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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
Autoren: Susanna Ernst
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schwarzen Hengstes. Es ist ein süßes Bild.
    »Wollt ihr den beiden nicht ihr neues Zuhause zeigen?«, frage ich schließlich.
    »Oh ja!« Die Kleine klatscht begeistert in die Hände. Bevor ihre Mom sie tadeln kann, bemerkt Josie den Fehler und bleibt schlagartig wie angewurzelt stehen. »’tschuldigung!«
    Sarah nimmt die großen Tiere beim Halfter und führt sie, eines auf jeder Seite, über den schmalen Pfad zum Stall. Josie und Jack laufen nebenher. Ich bleibe neben dem jungen Mann zurück und sehe ihnen zufrieden nach. Ja, genauso habe ich mir das vorgestellt. Dann fällt mir etwas ein. »Sie sind aber nicht der Gärtner, von dem mein Schwiegervater erzählt hat«, stelle ich fest.
    Der Mann lacht und schüttelt den Kopf. Kein Wunder, denn er ist viel zu jung und spricht absolut akzentfrei. »Nein, bin ich nicht. Ich soll Ihnen aber ausrichten, dass er heute Nachmittag vorbeikommt und sich vorstellt. Er musste gestern ein Pferd in Washington ausliefern und ist noch nicht zurück.«
    Ich nicke. »In Ordnung. Wir werden ihn brauchen, auf jeden Fall. Dieser Garten überfordert mich maßlos.«
    Der Mann blickt sich um und nickt. »Kann ich mir gut vorstellen, ja! Aber Giuseppe kriegt das hin. Er ist der Beste!«
    Der Name lässt mich aufhorchen; unvermittelt blitzt das Gesicht des Gärtners aus meiner Kindheit vor meinem geistigen Auge auf.
    So hieß er!
    »Giuseppe?«, wiederhole ich. »Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Na dann«, erwidert der junge Mann fröhlich, schüttelt mir die Hand zum Abschied und setzt sich wieder in den Landrover. Er winkt aus dem offenen Fenster, als er in der Einfahrt gewendet hat und hinter dem Tor um die Ecke biegt.
    Auch ich setze mich langsam in Bewegung, gehe die lange Auffahrt entlang und betrete das Haus. Noch einmal hieve ich Sarahs riesigen Karton auf meine Arme. Es ist einer der letzten, bald haben wir den Umzug bewältigt. Der Gedanke versöhnt mich, als ich mich ächzend und schnaubend die Treppe emporkämpfe.
    Diese Aufschrift
›Dinge, die ich mag‹
klingt so privat, dass ich mich für das Schlafzimmer entscheide.
    Sarah kann sich von einigen Erinnerungen einfach nicht trennen. Sie packt Briefe, Fotos und kleine Andenken in große Boxen und bewahrt sie dort auf. Diese Andenken können Bierdeckel, Tickets zu besonderen Veranstaltungen, Steine oder Muscheln sein. Vermutlich steckt der Karton voll mit zweifelhaften Schätzen dieser Art. Gegenstände, die Sarah eben mag und die ihren Wert einzig und allein für sie besitzen, weil sie immer eine besondere Erinnerung verkörpern.
    Mit dem Ellbogen drücke ich die Klinke der Tür herab, die zu unserem hellen, urgemütlichen Schlafraum führt. Ich stoße mit meinem Fuß gegen die Tür. Deutlich zu fest allerdings, denn sie fliegt auf, prallt gegen den Stopper – und kommt mit voller Wucht zurück. Ungebremst schlägt sie vor den großen Pappkarton. Ich versuche, den Aufprall noch abzufangen, aber die Kiste rutscht mir aus den Armen und knallt lautstark zu Boden.
    »Ben? Isse alles klaro?«, ertönt Albertas besorgte Stimme aus dem Untergeschoss.
    »Keine Sorge, nichts passiert!«, beruhige ich sie schnell, während ich mitten in dem großen Raum stehe, mich am Hinterkopf kratze und das volle Ausmaß der Misere betrachte.
Nichts passiert,
trifft es nämlich nicht so ganz. Vor mir liegt ein riesiger Papierhaufen, denn der Karton ist durch den Aufschlag gerissen und sein Inhalt hat sich über den Parkettboden des Zimmers verteilt. In diesem Moment strömt ein Windstoß durch das gekippte Fenster und bläht die hellen Vorhänge wie die Segel eines Schiffes auf. »Mist!«, schimpfe ich und schließe schnell die Tür hinter mir, als der Luftzug droht, einige der Papiere auf den Korridor zu wehen. Seufzend reibe ich mein Kinn. Jetzt ist es kein Haufen mehr, jetzt ist es eine weite, weite Fläche. Mein Plan, den Inhalt stapelweise zurück in den Karton zu packen, ist im wahrsten Sinne des Wortes verflogen.
    Mürrisch begebe ich mich daran, des Chaos' wieder Herr zu werden. Wahllos sammele ich alles ein, was ich zu fassen bekomme: Briefe, einen glitzernden Stein, Postkarten, alte Fotos, jede Menge Zeitungsartikel, Muscheln, einen Ring aus einem Kaugummi-Automaten, eine kleine Puppe, einen alten Schnuller, noch eine Postkarte … 

[home]
    Sarah erzählt.
    A temlos stürze ich ins Wohnzimmer. »Alberta, wo bist du? … Ah, hier!«
    Sie sitzt in einem der bequemen Sessel im Wohnzimmer, vor Bens Sekretär, und ist damit beschäftigt,
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