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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab
Autoren: Helena Reich
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meiner ebenso zahlreichen wie erfolglosen Versuche. Ich halte es mit Mark Twain: Es gibt nichts Einfacheres, als mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe es schon tausendmal getan.«
    Er zwinkerte ihnen zu und ging zurück in die hell erleuchtete Wohnung.
    »Entschuldigen Sie ihn, Magda«, sagte Anděl und lächelte verlegen, »ich weiß auch nicht, was er …«
    Sie drehte sich zu ihm um und legte einen Zeigefinger sanft auf seine Lippen. Sie stand so nah, dass er ihr Parfüm riechen konnte. Ein betörender Duft nach Myrrhe und Weihrauch. Herb und doch zart. Ein Duft ganz wie sie selbst. Er sah in ihre stahlgrauen Augen. Wunderschöne Augen, dachte er. Gar nicht kalt. Bezaubernd. Leidenschaftlich.
    »Wir sollten mit dem albernen Siezen aufhören, meinst du nicht?«, flüsterte sie. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich auf den Mund.

Gespräch mit der Autorin
    Helena Reich, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihren Krimi »Nasses Grab« zu schreiben?
    Ein Zufall, der vielleicht gar keiner war. Im Sommer 2002 wurde Prag überschwemmt von einem Hochwasser, wie es die Stadt seit tausend Jahren nicht gesehen hat. Es herrschte der Ausnahmezustand. Tag und Nacht heulten die Sirenen. Ich saß im Trockenen auf unserer Terrasse über dem Nationalmuseum und stieß auf eine Zeitungsmeldung. Dort hieß es, aus der Metrostation am Wenzelsplatz, nicht weit von uns, seien Särge geschwemmt worden. Diese Sache ließ mich nicht los. Als Journalistin bei der Prague Post fing ich an zu recherchieren. Je tiefer ich mich in diese Geschichte vergrub, umso erstaunlichere Details förderte ich zutage. Doch keiner, den ich traf, wollte sich zitieren lassen. Und so habe ich mich darangemacht, einen Krimi zu schreiben.
     
    Welche Beziehung haben Sie als deutsche Autorin zu der Stadt Prag und zu Tschechien?
    Geboren wurde ich im Westen Böhmens, im Bäderdreieck, doch ein Teil meiner Familie stammte aus Prag und lebt bis heute dort. Meine Eltern flüchteten nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei nach Bayern. Eigentlich sollte es von dort weiter nach Kanada oder Australien gehen. Als Vierjährige landete ich so in einem Münchener Kindergarten, ohne ein Wort Deutsch zu verstehen. Es kam, wie es kommen musste: Wir blieben in München hängen, und ich bin sehr gerne dort groß geworden. Eines aber habe ich über all die Jahre nicht verloren: die Sehnsucht nach meiner böhmischen Heimat. Prag blieb für mich ein unerreichbares Mysterium. Bald nach der Wende fing ich deshalb als Journalistin bei der Prague Post an und lebte auch einige Jahre dort. Gefunden habe ich die schönste Stadt Europas, deren Zauber noch zunimmt, je tiefer ich sie ergründe.
     
    Die Protagonisten Ihres Romans sind eine Pathologin, eine Journalistin, eine Archäologin und ein Kommissar. Steckt in einer der Figuren ein Alter Ego der Autorin?
    Dass ich in Prag als Journalistin arbeitete, habe ich eben ja schon erzählt. Aber wer mich kennt, weiß, dass mich eine Menge Dinge von meiner Figur, der Reporterin Larissa Khek, unterscheiden, nicht nur das kurze Haar. Nach dem Abitur – und damit lange, lange vor der TV-Serie CSI – hatte ich den Wunsch, Rechtsmedizinerin zu werden. Daraus ist nichts geworden. Vielleicht zum Glück. Es ist sicher angenehmer, eine Autopsie zu beschreiben, als sie durchzuführen. Kommissar wollte ich nie sein. Ich teile aber mit Kommissar Anděl die Liebe zur Mathematik, auch wenn ich es in diesem Fach nie weit gebracht habe. Doch wir können es beide nicht lassen, einem Geheimnis auf den Grund zu gehen.
     
    Wann und wo schreiben Sie am liebsten?
    Am liebsten immer und überall. Ginge es allein nach mir, würde ich morgens anfangen und erst spät nachts aufhören. Es macht einfach sehr viel Spaß. Meine besten Einfälle habe ich im Café. Vielleicht gar nicht so überraschend. Die halbe böhmische Literatur ist im Kaffeehaus entstanden, und die Prager Kaffeehauskultur hat eine schon legendäre Tradition. Noch heute findet man einige der schönsten Kaffeehäuser der Welt dort. Das prägt auch mich. Im Café habe ich die Ruhe zum Schreiben, die ich brauche. Aber was ich zu Papier bringe, fängt gleichzeitig die Lebendigkeit und den Witz der Gespräche um mich herum ein. Eben Geschichten, die das Leben schreibt. So etwas findet man nicht im stillen Kämmerlein. In welchem Café ich am liebsten schreibe, verrate ich allerdings nicht.
     
    Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
    Ich wäre eine
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