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Nefilim KI 9 - Refugium

Nefilim KI 9 - Refugium

Titel: Nefilim KI 9 - Refugium
Autoren: Cahal Armstrong
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...
    Ich hatte mich überanstrengt und musste schnell wieder zurückfinden.
    Mit einem Gedanken versetzte ich mich zurück in den kleinen runden Raum mit den weißen Wänden und der einzelnen Tür. Nur eine Sekunde lang nahm ich wahr, dass er realer wirkte, als der kurze Eindruck, den ich von meinem Körper im Raumanzug erhalten hatte. Eine leise Stimme in meinem Hinterkopf wisperte etwas, doch ich hatte keine Zeit, ihren ängstlichen Worten zu lauschen.
    Wieder ergriff ich den kubischen Knauf.
    Er war diesmal schwergängig und ich packte ihn, bis meine rechte Hand von der Anstrengung schmerzte. Ich sah sie an und verwandelte sie kraft meines Willens in jene Prothese aus Nefilim-Metall, von der ich wusste, dass sie irgendwie zu mir gehörte.
    Ich ergriff den Knauf mit meiner Faust aus Metall und nun öffnete sich die Tür vor mir.
    Erneut stand ich in jener Halle mit den Säulen. Über mir sah ich die unkenntlichen Gesichtszüge, doch etwas stimmte nicht damit. Ein kleiner Teil des Gesichts wurde entblößt, wie von einem Lichtstrahl, der sich verirrt hatte. Grüne Reflexe, wo die Augen sein mussten ...
    Ich riss mich von dem Anblick los, erkannte die schwarz-silberne Säule, die Sargons Bewusstseinsmatrix symbolisierte, und eilte darauf zu.
    Ich ließ mich erneut in den Sternenhimmel dahinter ziehen und landete wiederum in dem Korridor, den ich zuvor betreten hatte. Diesmal hielt ich mein Tempo unterhalb der Grenze, die ich instinktiv wahrnahm. Es gelang mir, die Geschwindigkeit der Eindrücke so zu halten, dass ich sie aufnehmen konnte und ich kam zügig voran. Wenn auch nicht so rasch, wie zuvor. Die Bilder, wie in leuchtenden Rahmen eingefangen, huschten an mir vorbei.
    Wieder sah ich mein dümmliches Gesicht neben dem Scanner, ein ganzes Stück dahinter der Tempel der Kalimbari, danach ein berstender Mond.
    Ich ging schnell, doch nicht zu schnell, weiter. Ich kam an Susannahs Gesicht vorbei, schmerzverzerrt und voller Tränen.
    Weiter!
    Dort die Charybdis ... Geran ... viele Welten, viele Nefilim.
    Ich erreichte das Ende des Korridors. Um mich herum entstanden ständig neue Bilder, wirbelten umher, wie Blätter in einem Sturm. Ich musste nahe an jenem Ort sein, der Sargons Bewusstsein war.
    Doch eine Zone im Zentrum war vollkommen schwarz.
    Ich trat einen Schritt voran.
    Fühlte, roch, schmeckte ...
    ... nichts.
    Aber dafür stürmten unzählige andere Informationen auf mich ein.
    Messdaten, Fernübertragungen, Schwerkraftwirkungen, wie Strömungen in einem unendlichen Ozean. Im Strudel der Impressionen bildete sich ein absoluter Mittelpunkt ab. Ein Fremdkörper, eine Art harte, hässliche Perle erschien im Abstand einer Armeslänge vor mir. Ich konzentrierte mich auf diesen Ort und ertastete ihn mit meinem Geist. Er war wie eine faustgroße Kugel aus pockennarbigem, schwarzem Mineral. Die abscheuliche Kugel flüsterte eine nicht endende Kakophonie aus Befehlen und Anweisungen. Dies war Gerans Wille, die Essenz seiner Anordnungen für Sargon. Ich streckte meine Hand aus Nefilim-Metall aus, ergriff und zerdrückte die Kugel. Wie ein poröses Gebilde aus trockenen Knochen zerplatzte sie unter meinem Zugriff.
    Urplötzlich stoppte der Wirbel der Bildimpressionen und ich wurde in die Halle zurückgeworfen, wo ich unsanft auf den Rücken geschleudert wurde.
    Ich lag unter dem von Dunkelheit verhüllten Gesicht, das ein paar Lichtstrahlen einfing. Lippen glitzerten.
    Keine Zeit!
    Ich raffte mich auf, lief zu der Säule, die Zurvan repräsentierte und sprang in die Finsternis dahinter.
    Diesmal trat ich in den Trichter eines Sturms, der um mich herumwirbelte. Was geschah hier? Unter meinen Füßen sah ich ein menschliches Gesicht - eine junge Frau, ihr Hals vom brutalen Zugriff klobiger Finger abgeschnürt.
    Was zum Henker ging vor sich?
    Dies musste eine Szene aus Zurvans Vergangenheit sein. Aus seiner Zeit als Mensch? Hatte er jemanden erwürgt? Oder war es ein Sinnbild für ... Hass? Psychische Probleme?
    Ich blickte nach oben und sah einen Wirbelwind wie einen Hurrikan, der alles nach oben zog. Der Wind erfasste meine einfachen Kleider und ich ließ mich von ihm ergreifen. Meine Füße hoben vom Grund ab und ich sah mich um. Bilder und Impressionen unaussprechlicher Sinneseindrücke umfingen mich wie ein schrecklicher Mahlstrom. Entweder war dieser Verstand sehr viel chaotischer, oder es hatte etwas mit meiner Wahrnehmung zu tun. Die Geschwindigkeit der Eindrücke nahm zu und ich bemühte mich, nicht von dem
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