erwartest, den Wind, der sich für mich teilt, um die Dinge zu wenden, die endlose Weite meines bedeutungsvollen Spiels und die Bezeichnungen, die mir dafür gegeben werden. Egal ob ›höhere Macht‹ oder ›Fügung‹, ich höre auf alle Namen.
    Ich bin nicht abhängig vom Glauben der Menschen, ich trage ihn.
    Ich kenne weder Zeit noch Raum, denn dein Ziel liegt stets auf meinem Weg.
    Und, was wohl am wichtigsten ist: Ich gestalte ›das Leben in meinem Sinn‹.
    Wer ich bin?
    Das Schicksal.



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Über Susanna Ernst
    Susanna Ernst wurde 1980 in Bonn geboren und schreibt schon seit ihrer Grundschulzeit Geschichten. Sie leitet seit ihrem sechzehnten Lebensjahr eine eigene Musicalgruppe, führt bei den Stücken Regie und gibt Schauspielunterricht. Außerdem zeichnet die gelernte Bankkauffrau und zweifache Mutter gerne Portraits, malt und gestaltet Bühnenbilder für Theaterveranstaltungen. Das Schreiben ist jedoch ihre
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