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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Autoren: emons Verlag
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»So genau habe ich das
auch nicht im Kopf. Da müssen wir Annedore fragen. Kommen Sie mal mit.« Er
führte sie in das Büro der Friedhofsverwaltung und wiederholte im Beisein der
Angestellten die Frage der Beamten.
    Die Frau gab etwas in ihren Computer ein. »Dr. Pferdekamp ist
vor zwei Jahren beerdigt worden.« Sie nannte das genaue Datum und den
Sterbetag.
    »Das klingt nicht spektakulär«, stellte Große Jäger fest. »Zwischen
Tod und Beisetzung liegen sechs Tage. Das ist ganz normal.«
    Die Friedhofsangestellte bestätigte es mit einem Nicken.
    »Wie alt ist Dr. Pferdekamp geworden?«
    Sie sah erneut nach. »Achtundsiebzig Jahre.«
    »Hm«, überlegte Große Jäger laut. »Ein schönes Alter. Auch das gibt
uns zunächst keinen weiteren Hinweis. War er Husumer?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Hier ist als letzte Adresse
die Lornsenstraße in Husum angegeben.«
    »Angehörige? Wer kümmert sich um das Grab?«
    »Kann ich Ihnen die Daten geben? Ich meine, wegen Datenschutz und
so«, sagte sie zögerlich.
    »Das gehört zu den Ermittlungsarbeiten. Außerdem … Wollen Sie
zu den Angehörigen fahren und erklären, was dort draußen passiert ist?«
    Man sah förmlich, wie ein Schauder die Frau durchflutete. »Um Gottes
willen«, sagte sie leise und sah auf ihren Bildschirm. »Hier steht, dass ein
Holger Kruschnicke Bevollmächtigter für die Grabstätte ist. Gleiche Anschrift
wie der Verstorbene«, fügte sie an.
    »Das ist ein anderer Name. Steht dort das Verwandtschaftsverhältnis?
Schwiegersohn? Neffe?«, fragte Große Jäger.
    »Leider nicht«, bedauerte die Frau.
    Christoph rief auf seiner Dienststelle an und bat »Tante Hilke« um
Unterstützung.
    »Was kann ich für euch tun?«, fragte die blonde Kommissarin mit den
Sommersprossen.
    »Wir benötigen Informationen über Dr. Hasso Pferdekamp, der vor
zwei Jahren verstorben ist, und Holger Kruschnicke, wohnhaft in der
Lornsenstraße.«
    »Geht es um die Sache auf dem Friedhof? Was ist dort los?«, wollte
Hilke Hauck wissen.
    »Das möchtest du nicht hören«, wiegelte Christoph ab. »So etwas hat
es in Husum noch nicht gegeben. Und ich hoffe, es wird sich nie wiederholen«,
fügte er leise an.
    Sie versuchten, die Wartezeit bis zum Eintreffen der Spurensicherung
mit der Befragung der Friedhofsmitarbeiter zu überbrücken, aber außer den
Informationen, die sie schon erhalten hatten, gab es keine weiteren
Erkenntnisse.
    Das Grab Dr. Pferdekamps befand sich im gleichen Zustand wie
die meisten Gräber. Nicht komplett vernachlässigt, aber auch nicht übermäßig
gehegt und gepflegt.
    »Das sind oft ältere Frauen, die zum Friedhof kommen und sich
manchmal mehrfach in der Woche um die Pflege des Grabes kümmern. Bei gutem
Wetter sitzen sie dort, und einige halten auch Zwiesprache mit ihrem Partner.
Obwohl ich das seit Jahrzehnten kenne, berührt es mich immer noch«, erzählte
Vollstedt. Dann senkte er seine Stimme. »Das wird nur übertroffen von den
Gräbern, in denen Eltern ihre Kindern beerdigt haben.« Er schüttelte sich.
»Daran möchte ich nicht denken.« Plötzlich straffte er sich. »Was ist das für
ein makabrer Scherz, den sich irgendwelche Leute ausgedacht haben?«
    »Das ist kein Scherz«, entgegnete Christoph. »Auch dumme und rohe
Scherze haben ihre Grenzen. Hier steckt etwas anderes dahinter. Da hat jemand
Rache genommen.«
    »Rache?« Der Friedhofsarbeiter sah Christoph ungläubig an.
    Der nickte. »Ja. Wer so viel Mühe auf sich nimmt, ein Grab auf so
perfide Weise zu schänden, muss einen abgrundtiefen Hass gegenüber dem Verstorbenen
hegen. Der muss so tief sitzen, dass auch zwei Jahre nach der Beerdigung der
Hass so unbändig ist, dass jemand diese Anstrengung auf sich nimmt, aber auch
ein großes Risiko, entdeckt zu werden.«
    »Und es war eine gut vorbereitete Tat«, ergänzte Große Jäger. »Kein
spontaner Entschluss.«
    »Aber wieso?« Vollstedt sah von einem zum anderen.
    »Zunächst muss man die Örtlichkeiten auskundschaften, zum Beispiel
ob es ein Loch im Zaun gibt, durch das der oder die Täter geschlüpft sind. Dann
müssen die benötigten Arbeitsmaterialien beschafft werden. Schaufel. Beil. Aber
vor allem … woher nimmt man die erforderliche Menge an Exkrementen?
Ersparen wir uns Einzelheiten«, beschloss der Oberkommissar.
    Er bot dem Friedhofsarbeiter eine Zigarette an. Schweigend rauchten
sie, während Christoph seinen Blick über die Wipfel der Bäume schweifen ließ.
    Ganz langsam lichtete sich der Nebel
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