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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
Autoren: Arne Dahl
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schloss nicht die Augen, wie er es sonst tat, wenn Félix sein Gesicht abtastete. Er schaute zu. Schaute zu, wie die kleinen Finger sein Gesicht untersuchten, wie sie sahen. Es war phantastisch .
    »Weißt du, was Blindekuh ist, Félix?«, fragte er seinen Sohn. » La gallina ciega? Das ist ein Spiel. Einer ist die Kuh, mit verbundenen Augen. Er muss einen der anderen fangen. Und wer gefangen wurde, wird als Nächstes die Blinde Kuh. So leicht und doch so schwer.«
    Da kletterte Félix auf seinen Oberkörper und setzte sich rittlings darauf. Ein unglaublicher Schmerz durchzuckte Felipe, so etwas hatte er noch nie erlebt. Sein Sohn hüpfte auf und ab, er hüpfte auf seinen sechs gebrochenen Rippen.
    Felipe sollte ihn hochheben, wenn er das überhaupt konnte.
    Er sollte es wirklich tun. Das sagte ihm die Vernunft.
    Nein, dachte Felipe Navarro, als sein blinder Sohn erneut auf seinem Brustkorb hüpfte.
    Nein, dachte er. Genauso soll es sein.

Die ganze Wahrheit
Brüssel, 16. Juli
    Obwohl es Samstag war, empfing ihn Amandine Mercier mit einem strahlenden Lächeln und hüllte ihn in ihr revitalisierendes Energiefeld. Sie hatte ihr Büro zurückbekommen, ihr kleines Reich.
    »Kommissar Karlsson, nehme ich an?«
    »Sehr witzig«, erwiderte Paul Hjelm und lächelte charmant.
    Sie erwiderte das Lächeln noch charmanter und führte ihn ins Büro ihrer Chefin.
    Marianne Barrière wirkte erstaunlich vital. Sie kam ihm entgegen und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung. So standen sie eine Weile.
    »Wie geht es dir?«, fragte er schließlich.
    »Ja, Paul, wie geht es mir?«, sagte sie, eine Hand auf seinen Arm gelegt. »Ich kann meinem Glücksstern gar nicht genug dafür danken, dass ich genügend Urteilskraft besaß, um dir zu vertrauen. Ich habe mich in dieser Zeit auf niemanden verlassen, noch nicht einmal auf Amandine.«
    »Das hättest du aber tun sollen«, entgegnete Paul Hjelm.
    Marianne Barrière lächelte und führte ihn zu der Sitzgruppe, die direkt vor dem Fenster aus Sicherheitsglas stand.
    »War sie daran beteiligt?«
    »Sie hat uns dabei geholfen, Gatiens Verrat aufzudecken«, sagte Hjelm.
    »Ich habe mit Laurent gesprochen«, erklärte Barrière. »Ich weiß über die Sache mit seinen Töchtern Bescheid. Mittlerweile scheint sie niemand mehr zu beschatten.«
    »Du verzeihst ihm also?«
    Marianne Barrière warf einen Blick aus dem Fenster in Brüssels strahlenden Sommerhimmel.
    »Ich brauche ihn«, sagte sie. »Zumindest noch ein Weilchen.«
    »Die Medien rühren groß die Werbetrommel. Obwohl ich sagen würde, dass das dein Verdienst, und nicht Gatiens ist.«
    »Meine Botschaft ist zumindest weit verbreitet worden«, stimmte Barrière zu. »Es wird sich zeigen, ob sie irgendwo auf fruchtbaren Boden fällt. Vielleicht ist es mir doch gelungen, der Welt gegenüber anzudeuten, dass Politik mehr vermag, als Kapital zu verwalten.«
    »Ich denke, du hast mehr als das getan«, sagte Hjelm.
    »Darf ich dir etwas anbieten? Kaffee? Tee? Reichtümer und goldene Berge?«
    »Gern goldene Berge. Nein danke, ich bin auf dem Sprung, Kerstin wartet unten im Wagen auf mich, wir wollen Urlaub machen. Morgen fahren wir für ein paar Tage in die Flitterwochen.«
    »Ja, aber warum ist sie denn nicht mit hochgekommen? Es ist lange her, dass wir uns getroffen haben. Bei dieser Feier in, wie heißt es noch gleich, Muiderslot. Was war das nur für eine eigenartige Veranstaltung.«
    »Sie ist nicht mitgekommen, weil ich allein mit dir sprechen wollte«, sagte Hjelm.
    »Hoppla, worüber denn?«
    »Über ein paar versengte Augenbrauen vom 2. Januar dieses Jahres. Über eine ernste Massenkarambolage auf der Autobahn, mit zwölf Toten. Über die Zeugin ›M. Barrière, EU-Beamtin‹, die von Europas aktivster Verkehrspolizei, der Polizei von Braunschweig, vorgeladen wurde.«
    »Ich habe dir doch von meiner Offenbarung auf der Autobahn erzählt?«, sagte Barrière. »Das war so bizarr. Die Welt stand in einem Flammenmeer aus Benzin, und mittendrin war dieses kleine weiße Elektroauto, und sein Fahrer hatte das Inferno überlebt. Weil es kein Benzin getankt hatte, das explodieren und brennen konnte. Wir werden auch die Todesfälle durch Verkehrsunfälle drastisch eindämmen können, Paul.«
    »Ich weiß«, sagte Hjelm. »Und ich bin ganz deiner Meinung. Das ist großartig. Aber was hattest du dort zu suchen?«
    »Ich bin mit dem Wagen auf der Autobahn unterwegs gewesen. Worauf willst du hinaus?«
    »Du sitzt doch nie selbst am Steuer. Du bist
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