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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab
Autoren: Helena Reich
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Tochter neben mir. Ich hatte wohl die Tür nicht hinter mir geschlossen. Ich habe sie davon abgehalten, die Polizei zu rufen. Sie hatte dann die Idee mit der Mumifizierung und der Metro.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass ich das damals getan habe. Ich musste sie ausweiden wie ein Tier, meine eigene Frau – danach habe ich nie wieder als Arzt gearbeitet. Ich konnte es nicht mehr.«
    »Der Oberst hat Ihnen geholfen?«
    »Er hat das Gerücht mit dem Unfall in Jugoslawien gestreut, und ich habe die Urne unter Vencas Namen auf den Friedhof gebracht. Wenigstens ein bisschen sollte er auch drinhängen in dieser Sache. Dann hat der Oberst mir eine Stelle auf Kuba besorgt und mir gesagt, wie ich auf diesem Flug in Montreal abhauen kann. Es hat geklappt.«
    »Und als eines Tages der Oberst in Kanada vor Ihnen stand und wissen wollte, wo seine Tochter war, sagten Sie ihm, sie hätten nach Lenka gesucht, sie aber nicht finden können.«
    »Ja. Ich habe gelogen, so gut ich konnte. Wie hätte ich ihm das alles sagen können? Ich konnte den Gedanken ja selbst kaum ertragen. Manchmal habe ich daran gedacht, nach Dana zu suchen. Ich hätte sie vermutlich finden können, wenn ich es versucht hätte – aber wozu? Ich wollte das alles nur vergessen. Ich wollte ihr nie wieder über den Weg laufen.«
    »Haben Sie sich nie gefragt, wer Lenka erschlagen hatte?«
    »Natürlich. Ich habe angenommen, es sei Venca gewesen, egal, was er mir damals gesagt hatte. Ich nahm an, es sei ein Unfall gewesen, er hat sie vermutlich für Dana gehalten. Ein Kollege hatte an dem Nachmittag etwas von einem Kind geschwafelt, Venca war fast ausgerastet vor Eifersucht. Ich dachte, er habe sie im Affekt erschlagen – ich weiß es nicht. Spielt das jetzt noch eine Rolle? Ich habe nie wieder mit Venca gesprochen. Hier in Prag sind wir uns gelegentlich über den Weg gelaufen, auf Vernissagen, Ausstellungen, Konzerten – wie das eben so ist. Aber wir haben nie miteinander gesprochen. Haben getan, als kennten wir uns nicht. Ein stilles Einverständnis, wenn Sie so wollen.« Er schwieg einen Moment. »Aber ich habe mich auch gefragt, ob Dana nicht etwas damit zu tun gehabt haben könnte. Ich wollte es nur nicht glauben.«
    Anděl nickte. »Hat Dana Volná Sie auf der Terrasse des Prinz angesprochen?«
    »Ich dachte, mich trifft der Schlag, als sie plötzlich lächelnd vor mir stand und mich begrüßte, als wäre nichts passiert. Meine Frau, Xenia, hatte mich ein paar Tage zuvor mit einer … einer anderen erwischt und rausgeworfen, und ich hatte erfahren, dass man in der Metro eine Mumie gefunden hatte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wollte nachdenken – und dann stand da auf einmal dieser menschgewordene Albtraum vor mir.«
    »Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?«
    »Ich habe sie gefragt, ob sie etwas mit Lenkas Tod zu tun gehabt habe. Sie hat mich nur ironisch lächelnd angesehen und gefragt, ob ich ihr so etwas wirklich zutrauen würde. In dem Moment wusste ich es. Ich sah es in ihren Augen. Sie hatte Lenka auf dem Gewissen. Nicht Venca. Der war nur genauso ein Feigling wie ich. Ich meinte, ich würde zur Polizei gehen, alles gestehen. Aber dann sagte sie mir etwas, das ich nicht glauben konnte – ich wollte erst sicher sein. Wollte es nachprüfen.«
    »Sie sagte Ihnen, dass sie damals, als sie Sie heiraten wollte, schwanger gewesen war und dass sie das Kind zur Welt gebracht hatte.«
    »Ja. Und sie hat mir gesagt, wer dieses Kind ist. Ich konnte es nicht glauben. – Ich mag Magda. Sie ist nicht nur die beste Freundin meiner Frau, sie gehört zur Familie...« Er hielt inne und verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Buchstäblich. Wie auch immer. Es war jedenfalls ein Schock. Sie war es. Dana hatte also nicht gelogen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte Magdas Mutter doch nicht wegen des Mordes anzeigen. Ich habe Magda sehr gern – ich wollte ihr das nicht antun.«
    Er hatte die Tage einfach in seiner kleinen Wohnung verbracht. Und gewartet. Schließlich war Markéta bei ihm aufgetaucht, hatte ihm Vorwürfe gemacht, dass er sie damals verlassen hatte, nach allem, was sie für ihn getan hatte. Und hatte ihm von ihrem Sohn erzählt. Von seinem Sohn.
    »Ich hatte mir mit Xenia Kinder gewünscht, nur sie wollte nicht so recht. Sie hat ja schon zwei, und nun hatte ich plötzlich zwei eigene! Wir haben gestritten, und plötzlich zog Markéta diese Pistole und schoss.«
    »Und Larissa?«
    »Sie
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