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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück
Autoren: Alan Lazar
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Hund anschauen könne, und dann könnte man vielleicht gemeinsam entscheiden, was zu tun sei. Sie fragte, ob sie am Wochenende, vielleicht am Sonntag, also in fünf Tagen, Zeit hätten. Jake stimmte zu. Von L. A. aus war es eine etwa fünfstündige Fahrt, weshalb sie etwa um die Mittagszeit eintreffen würde. Jake erklärte sich einverstanden. Sie dankte ihm und legte auf.
    In den darauffolgenden Tagen witterte Nelson das Unbehagen auf Jakes Haut ganz genau. Er zeigte ihm deshalb besonders deutlich seine Zuneigung, als wollte er die Wogen glätten. Immerhin schien wenigstens bei Oliver alles beim Alten zu sein.
    Obwohl Nelson deutlich spürte, dass Jake etwas bekümmerte, trafen ihn die Ereignisse des folgenden Sonntags vollkommen unvorbereitet. Am Tag zuvor, das hatte er bemerkt, hatte man ihn mit Aufmerksamkeit förmlich überschüttet. Jake hatte zum Mittagessen für alle etwas für den Grill gekauft und Nelson extra einen Teller mit ungewürztem Fleisch gegeben, das er in kleine Stücke geschnitten hatte. Jake hatte Norma von dem besonderen Besuch erzählt, den er für den kommenden Sonntag erwartete, und auch sie hatte Nelson besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt.
    Am Nachmittag beobachtete Nelson, wie Jake Oliver in sein Zimmer rief und die Tür hinter ihm zumachte. Nelson lag auf Normas Schoß und spitzte die Ohren. Zuerst hörte man die beiden nur laut reden, doch schon bald fing Oliver zu weinen und zu schreien an. Als er aus dem Zimmer kam, hatte er Tränen in den Augen und lief in sein eigenes Schlafzimmer. Jake folgte ihm. Nelson sprang von Normas Schoß und rannte zu Oliver ins Zimmer, wo der Junge auf dem Bett lag und in seine Kissen schluchzte, während Jake ihm den Kopf streichelte. Nelson kletterte auf das Bett und leckte dem Jungen das Gesicht, doch Oliver wandte den Kopf zur Seite. Und so saßen die drei eine halbe Stunde lang da.
    Schließlich stand Oliver auf und ging langsam und mit trauriger Miene ins Wohnzimmer hinüber. Jake und Nelson folgten ihm. Am Abend schauten sie sich zusammen ein Video an. Nelson war verwirrt, weil Oliver so distanziert zu ihm war. An diesem Abend kuschelte er sich beim Gutenachtsagen auch nicht an ihn, so wie er es sonst tat. Als Nelson mitten in der Nacht aufwachte, hörte er den Jungen wieder leise weinen.
    Jake lag lange wach. Irgendwann merkte er, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als dass die Frau doch nicht die frühere Besitzerin des dreibeinigen Hundes war. Vielleicht würde sie am nächsten Tag ja wirklich kommen, den Hund sehen und ihnen sofort mitteilen, dass er nicht ihr gehörte. Sicher standen die Chancen nicht schlecht, dass es nicht ihr Hund war. Schließlich hatte sie nur ein verschwommenes Video gesehen.
    Genau zur Mittagszeit am folgenden Tag klingelte es an der Tür. Jake lag auf der Couch und las. Norma machte ein Mittagsschläfchen, und Oliver spielte in seinem Zimmer. Nelson lag ruhig da und schien die Entscheidung des Jungen, ihm aus dem Weg zu gehen, zu respektieren.
    Jake machte die Tür auf. Die Frau, die auf seiner Schwelle stand, war ihm auf Anhieb sympathisch. Sie war Ende dreißig und hübsch, aber es war vor allem ihre höfliche Art, die ihm gefiel. Sie trat von Anfang an mit großem Respekt auf.
    Nelson hatte gehört, wie es an der Tür klingelte. Er wollte Oliver nicht allein lassen, empfand es aber auch als seine Pflicht, das Haus vor Eindringlingen zu beschützen, und so hüpfte er vom Bett und rannte zur Haustür. Jake sprach mit einer Frau.
    Nelson schnupperte. Die Witterung, die ihm in die Nase stieg, war überwältigend und stark. Ein paar Sekunden lang waren die Synapsen seines Gehirns wie blockiert, doch dann sprang er auf die Frau zu. Sie war es. Es war Katey. Seine große Liebe. Irgendwie war sie wieder da.
    Der kleine dreibeinige Hund war vollkommen aus dem Häuschen. Er sprang an Katey hoch, zeigte ihr mit allem, was er hatte, wie sehr er sich freute, bellte wild, während ihr Geruch ihn einhüllte wie ein starker, süßer Duft. Er umschloss sein ganzes Wesen und erfüllte seinen Körper mit Verzückung. Der weiche Klang ihrer Stimme, mit der sie zum ersten Mal seit neun langen Jahren wieder seinen Namen sagte, wusch endlich den düsteren Todesgestank weg, der sein Herz eingehüllt hatte.
    Katey legte sich neben ihn auf den Boden, und der kleine Hund überschüttete ihr Gesicht mit Küssen. Sie war ein wenig gealtert, aber sie roch immer noch so wie früher. Sie nahm ihn in die Arme, doch er war einfach nicht zu
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