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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz
Autoren: Anni Bürkl
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nichts, als sich zurückziehen vor dieser grausamen Welt, in der schon wieder jemand gestorben war. Gestorben vor seiner Zeit.
    Dann stapfte sie müde im Schneetreiben bergauf. Jonas wusste ja, wo er sie finden konnte, wenn er mit ihr über den Leichenfund reden wollte. Einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte er mittlerweile …

3.
     
    Tee macht niemanden mehr lebendig.
     
    Am nächsten Vormittag war Berenikes Salon schon wieder brechend voll, als sie eintraf. Jonas war spät in der Nacht bei ihr aufgetaucht und früh wieder gegangen. Sie hatten wenig geredet und sich bald ins Bett gelegt, aber ausreichend Schlaf war es bei weitem nicht gewesen.
    Dicht gedrängt saßen die Leute auf den gemütlichen Sofas im Teesalon. Sogar im Literatursalon nebenan standen ein paar Männer beisammen und unterhielten sich aufgeregt, die Bücher in den Regalen würdigten sie allerdings keines Blickes. Größtenteils waren es Einheimische, denen Hans bereits fleißig Tee servierte. Die letzten Monate hatte es sich eingebürgert, dass der Kellner in der Früh den Salon öffnete und Berenike am Abend bis zum Schluss blieb, da ging Hans bereits einem seiner vielen Hobbys nach und machte Musik. Man musste als echter Ausseer schon ein bisserl dem Klischee entsprechen, lachte er, wenn man ihn drauf ansprach.
    »Wer ist so blöd und geht aufs Eis, wo’s noch nicht trägt?« fragte jemand mit tiefer, volltönender Stimme, wie Berenike sie aus Wien so gar nicht kannte. Der Bergführer Hermann lungerte schon wieder im Salon herum.
    Sein Freund, der Fischer Johann, antwortete mit ebenso durchdringender Stimme: »Kann keiner von uns g’wesen sein.«
    »So dumm sind nur die aus der Stadt!«
    »Oder die Jungen. Die wissen nix mehr. Woher auch, wenn’s ständig vorm Computer hocken …«
    »Wenn man nur wüsst’, wer der Tote is’.«
    »Habt ihr was erkannt, was bei der Identifizierung helfen könnt?«, mischte sich Berenike ein. Wieder das Bild vor dem inneren Auge, das sie die halbe Nacht nicht schlafen hatte lassen. Diese nackte Haut, wie schutzlos der Tote den Elementen ausgeliefert gewesen war.
    Eine kurze Pause entstand, die Männer sahen sich an, dann wanderten ihre Blicke zu Berenike.
    »Nein, wie denn auch, bei dem Zustand des armen Mannes. Kam dir etwas an ihm bekannt vor?« Zwei Paar Augen verfolgten jede ihrer Regungen.
    »Nein. Aber ich lebe noch nicht so lang hier wie ihr. Ihr kennt sicher mehr Leute als ich.«
    Beide Männer wiegten nachdenklich ihren Kopf, nickten ihr knapp zu und sagten nichts mehr. Sie sahen einander an. Hermann kontrollierte seine Schuhspitzen, Johann rührte in seiner Teetasse. Berenike zuckte die Achseln und wandte sich zu ihrem Büro um. Nachdem sie sich umgezogen hatte – sie wählte ein weiß-rosa Seidenkleid, das in Vietnam Ao Dai hieß – bemerkte sie am Stammtisch neben der Küche den Buben von gestern. Nicht mehr verheult, aber immer noch stumm, starrte er in eine halb volle Tasse Kakao, auf der Oberfläche hatte sich bereits eine Haut gebildet.
    »Guten Morgen«, grüßte Berenike und setzte sich zu ihm. »Na? Wie geht es dir heute? Hast du bei Hans gut geschlafen?«
    Der Kleine sah kurz auf, nickte. »Servus.«
    »Griaß eich.« Alma polterte herein, die Astrologin, die zur Autorengruppe ›Pessoas Erben‹ gehörte. Sie zupfte schwungvoll ein rotes Barett vom Kopf und schüttelte den Schnee von ihrem schwarzen Mantel.
    »Servus, Alma! Was führt dich her?« fragte Berenike.
    »Hallo, Berenike. Gut dass ich dich gleich persönlich antreffe. Ich hab gehört, es soll … eine Leiche … im See … stimmt das?«
    »Leider, ja.«
    »Dann ist das Gerücht also wahr. Furchtbar. Weiß man, wer es ist?«
    »Bisher nicht, nein. Hoffentlich finden sie das bald heraus.«
    »Na, du wirst das sicher von deinem Polizistenlover erfahren, nicht wahr?«
    Berenike ging über die leichte Provokation hinweg. »Man wird sehen«, sagte sie und sah Alma fragend an. »Darf ich dir was zu trinken anbieten? Oder möchtest du Tee kaufen?«
    »Bitte, bring mir …« Alma stockte. »Sagt’s, was macht der Bub denn da? Du bist doch der Florian, nicht wahr? Du warst bei der Ariane, gell?« Die Astrologin beugte sich zu dem Kind. Der Bub sah nur kurz auf, dann starrte er wieder die Tischplatte an und zeichnete mit einem Finger die Rillen nach.
    »Meinst du Ariane Meixner, Alma?« fragte Berenike.
    »Ja, aber woher kennst du die Journalistin?« Alma richtete sich wieder auf.
    »Wir haben uns zu Weihnachten auf der Dirndl Alm
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