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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz
Autoren: Anni Bürkl
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g’rufen, aber sie ist wie vom Erdboden verschluckt.« Ariane starrte vor sich hin. Sie deutete der nun auftauchenden Kellnerin, ihr Glas noch einmal zu füllen. Diese tat das sofort.
    »Na dann, frohes Fest!«, wisperte Ariane, schnappte das Stamperl mit der klaren Flüssigkeit, prostete Berenike zu und kippte es in einer einzigen raschen Bewegung auf Ex. Nur kurz verzog sie den Mund. »Ah!« Sie schüttelte sich ansatzweise. »Tequila, natürlich.«
    »Natürlich. Für mich auch einen«, bat Berenike und deutete auf Arianes Schnapsglas, das auf die Theke geknallt worden war. Ein wenig Alkohol, das war in Ordnung. Nur nicht die Grenze aus den Augen verlieren, nicht wie die Mutter.
    »So, der Welschriesling, Berenike.« Franz war mit einer Karaffe Weißwein zurückgekommen.
    »Danke.« Berenike trank rasch den Schnaps und streckte die Hand nach dem Wein aus. »Also, Ariane, wenn ich was von einer Katze hör, die gefunden wird, geb ich dir Bescheid.«
    »Ja bitte, mach das«, murmelte die Journalistin und bestellte schon wieder Nachschub.
    »Wart mal – wo erreich’ ich dich eigentlich?«
    Ariane nestelte an ihrer Handtasche, legte ein abgegriffenes schwarzes Notizbuch heraus, eine Haarbürste, dann zog sie eine Visitkarte hervor. »Bitte sehr.«
    »Danke, Ariane. Ich meld mich.« Berenike steckte die Karte ein, nickte Ariane zu und wandte sich mit dem Wein zum Gehen.
     
    »Wenn man von der Sonne spricht, lacht’s glei!« Einer der gut aufgelegten Schützen hatte sich beinahe lautlos angeschlichen und schlug der Journalistin von hinten auf die Schulter. »Griaß di, Ariane!« Der Mann in Tracht grinste, die Journalistin sah finster auf.
    »Brauchst net so frostig schaun!«, zischte der Mann, schon leicht schwankend. Und als von ihr wieder nichts kam: »Frohe Weihnachten!« Er verschwand an der Theke vorbei nach draußen.
    Plötzlich ein kläglicher Laut – ein leises Miauen. Durch die offene Eingangstür wehte kalte Luft herein, die nach Schnee roch. Ariane schreckte auf, ebenso wie Berenike. Eine schwarze Katze humpelte durch den Raum, das Köpfchen voller Schneeflocken. Sie setzte sich mitten in den Raum und schleckte ihre Vorderpfote ab. Automatisch blieb Berenike stehen. An dem Fell schimmerte etwas rot. Blut. Die Katze musste verletzt sein. Im selben Moment kam der Trachtentyp zurück. Sein Blick wirkte glasig. Er kam ins Stolpern, schrie auf. Fauchen war die Antwort. Der Mann ruderte mit den Armen, die Katze hatte sich mit drei Pfoten um sein Hosenbein gekrallt und jaulte. Einen Moment sah es aus, als könnte er sich vor einem Sturz retten, dann schlug er lang hin. Die Katze humpelte schimpfend weg, der Mann rappelte sich auf. »Scheiß Viech! Verschwind oder ich hol mein G’wehr!«
    »Das sagst nicht ungestraft!« Ariane warf ihr Glas nach dem Mann, wo es klirrend auf dem Boden zerbrach.
    Der baute sich vor der Journalistin auf. »Was hast g’sagt?«
    »Seid’s stad.« Der Wirt schob die Streitenden auseinander. Die zwei ungleichen Kontrahenten, der muskulöse Mann und die schlanke, nicht sehr große Journalistin, starrten einander böse an.
    »Wer hat was gegen meinen Murli?« Hinter dem Wirt tauchte eine stämmige Frau auf. Die Wirtin. Sie beugte sich zu dem schwarzen Mini-Puma hinunter. »Mein Süßer, wer hat dir unrecht getan? Was ist mit deinem Pfötchen? Lass mal schauen. Das sieht ganz nach einer Falle aus.« Sie sah zu ihrem Mann auf. Dieser nickte, wandte sich ab. Er begleitete den Streithansl zu seinem Platz, schenkte ihm Schnaps nach. Berenike ging mit der Karaffe Wein langsam an ihren Tisch zurück.
    Jemand hatte in der Stube den Fernseher aufgedreht, zum Glück nur mit leisem Ton. »… den Menschen allen ein Wohlgefallen«, sang ein Kinderchor lieblich. Als er geendet hatte, meldete sich ein Moderator. »Wir kommen nun zur Weihnachtspredigt. Sie stammt heuer vom bekannten Pfarrer Bonifaz Stettin, der sich so sehr für Osteuropa engagiert.«
    Konnte gut sein, dass ihre eigene Mutter das Gerät eingeschaltet hatte. Aber bitte. An so einem Abend wollte Berenike nicht zu diskutieren anfangen. Auf dem Bildschirm erschien ein alter, fast kahlköpfiger Mann, der ein wenig schief neben dem Moderator über dem Pult lehnte. Der schwarzgekleidete Priester sprach von Liebe und Frieden, von der Weihnachtsbotschaft und wie wichtig die Wärme einer füreinander sorgenden Gemeinschaft sei. Das alles trug er mit süßlicher Stimme vor, während sein Blick oft nach oben wanderte, statt zum Publikum
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