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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Licia Troisi
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Es stand auch für eine Verheißung, ein Versprechen, das die Götter ihrem Volk einst gegeben hatten, als sie es aus dem Verbotenen Wald vertrieben: Es würde ein Erlöser kommen, der die Femtiten in jene Glückseligkeit zurückführen würde, in der sie vor ihrer Versündigung gegen die Gebote der Götter gelebt hatten. Und dieser Erlöser würde Schmerz empfinden können. Genau das beunruhigte Saiph am meisten. Für ihn waren diese Geschichten über das gelobte Beata immer nur schöne Sagen gewesen, die dem Zweck dienten, die Fantasie zu beflügeln, wenn die Realität zu grausam war. Der Glaube, dass es irgendwo jenseits der Wüste eine Stadt gäbe, in der die Femtiten frei würden leben können, verhinderte, dass sie aufgaben und die Hoffnung verloren. Aber nun? Was sollte er nun denken?
    Talitha hockte in einiger Entfernung von ihm, so als fürchte sie, ihn zu stören, aber er winkte sie zu sich heran.
    »Wie habt ihr das eigentlich geschafft, dass ich noch am Leben bin?«, fragte er.
    »Bevor der Ketzer uns fand, habe ich es mit einem Zauber versucht«, erklärte Talitha. »Spürst du immer noch Schmerzen?«
    Saiph nickte. »Was für ein Zauber war das?«, fragte er weiter.
    »Nun, ich habe dem Luftkristall meine Lebenskraft, mein Es, eingegeben und ihn dir um den Hals gehängt«, sagte Talitha.
    »Ist das nicht das Ritual, mit dem man Verstorbene aus dem Totenreich zurückzuholen versucht?«
    »Ja, schon«, gab Talitha zögernd zu. »Aber Schwester Pelei hat mir auch erklärt, dass diesen Zauber eigentlich nur eine besonders gute und erfahrene Priesterin vollbringen kann und dass ihr noch niemand begegnet ist, der dazu imstande gewesen wäre. Außerdem, du warst ja nicht tot.«
    Vielleicht war das die Erklärung, überlegte Saiph. Vielleicht kreiste immer noch diese mysteriöse »Lebenskraft«, oder was immer es sein mochte, in ihm und sorgte dafür, dass er Schmerz empfand: War sie erst einmal erschöpft, würde alles wieder so wie vorher sein, und er würde diese beunruhigende Erfahrung vergessen können. Erleichterung überkam ihn, und in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass Talitha wahrscheinlich etwas für sie besonders Gefährliches probiert hatte, um sein Leben zu retten. »Du redest von deinem Es, deiner ›Lebenskraft‹, die du mir schenken wolltest?«, fragte er entgeistert.
    »Ja. Ich war so verzweifelt …«, sagte sie. »Du hast kaum noch geatmet, und das war das Einzige, was ich noch für dich tun konnte. Ja, ich hätte während des Rituals sterben können, aber ich war sehr vorsichtig und habe aufgehört, als ich gemerkt habe, dass ich die Sache nicht mehr unter Kontrolle habe. Ich bin gar nicht so erpicht darauf, mein Leben für dich zu opfern.«
    Saiph starrte auf seine Hände. Er war erschüttert. In seinem Herzen mischte sich Dankbarkeit für das, was Talitha für ihn getan hatte, mit der Erkenntnis, dass sie, wenn auch nur eine Winzigkeit falsch gelaufen wäre, mit dem Leben bezahlt hätte.
    »Mach so etwas nie wieder«, flüsterte er.
    »Du hast mir nichts zu befehlen.«
    Saiph sah sie nur an und seufzte.
    »Und nun?«, fragte er nach einer ganzen Weile.
    »Nun musst du erst einmal gesund werden. Wenn das stimmt, was Verba mir aufgeschrieben hat, sollte es nicht mehr länger als weitere zwei, drei Tage dauern, bis du wieder auf den Beinen bist. Und dann … dann …« Talitha wusste nicht, wie sie den Satz beenden sollte.
    »In Talaria sind wir nicht mehr sicher.«
    »Ich weiß.«
    »Vielleicht sollten wir hierbleiben und abwarten, bis sich die Lage beruhigt hat …«
    »Aber du hast doch gesehen, was da in Orea geschehen ist. Du hast doch gesehen, wie ein ganzes Heer von Gardisten, nur um uns zu fangen, eine ganze Stadt mitsamt seinen unschuldigen Bewohnern dem Erdboden gleichgemacht hat. Du hast doch gesehen, wie deine Brüder bei lebendigem Leib verbrannt sind, Frauen, Alte, Kinder, die sich, mit nichts anderem als Eimern und Knüppeln in Händen, gegen die Schwerter der Talariten zu wehren versucht haben.«
    Talithas Gesichtsausdruck war so hart, dass es Saiph grauste. »Ja, richtig, aber das ist alles bedeutungslos«, sagte er, »wenn wir Cetus nicht daran hindern, unsere Welt zu zerstören.«
    »Schon …«, flüsterte sie.
    »Und das schaffen wir nicht ohne Verba.«
    »Ich weiß es nicht, Saiph, ich weiß es wirklich nicht …«, murmelte Talitha. »So viele Personen mussten ihr Leben lassen, damit wir hierhergelangen und diesen verfluchten Ketzer aufspüren konnten. Du kannst
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