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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Autoren: emons Verlag
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Kassenzulassung mit, so
glaube ich, achtundsechzig zurückgeben musste. Immerhin hat er schon während
dieser Zeit in Husum gewohnt.«
    »Das steht nicht fest«, wandte Hilke Hauck ein. »Dr. Pferdekamp
hatte auch einen Zweitwohnsitz in Garding. Und zwar unter derselben Adresse wie
die Praxis.«
    »Das wird immer spannender«, stellte Christoph fest und berichtete
Große Jäger von Hilkes Rechercheergebnissen. »Dann werden wir uns auf den Weg
machen«, beschloss er.
    »Ganz bis zum Auto laufen?«, maulte Große Jäger.
    Christoph ersparte sich eine Antwort. Er schätzte den Weg bis zum
Ausgang auf etwa zweihundert Meter.
    Auf der Buskehre vor dem gegenüberliegenden Hallenbad, das sich
immer wieder gegen das Gerücht wehren musste, marode zu sein, wendete Christoph
und bog in den Marienhofweg ein, eine Straße mit vielen unterschiedlichen
Gesichtern, um kurz darauf das Ziel zu erreichen, das in einem ruhigen
Wohnviertel mit vielen Häusern aus den zwanziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts lag.
    »Husum ist die Stadt der kurzen Wege«, sagte er, als er seinen Volvo
vor dem Haus abstellte.
    Die enge Straße mit dem Kopfsteinpflaster erweckte den Eindruck, als
wäre sie von der Umgebung vergessen worden. Gerade das machte den Reiz dieses
gewachsenen Wohnviertels aus, beginnend bei dem unscheinbaren Friseursalon an
der Straßenecke über die Häuser, die nicht uniform gestaltet, sondern sehr
individuell ausgeprägt waren. Hier wohnte nicht der große Reichtum, aber eine
zufriedene Bürgerschaft.
    »Du meinst, Dr. Pferdekamp hätte auch zu Fuß zum Friedhof gehen
können?« Große Jäger quälte sich aus dem Sitz.
    »Wie sollte er, wenn du über jeden Schritt meckerst.«
    »Ich habe bei der Kavallerie angemustert, nicht bei der Infanterie«,
brummte der Oberkommissar und sah sich um. »Da«, sagte er und zeigte auf ein
Haus mit zur Straße weisendem Spitzgiebel, dessen Fenster mit kunstvoll
gestalteten Stuckornamenten verziert waren. Als sie vor der Tür standen, las er
laut: »Kruschnicke.« Er beugte sich vor und sah sich die Mauer an. »Da war
früher ein größeres Namensschild angeschraubt. Dieses hier ist noch nicht alt.«
    Sie klingelten und mussten einen Moment warten, bis ihnen ein
schlanker, fast dürrer Mann mit auffallend langem Hals öffnete. Das schmale
Gesicht wurde durch hochstehende Wangenknochen und eine lange Nase bestimmt.
Die dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. Das schwarze Haar mit den
Silberfäden hing in dünnen Strähnen über die Ohren.
    Der Mann trug eine braune Stoffhose, ungebügelt, registrierte
Christoph, darüber ein Hemd mit einem an einigen Stellen abgestoßenen Kragen,
das unter einem Pullunder hervorlugte.
    »Ja?«, fragte er und sah die beiden Beamten an, um sofort seinen
Blick über die Straße schweifen zu lassen und seine Umgebung zu scannen.
    »Herr Kruschnicke?«
    »Warum?«
    Christoph hielt ihm seinen Dienstausweis entgegen. »Polizei Husum.
Wir würden gern mit Ihnen sprechen.«
    »Warum?«, wiederholte er und startete erneut den Scanvorgang über
die Straße.
    »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Warum?«
    Christoph befürchtete im Stillen, dass Große Jäger auf seine Weise
die Gesprächsführung übernehmen würde. Er wurde nicht enttäuscht.
    »Mensch, Kumpel, wenn du immer ›Warum?‹ fragst, stehen wir morgen
noch vor der Tür.«
    Kruschnicke starrte den Oberkommissar mit leicht geöffnetem Mund an,
als müsse er dessen Worte erst sortieren. Dann trat er einen Schritt zurück und
gab den Eingang frei.
    Im Flur roch es leicht muffig, so als hätte jemand nasse Kleidung in
einen Schrank gehängt und die Tür geschlossen. Die Lampe mit dem Stoffschirm
spendete nur spärlich Licht. Eine Garderobe an der Wand, der Spiegel und eine
kleine Kommode aus ebenfalls dunklem Holz, ein Schirmständer aus Messing, die
Holztreppe mit den ausgetretenen Stufen, die ins Obergeschoss führte …
Alles wirkte auf den ersten Blick bedrückend.
    Das galt auch für das Wohnzimmer, in das Kruschnicke die Beamten
führte. Der düstere Eindruck setzte sich hier fort. Die Möbel waren alt, ohne
antik zu sein, das dunkle Holz schien jedes Licht zu schlucken. Christoph
erinnerte es an die Einrichtung seiner Großeltern in den fünfziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts. Lediglich die Blumentöpfe mit Zimmerpflanzen, die
allgegenwärtig waren, boten ein wenig Auflockerung. Die Fensterbänke waren mit
Töpfen vollgestellt, vom Fenstersturz baumelten Ampeln herab, auf der Anrichte
standen Blumen,
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