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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab
Autoren: Helena Reich
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kam, als Markéta in Panik aus der Wohnung lief. Sie stand im Wohnzimmer und rief nach mir. Ich war im Schlafzimmer. Dann hörte ich etwas zu Boden fallen und eine weitere Stimme, die nach mir rief. Der Oberst. Ich lief ins Wohnzimmer. Er hatte Larissa niedergeschlagen und stand in der Wohnzimmertür. Als er mich sah, richtete er eine Pistole auf mich und schoss.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    » Mörder . Mehr habe ich nicht gehört.«
    »Er ist tot.«
    »Ich hätte ihm alles erklären können.«
    »Er hat eine Zyankalikapsel zerbissen, als wir ihn verhaften wollten.«
    »Hat er Dana getötet?«
    »Ja.«
    »Und diesen Hora?«
    »Nein. Das war wohl Dana Volná.«
    »Warum?« Honza schien ehrlich überrascht.
    »Ich nehme an, sie beging den Fehler, zu ihm zu gehen«, sagte Anděl und erzählte von seiner Vermutung bezüglich Danas Motiv für den Mord an dem Fotografen. »Als sie dann neulich in seiner Wohnung stand, muss es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen sein. Er wusste, dass sie dort gewesen war, als sie längst hätte fort sein sollen.«
    »Aber der Mann war … er war verliebt in sie, er hätte sie nicht verraten. Er hat doch nur mich angeschwärzt, der Dreckskerl.«
    »Vielleicht hat das Gefühl die lange Zeit nicht überdauert. Oder er hatte was gegen kaltblütige Mörder – keine Ahnung. Sie wollte jedenfalls die einzigen Zeugen beseitigen, die sie ihrer Meinung nach mit der ganzen Sache in Zusammenhang bringen konnten. Die andere Zeugin war Markéta Kousalová. Mit ihr hatte sich Dana für den Abend ihres Todes verabredet.«
    »Wollte sie Markéta auch umbringen?«, fragte Krasnohorský entsetzt.
    »Ich nehme es an. Es entspräche der Logik der Sache. Ohne Hora und die Kousalová konnte ihr niemand den Mord lückenlos nachweisen. Sie hätte sich durchaus plausibel herausreden können. Wie auch immer: Dana Volná hat einen großen Fehler begangen.«
    »Kann man so sagen.«
    »Sie hätte sich das alles sparen können.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Krasnohorský verwirrt.
    »In diesem Land verjährt Mord nach zwanzig Jahren, Herr Krasnohorský. Hätte sie alles gelassen, wie es war, wir hätten sie wegen des Mordes an Lenka Svobodová nicht mehr belangen können. Sie hat Milan Hora umsonst getötet.«
    Krasnohorský starrte ihn verblüfft an. »Verjährt? Sie meinen …«
    »Ja, der Mord war längst verjährt. Dana Volná drohte nur von einer Seite Gefahr. Vom Oberst. Das Gespräch mit Ihnen auf der Terrasse des Prinz ist ihr zum Verhängnis geworden. Er hat sie dort oben erkannt.«
    Krasnohorský starrte ihn einen Moment lang entgeistert an, dann begann er hysterisch zu lachen. Der Apparat über seinem Kopf piepte erneut wild. Das Gelächter ging schließlich in Schluchzen über. Anděl drückte den Klingelknopf für die Schwester. Sekunden später öffnete sich die Zimmertür. Krasnohorský schüttelte sich noch immer. Ob vor Lachen oder Weinen, konnte Anděl nicht sagen.
    »Der Mann braucht einen Dämpfer«, sagte er und verließ das Zimmer.
     
    Was für eine wunderbare Terrasse, dachte Anděl. Wie konnte Magda sich überhaupt so eine traumhafte Wohnung leisten? Ihr Lokal war sehr gut, aber nicht annähernd teuer genug, um so etwas zu ermöglichen. Er würde sie bei Gelegenheit fragen, nahm er sich vor, so in hundert Jahren, wenn sie einander gut genug kannten für solch intime Fragen.
    Anděl nippte an seinem Sekt. Der Oberst fiel ihm ein. Er hätte ahnen sollen, dass sich der Oberst nicht abführen lassen würde wie ein gemeiner Verbrecher. Aber er hatte eher mit einer Pistole gerechnet als mit einer Kapsel Zyankali.
    »Der Oberst liegt Ihnen schwer im Magen, nicht wahr?«, fragte Magda neben ihm, als habe sie seine Gedanken gelesen.
    Anděl nickte. »Ich hätte es wissen müssen.«
    »Seien Sie nicht albern, David. Das konnten Sie nicht. Vielleicht ist es besser so.«
    Er sah sie erstaunt an.
    »Na ja«, sagte sie, »er hat sich selbst bestraft. An Zyankali zu sterben, ist nicht gerade angenehm.«
    »Er hat Ihre Mutter getötet.«
    »Ja. Aber ich weiß nicht, ob ich über einen Prozess froh gewesen wäre. Auch Dana hatte einen Menschen getötet. Nein. Sogar zwei. Sie hatte auch Milan Hora auf dem Gewissen. Es ist schrecklich, darüber nachzudenken. Ich habe mein ganzes Leben lang nichts über Dana gewusst, nicht einmal, dass sie überhaupt existierte – und plötzlich ist diese Frau nicht nur meine Mutter, sondern auch eine zweifache Mörderin.«
    »Es tut mir leid, Magda. Ich wünschte,
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