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Nashira

Nashira

Titel: Nashira
Autoren: L Troisi
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war, besonders nach deiner Geburt.«
    Er schaute Saiph fest in die Augen, und der errötete.

    »Sie hat uns so viel von dir erzählt, dass wir das Gefühl haben, wir hätten dich schon immer gekannt. Und nach ihrem Tod schrieb uns dann ihre Herrin, Lebitha, weiter«, fügte Dynaer hinzu.
    Talitha fuhr hoch. »Habt ihr auch noch ihre Briefe?«
    Die alte Frau nickte. Das Mädchen bat, die Kiste zur Hand nehmen zu dürfen, und begann, zwischen den Pergamentblättern herumzusuchen. Wenig später hatte sie die Handschrift ihrer Schwester entdeckt. Sie war unverwechselbar, so zierlich und exakt. Talitha nahm den Brief in die Hand und führte ihn an die Lippen. »Kann ich den behalten?«, fragte sie kaum vernehmbar.
    Dynaer lächelte. »Natürlich.«
    »Und du bist eine richtige Berühmtheit geworden ...«, wandte sich Hergat an Saiph. »Bei den Femtiten ist dein Name in aller Munde. Aber wer ihn ausspricht und dabei erwischt wird, handelt sich mindestens einen Peitschenhieb ein. Doch Abends erzählen sich alle von deinen Taten.«
    »Ich bin nur vor dem sicheren Tod geflohen, und auch das nur mit Hilfe meiner Herrin«, wehrte Saiph ab.
    »Nein, es bedeutet viel mehr«, erwiderte Hergat. »Was du getan hast, hat zuvor noch niemand gewagt. Für alle, die sonst ohne jede Hoffnung leben und sterben, bist du ein Held, das Versprechen einer besseren Zukunft. In deinem Namen werden Aufstände angezettelt, Femtiten finden den Mut, den Tod auf sich zu nehmen, nur weil sie nicht mehr beugen wollen.«
    Saiph stöhnte wütend auf. »Ich mag diese Rolle nicht!«
    »Wieso? Du solltest stolz darauf sein. Viele sehen in dir den Letzten .«
    Saiph sprang auf. »Ach Unsinn! Das mit dem Letzten ist doch nur ein dämliches Märchen.«

    »Hoffnung ist niemals dämlich«, erklärte Dynaer ernst. »Hoffnung ist alles, was uns bleibt. Hoffnung verändert das Leben, sie verleiht allen, die sonst nichts mehr haben, neue Kraft.«
    Saiph setzte sich wieder hin. »Auf alle Fälle dürft ihr niemandem erzählen, dass ich hier bin, wirklich niemandem, auch nicht euren Freunden.«
    »Wie du willst«, sagte Hergat, »doch vor seinem Schicksal kann niemand davonlaufen.«
    Saiph lachte ironisch. »Aber wir beide, meine Herrin und ich, tun nichts anderes, seit wir geflohen sind.«
    »Tut mir nur leid, dass ich dir kein besseres Versteck als dieses Kellerloch anbieten kann. Ich werde wohl ein paar Löcher in die Bodenplatte bohren, damit dir die Ausdünstungen des Thurgankrauts nicht schaden.«
    »Was ist das eigentlich für ein Zeug?«, fragte Talitha.
    »Der Grund, weshalb wir bis jetzt überlebt haben und uns die Vergünstigung erkaufen konnten, dass du an meiner Seite arbeiten darfst«, antwortete Dynaer.
    »Wir handeln mit Thurgankraut«, erklärte Hergat. »Die Arbeit ist verdammt hart, vor allem in den Eisminen, und wir bekommen viel zu wenig zu essen. Um nicht zusammenzubrechen, haben es sich viele Arbeiter angewöhnt, dieses Kraut zu kauen. Es füllt den Magen und stärkt die Lebensgeister. Es besitzt auch Heilkräfte und macht leicht euphorisch. Man fühlt sich einfach besser, und deswegen lassen sich auch die Herren gern damit versorgen. Von uns bekommen sie es, und wir erhalten dafür kleine Gegenleistungen.«
    »Und wo findet ihr dieses Kraut?«
    »Es wächst an besonderen Stellen im Eisgebirge, die außer
uns niemand kennt. Meistens zieht Dynaer los, um es zu ernten.«
    »Es ist ein Wunderkraut, aber auch extrem gefährlich«, fügte diese hinzu. »Wer zu viel davon zu sich nimmt, will immer mehr und verfällt einer Art Wahnsinn, einem immerwährenden Rausch. Er verliert den Sinn für die Wirklichkeit.«
    »In Orea gibt es einige, die in diesen Zustand geraten sind«, sagte Hergat. »Auf alle Fälle ist es, neben den Talareths, die einzige Pflanze auf der Welt, die ohne Erde nur im Eis wächst.« Talitha schaute ihn fragend an, und er fuhr lächelnd fort. »Vielleicht wisst ihr es nicht, aber das Eisgebirge besteht wirklich ganz aus Eis. Früher bedeckte es noch eine viel größere Fläche, fast das gesamte Reich des Winters. Es war das höchste Gebirge Nashiras. Gerade in den vergangenen Jahren sind die Berge aber immer flacher geworden, und das Eis zieht sich zurück.«
    »Die Berge schmelzen ab, weil es immer wärmer wird«, warf Dynaer ein.
    Erschaudernd dachte Talitha an das Wirken von Cetus, beschloss aber, die beiden alten Leute nicht mit neuen Problemen aufzuschrecken.
    »Es wird Zeit, wir sollten uns alle zur Ruhe legen«, sagte
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