Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
entgegen.
    »Du hast einen Mann gesehen?«
    »Mmh.«
    Jetzt beugte sich der Oberkommissar noch ein wenig weiter vor.
»Wollen wir Freunde sein?«
    »Lenny hat viele Freunde.« Der Stolz schwang deutlich hörbar mit.
    »Ich möchte auch mit dir befreundet sein.«
    Lenny tat desinteressiert. Christoph entging aber nicht, dass er
zwischendurch immer wieder verstohlen zum Oberkommissar schielte, als würde er
dessen Angebot prüfen.
    »Ich bin Polizist. Wollen wir einmal zusammen im Polizeiauto
fahren?«
    Ein Strahlen erschien auf Lennys Gesicht. »Oh ja.« Gleich darauf
wich es einer sichtbaren Skepsis. »Du bist kein Polizist. Die haben Uniform an.
Mama?« Dabei sah er seine Mutter an, als erhoffe er sich von der eine
Bestätigung.
    Bevor die antworten konnte, klopfte sich Große Jäger an die Stirn.
    »Ich bin dumm, Lenny. Im Unterschied zu dir.« Er zeigte auf einen
Fleck in seiner Jeans. »Sieh mal. Ich habe gekleckert. Und meine Uniform ist
auch schmutzig geworden. Deshalb bin ich heute ohne unterwegs.«
    Lenny sah seine Mutter an. »Stimmt das, Mama?«
    Erst als Frau Lennartz Zustimmung signalisierte, freute er sich.
    »Oh. Polizeiauto fahren.«
    »Versprochen«, sagte Große Jäger und reichte Lenny die Hand. »Und
nun erzählst du mir, was du heute Nacht gesehen hast.«
    Lenny nagte an seiner Unterlippe, als müsse er sich die Geschehnisse
ins Gedächtnis zurückrufen.
    »Bin wach geworden. War ein Mann auf dem Hof. Mit Auto. Und Anhänger.«
Das betonte er überdeutlich. »War böse.«
    »Weil dich der Mann geweckt hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Äh – äh. Weil der Mann durch Lennys
Loch geht. Ist mein Loch.«
    »Das darf er nicht«, bestätigte der Oberkommissar. »Was hat der Mann
gemacht? Hast du das gesehen?«
    Lenny nickte lebhaft. »Ist durch das Loch. Immer wieder. Hat eine
Schaufel getragen. Und ein Beil.« Lenny breitete die Arme aus und zeigte die
Dimension eines Beils an, das mindestens zwei Meter groß gewesen sein musste.
Die beiden Beamten fragten nicht nach. Sie wussten es richtig einzuschätzen.
    »Und weiter?«
    »Der Mann kommt wieder. Immer wieder. Holt einen Eimer aus dem
Anhänger. Geht durch das Loch.«
    »Was hat er im Eimer gehabt? Hast du das gesehen?«
    Lenny nickte.
    »Was denn?«
    Jetzt zuckte er die Schultern. »Weiß nicht.«
    »Konntest du den Mann erkennen?«
    Erneut nickte er.
    »Beschreibe ihn bitte.«
    »Mann.«
    »Weiter!«
    »Mann.«
    Es half nichts. Mehr war nicht zu erfahren. Sie wollten sich zum
Gehen wenden, als Lenny ihnen plötzlich hinterherrief: »Opel.«
    Abrupt blieben die Beamten stehen.
    »Bitte?«, fragte Christoph erstaunt.
    »Opel«, wiederholte Lenny.
    Frau Lennartz, die die Polizisten zur Tür geleitete, schmunzelte. »Autos
sind seine große Leidenschaft. Im Unterschied zu mir kennt er jede Marke.«
    »Darauf kann man sich verlassen?«, hakte Christoph nach.
    »Hundertprozentig«, bestätigte die Mutter.
    »Kennst du das Grab von Dr. Pferdekamp? Das, das heute Morgen
ausgegraben war?«
    Lenny nickte. »Ja.«
    »Bist du öfter da?«
    »Öfter. Immer.«
    »Du kennst wohl den ganzen Friedhof?«
    »Mein Friedhof. Lenny passt auf.«
    »Hast du dort so wunderbar die Blumen gepflanzt?«
    »Hab geholfen.« Lenny unterstrich jedes seiner Worte durch lebhafte
Gesten.
    »Henry?«
    Jetzt lachte er, als wäre Christoph dumm.
    »Hab Holger geholfen.«
    »Holger Kruschnicke?«
    »Holger!«
    »Der war oft da und hat das Grab gepflegt?«
    »Holger ist mein Freund. Bringt immer Blumen. Sieht schön aus.«
    Plötzlich sprang Lenny auf und rannte aus dem Zimmer.
    »Das dürfen Sie ihm nicht übel nehmen.« Die Erklärung seiner Mutter
klang wie eine Entschuldigung.
    »Ihr Sohn hat uns sehr geholfen«, bedankte sich Christoph.
    Während sie zum Abschied Große Jäger die Hand schüttelte, sagte sie:
»Das mit dem Polizeiauto … Das hat er bald wieder vergessen. War aber
trotzdem nett gemeint von Ihnen.«
    »Aber ich werde es nicht vergessen«, versprach der Oberkommissar.
    Als sie im Auto saßen, fragte Christoph: »Wer war Dr. Pferdekamp,
dass jemand auf diese Weise sein Grab schändet? Was hat der Mann zu Lebzeiten
gemacht, um so viel Hass zu schüren?«
    »Wir wissen nur, dass er Arzt war«, erwiderte Große Jäger. »Ob ihm
ein Behandlungsfehler unterlaufen ist? Vielleicht ist er schuld am Tod eines
Patienten. Oder ein Angehöriger unterstellt das einfach.«
    Christoph schüttelte nachdenklich den Kopf. »Das müsste ein kapitaler
Fehler gewesen sein. Er hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher