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Negative Glaubenssaetze

Negative Glaubenssaetze

Titel: Negative Glaubenssaetze
Autoren: Demian zur Strassen
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Bäumen im Norden Montevideos. Unser Alltag war erfüllt mit Barbara, Sigrids Tochter, gemeinsamem Haushalt, Vivation-Sitzungen und dem Seminarbetrieb. Manchmal war er auch "über-erfüllt". Die Aufgaben wurden immer größer und die gemeinsame freie Zeit kürzer. Es knirschte zwischen uns, und unsere normalen Mittel reichten nicht mehr aus, um Verständigung und Liebe wieder ins Fließen zu bringen.
    Erst nach einer Weile merkten wir, dass wir in einer ausgewachsenen "Qualverhakung" festsaßen. Wie der Name schon sagt, ist das nichts Spaßiges. Es ist eine Verhakung, bei der die Reaktion eines Partners auf den Schmerz seines Grundthemas in das Grundthema des anderen sticht – und umgekehrt.
    Bei dieser morgendlichen Anziehsituation war meine Unterstützung bei Sigrid gar nicht als solche angekommen, weil es ihr Grundthema "Nicht gut genug" ausgelöst hatte. Für sie war es nur ein subtiler Hinweis, dass sie es besser machen könnte – eine Kritik. Und statt einer Unterstützung in ihrem Stress sah sie nur eine weitere Anforderung in meinem Vorschlag. Ihre Zurückweisung traf mich wiederum in meinem Grundthema, und ich fühlte mich mit dem, was ich liebevoll geben wollte, nicht willkommen. Ich reagierte mit Rückzug, Unzufriedenheit und Kritik, was von Sigrid wiederum als Vorwurf empfunden wurde, sie sei nicht gut genug. Ihre Reaktion darauf führte uns in eine neue Schleife gegenseitiger Verletzung.
    Beim Frühstück erfuhr das Ganze noch eine Steigerung, denn als Barbara zu Tisch kam, konnte sie kaum geradeaus schauen. Sie hatte gemerkt, dass wir wegen ihr in Konflikt waren, und sie fühlte sich schuldig (ihr Grundthema). Die Situation war zum Reißen gespannt. Barbaras Zeitbedarf beim Anziehen hatte in uns Stress ausgelöst, wir waren mit unseren Grundthemen eingehakt, und unsere Reaktion hatte wiederum in ihr Grundthema gestochen und damit in ihre tiefste Wunde.
    Plötzlich schaute Sigrid mich und Barbara an und prustete los. Und die Spannung entlud sich in einem großen Gelächter, als wir erkannten, dass wir in einer dreifachen Qualverhakung gelandet waren!
    Wir hatten gut Lachen, da wir uns schon eine Weile mit unseren Grundthemen beschäftigt hatten und relativ leicht "aussteigen" konnten. Meist aber wirkt eine Qualverhakung im Verborgenen und kann dann die Basis einer Beziehung zerstören.
    Das Schwierige beim Grundthema ist, dass andere kaum ermessen können, wie tief der untergründige Schmerz geht. Wer mit der Negativen Selbstdefinition: "ich bin nicht willkommen" durchs Leben geht, erfährt jede Zurückweisung, jedes Außerhalbstehen unterschwellig als Anschlag auf seine Existenzberechtigung. Wer die Prägung "nicht gut genug" hat, erlebt jede Kritik, als würde sein Wert als Wesen ausradiert.
    Wissen wir nicht, welche Wunde in dem anderen aufgerührt wird, werden wir vieles an seinem Verhalten nicht verstehen und als unangemessen ablehnen. Mit der hohen Wertschätzung, die ich für Sigrid hatte, konnte ich anfangs gar nicht verstehen, wie sie sich durch eine kleine Kritik derartig angegriffen fühlen konnte.
    Eine weitere Schwierigkeit ist die: Wenn wir unbewusst in unserem Grundthema getroffen sind, befinden wir uns weit weg von Liebe und bewusstem Handeln. Was dann reagiert, sind automatische Überlebens-Strategien, die roboterhaft ablaufen: Schild hoch und Schwert raus!
    Als Sigrid und ich merkten, dass wir in unseren Grundthemen verhakt waren, begannen wir sofort mit einem intensiven Unterstützungspakt. Jeden Morgen machten wir zusammen Übungen und entwickelten aus dem Prozess heraus neue. Da wo unsere tiefsten Verletzungen waren, berührten wir uns gegenseitig liebevoll und unterstützend.
    Ich hatte mich vorher nie jemandem so tief in diesen Verletzungen gezeigt. In großen Schritten und kurzer Zeit klärten sich meine letzten Schichten von "Nicht-Willkommen-Sein". Und es kam mein zweites Grundthema hoch: "Nicht-wichtig" . Das war die Schlussfolgerung, die ich gefasst hatte, nachdem meine Schwester auf die Welt gekommen war und ich als Dreijähriger immer noch Aufmerksamkeit brauchte, aber nicht mehr ausreichend bekam.
     
    Das zweischneidige Schwert
    Ich hatte ja vorher schon einen großen Teil meines Grundthemas erlöst und einen leichten Umgang damit. Doch Sigrid, mit der ich intim verbunden den Alltag und mein Leben teilte, kam mir so nahe, dass noch mal tiefere Schichten aufgerührt wurden. Intime Beziehungen können also verstärkt das Grundthema auslösen. "Wenn selbst sie, die mich so
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