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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück
Autoren: Alan Lazar
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beruhigen. Als sie den Stumpf an seinem Bein streichelte, schmeckte Nelson zum ersten Mal seit Jahren wieder das Salz ihrer Tränen. Ihre Wiedervereinigung dauerte mehrere Minuten. Katey kraulte ihm den Kopf, so wie sie es früher so oft getan hatte. Er schaute ihr tief in die Augen, nur wenige Zentimeter von dem Gesicht entfernt, von dem er in all den Jahren draußen in der Kälte immer geträumt hatte. Die neugierigen Augen des kleinen Hundes beobachteten, wie sich die Sonnenstrahlen funkelnd in den Augen seiner großen Liebe brachen, und ein tiefer, warmer Frieden erfüllte seine Seele. Und all das beobachtete Jake, auf den Lippen ein bittersüßes Lächeln.
    Wie Nelson war auch Katey überwältigt, als sie ihn zum ersten Mal nach all diesen Jahren wiedersah. Es war ihr schwergefallen, sich Nelson auf nur drei Beinen vorzustellen. Doch als der kleine Hund an diesem Tag aus Jakes Haus kam und sie in seiner Begeisterung schier überrannte, empfand sie nur noch die Liebe, die sie vor all diesen Jahren für ihn empfunden hatte, und eine unglaubliche Erleichterung darüber, dass es ihm gut ging. Er hatte noch dieselben schönen Augen, das weiche Fell und die buschige Rute wie damals, und sein Charakter war der gleiche geblieben. Sie schaute ihm in die Augen und fragte sich, wo er wohl in all diesen Jahren gewesen war, was er durchgemacht hatte. Wie, um alles in der Welt, war er von Albany nach Kalifornien gekommen? Etwas Schreckliches musste ihm widerfahren sein, als er sein Bein verlor, doch an diesem Sonntag war ihm keinerlei Traurigkeit anzumerken, sondern nur die unbändige Freude darüber, dass sie zu ihm zurückgekehrt war. Während Nelson sie küsste und voll überschäumender Liebe an ihr hochsprang, war auch Katey überglücklich.
    Der Verlust von Nelson war für Katey sehr schlimm gewesen. Monat um Monat hatte sie in der Gegend nach ihm gesucht, hatte überall und im Umkreis von vielen Kilometern Zettel aufgehängt. Nachts hatte sie wachgelegen, weil sie wütend auf Don war, da er die Gartentür offen gelassen hatte. Doch als die Monate ins Land gingen, war ihr bewusst geworden, dass die Chancen, den Hund zu finden, immer geringer wurden. In den Tierheimen sagte man ihr, wenn der Hund nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden gefunden würde, bestehe nur eine sehr geringe Möglichkeit, dass man ihn überhaupt noch finden würde. Vor allem jedoch hatte sie sich schreckliche Sorgen um Nelson gemacht. Was fraß er? Wo schlief er? Fror er? Lebte er überhaupt noch? Sie hatte Angst bekommen, der Hund sei auf immer verloren. Monatelang war sie wütend auf sich selbst gewesen, weil sie ihn nie hatte chippen lassen, wie es mittlerweile gang und gäbe war. Noch Jahre später wachte sie manchmal nachts auf und vermisste Nelsons Körper an ihrem Bauch. Lange Zeit beendete sie ihre Klavierübungen immer noch mit » Here Comes the Sun«, ehe ihr bewusst wurde, dass Nelson gar nicht da war, um seinen Lieblingssong zu hören. Irgendwann hatte sie ganz aufgehört, das Lied zu spielen.
    Erst Jahre später, Nelson immer noch im Sinn und mit der vagen Erinnerung an ihren Vater, in dessen Arme sie sich bei dem Song so gerne geschmiegt hatte, suchte sie eines Tages im Internet nach Aufnahmen des Liedes durch verschiedene Künstler. Als sie dabei einen kleinen Hund sah, der zu dem Lied heulend durch die Gegend sprang, spürte sie die Traurigkeit in dem schrecklichen Gejaule, das der Kleine von sich gab. Als sie genauer hinschaute und Nelsons Gesicht sah, das in die Kamera blickte, brach ihr der Schweiß aus. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie merkte, dass das Tier nur noch drei Beine hatte. Es war ein Gefühl, als stocherte jemand mit einem scharfen Messer in ihr herum. Wieder und wieder schaute sie sich den verschwommenen Videoclip von dem kleinen Hund an, der sein seltsames Tänzchen vollführte, während sie im Geiste endlose Szenarien heraufbeschwor, wie er wohl sein viertes Bein verloren hatte. Was war geschehen?, fragte sie sich. Hatte er schreckliche Schmerzen erlitten?
    Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, versuchte sie den Mann zu erreichen, der das Video ins Netz gestellt hatte. Nur seine E-Mail-Adresse war aus der Website zu ersehen, und wochenlang antwortete er nicht. Doch sie überschwemmte ihn geradezu mit Mails, und irgendwann schrieb er zurück, es sei zwar nicht sein Hund, aber er würde versuchen, Kontakt mit dem Besitzer aufzunehmen und ihm mitzuteilen, dass sie nach ihm suche.
    Als Katey an diesem
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