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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
Autoren: V Ironside
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weil er einging. Zuerst war er der Meinung, Hardy hätte darauf gepinkelt, aber kurz bevorArchie einen aufgebrachten Brief an die Gärtnerei schreiben konnte, die den Rosenstock geliefert hatte, kam ich im Garten daran vorbei und bemerkte ein Stück Plastik an denWurzeln. Und mir wurde klar, was passiert war.Archie hatte die Plastikfolie amWurzelballen nicht entfernt! Benimmt man sich so, wenn man noch alleTassen im Schrank hat? Ich glaube nicht. Und es handelt sich hier um einen Mann, der für seine Rosen Preise gewonnen hat, einen Mann, der so besessen war von seinem Garten, dass er sogar den Boden eigenhändig zwei Spatenblätter tief umgegraben hat. Und wer das mal gemacht hat, weiß, was für eine Schinderei es ist.
    Und seit der Geschichte mit dem Rosenstock haben sich noch andere erschütternde Dinge ereignet. Neulich zum Beispiel kehrteArchie nach einem Einkaufsbummel in London mit einem nagelneuen Lodenmantel zurück.Viele Leute würden nichts Besonderes daran finden, dass sich jemand einen Lodenmantel kauft.Warum auch nicht? Das sind warme, grüne, solide Mäntel.Aber ich kenneArchie und weiß, dass er kein Lodenmantel-Typ ist. Nur eine ganz bestimmteArt von Männern mag Lodenmäntel, undArchie ist keiner von denen. Er gehört zu der Sorte, die abgewetzteAnglerjacken aus der teuren Savile Row trägt. Er besitzt nicht eine einzige Jacke ohne Lederflicken auf den Ellbogen.Außerdem sieht es ihm gar nicht ähnlich, sich überhaupt etwas Neues zuzulegen, weil er wie ich einer Generation entstammt, die kein Geld für neue Dinge verschwendet, wenn man noch etwasAltes im Schrank hängen hat, das geflickt werden kann. Ich bin durchaus im Stande, mit einer Haarnadel die klebrigen Restbestände eines Lippenstifts aus der Hülse zu kratzen und sie mir mit den Fingern auf den Mund zu schmieren, anstatt loszuziehen und Ersatz anzuschaffen. Und ich werfe auch niemals die Reste eines Hühnchens weg. Ich koche sogar noch die Knochen aus und mache Bouillon daraus. Einmal habe ich es geschafft, ein Huhn zehnTage lang zu strecken. Mir hängt aus unserer Kindheit immer noch die Erfahrung von Entbehrung an. Den Gürtel enger schnallen und flicken.
    Als mein Sohn neulich kurz vorWeihnachen bei mir übernachtete– seinWagen gab in Shepherd’s Bush den Geist auf, als Jack völlig übermüdet von einer New-York-Reise zurückkehrte, und so kam er bei seiner guten alten Mom unter–, berichtete er morgens, er habe im Prinzip nicht schlecht geschlafen, sei aber von einemWulst in der Mitte des Bettlakens geplagt worden. Ich erklärte ihm, dass ich mich in einer bedrohlichen Rezession in den Siebzigern an eine Methode meiner Mutter erinnert hatte: durchgelegene Laken in zweiTeile schneiden, die kaputtenTeile nach außen klappen und das Ganze dann in der Mitte wieder zusammennähen. Bewährte Methode aus Kriegszeiten. Jack gab ein Schnauben von sich, das ebenso amüsiert wie genervt klang.
    » Mom! « , sagte er. » Du magst ja pleite sein, aber neue Laken kannst du dir doch sicher leisten, um Himmels willen! Kauf dir welche! So was kostet nicht mehr als einen Zehner! Ich hab jetzt wahrscheinlich tagelang einen roten Streifen auf dem Rücken!Was wird Chrissie denken? «
    Aber ich schweife ab. Zurück zuArchies Lodenmantel.
    » Der ist aber schick! « , sagte ich völlig verlogen, alsich ihn vorgeführt bekam; Archie war übersWochenende bei mir und hatte den Mantel herabgesetzt in der Regent Street gekauft. Er war so grün wie ein Billardtisch, hatte eine schmale Lederpaspel am Kragen, eine dünne Kette anstelle eines Kragenknopfs und am Rücken eine aufklappende Falte. Die Knöpfe hatten die Form kleiner Fässer, und– dasAllerschlimmste– an den Schultern hatte er breite Klappen im Stil des Sherlock-Holmes-Mantels. KomischeTeile. Ein Mann mag so groß sein, wie er will, in so einem Ding wirkt er garantiert gut einen Kopf kleiner. Und irgendwie war viel zu viel Stoff an diesem Mantel. Er war etwas zu lang– auch die Ärmel–, undArchie sah darin aus wie eine Kreuzung aus einem kleinwüchsigen Hollywood-Millionär und einem Insekt. Und zwar einem von der riesigen Sorte, wie sie im Regenwald vorkommen.Wenig vorteilhaft.
    » Gefällt er dir? « , fragteArchie während einer ziemlich misslungenen Drehung. » Ich fand, er hat alpinen Charme. «
    » Auf jeden Fall « , antwortete ich, obwohl ich keineAhnung habe, was alpiner Charme sein soll.Vermutlich eine Menge dicker Stoffschichten zwecksWärme und als Polster, wenn man im Schnee
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