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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz
Autoren: Anni Bürkl
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Boden gestoßen, eine Frau mit Schleier kreischte Berenike ins Ohr, brach abrupt ab. Kurz darauf traf ein Stiefeltritt Berenikes Schienbein. Nahe der Bühne wurde ein schlanker Mann mit dem Gesicht nach unten zu Boden geworfen. Etwas polterte durch den Raum. Sie sah Jonas sich bücken, die Waffe aufheben.
    Durch das Fenster flackerten Blaulichter. Rotkreuzwagen trafen ein, Funkstreifen. In der Mitte der Bühne war eine Frau mit blonden Haaren zu Boden gestürzt, lag bewegungslos da. Berenike wollte zu ihr, doch sie wurde von Hans nach draußen geschoben. Der Mond leuchtete blank und weiß am unbeteiligten Nachthimmel.

35.
     
    Und ist auch noch so dünn der Tee,
    und tut dir irgendwo was weh –
    Rum, Rum,
    dann sind gleich alle Schmerzen stumm.
    (Theodor Fontane)
     
    Sanitäter verteilten Decken, jemand brachte Thermoskannen voll Tee mit Rum. Berenike seufzte. Hätte sie das Fest nur abgesagt! Sie war mitverantwortlich dafür, dass die Sache hier ihren Lauf genommen hatte – sie hatte den Mördern eine Bühne geboten.
    Zitternd wickelte sie sich enger in die graue Rotkreuzdecke und hielt nach Jonas Ausschau, konnte ihn aber nirgends entdecken. Sie tastete sich an die Rettungsfahrzeuge heran.
    »Wer ist verletzt?«, murmelte sie und musste dabei ihre klappernden Zähne unter Kontrolle bringen, damit man sie überhaupt verstand. Niemand reagierte. Die Verletzten wurden in den Fahrzeugen erstversorgt, eines fuhr eben mit Blaulicht in rasender Fahrt davon. Der Mond verkroch sich hinter dunklen Wolken. Wahrscheinlich würde es schon heute Nacht weiter schneien. Typisch wechselhaftes Ausseerland-Wetter.
    Berenike drehte sich um, weil die Tür ging, und sah Ariane heraustapsen, frierend und die Haare zerzaust.
    »Ariane, da bist du ja!« Berenike sah die Journalistin forschend an. »Geht es dir gut?«
    »Geht schon«, murmelte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Ich habe befürchtet, dass du …«
    »Nein, nein. Ich wollte wissen, wer getroffen ist, aber sie haben mich nicht näher herangelassen. Trotz Presseausweis.« Ariane schnaubte. Sie griff in die Tasche und holte ihre Zigaretten hervor. Sie ging ein Stück weg, näherte sich der Hausecke, hielt die Nase in den Wind. »Schau mal, Berenike, dort, im Dunkel hinter der Laterne?« Sie trat um die Ecke.
    »Ariane! Sei vorsichtig!« Berenike war mit schnellen Schritten bei ihr.
    »Da liegt etwas. Sieht aus wie …«
    Berenike griff nach Arianes Hand. »Warte«, flüsterte sie. »Langsam!« Zu zweit tasteten sie sich näher heran.
    »Das sieht aus wie der Ziegenkopf von dieser unsäglichen Verkleidung!«
    »Tatsächlich. Aber wo ist sein Träger?«
    »Er wollte wohl ohne Verkleidung flüchten.«
    »Damit man ihn nicht mehr erkennen kann.«
    Sie standen im Dunkel, so nah an den Einsatzfahrzeugen und dennoch allein. Der Lieferanteneingang klapperte. Eine schwarze Gestalt schob sich heraus, verharrte, blickte nach links und nach rechts, duckte sich an die Mauer und schlich mit schlaksigen Bewegungen Richtung Straße.
    »Hans, bist du das?« Berenike trat näher, stockte.
    Die Gestalt hob drohend einen Arm.
    »Saller, Sie sind das!«, brüllte Ariane. »Keine Bewegung!«
    »Das ist ja eine Überraschung«, fuhr Berenike den Therapeuten an, »was haben Sie am Hinterausgang meines Lokals zu schaffen wie ein Dieb? Haben Sie überhaupt Ihre Konsumation bezahlt?« Was war das denn jetzt für eine Frage! Das musste der Stress sein.
    Ariane stieg sofort darauf ein. »Genau, haben Sie alles bezahlt oder wollten Sie die Zeche prellen? Warum eigentlich? Wahrscheinlich, weil Sie Ihre wahre Identität verbergen wollten. Geben Sie’s zu, Sie haben sich als Ziegenbock verkleidet und Anschuldigungen gegen Pfarrer Stettin vorgebracht!« Die Journalistin warf die Zigarette in den Schnee und versperrte dem Therapeuten mit der schlaksigen Figur den Weg. »So bleiben Sie stehen!« Ariane griff nach seinem Arm, hielt ihn fest.
    »Autsch! Was soll das, blöde Kuh!« Saller taumelte. »Was wollen Sie überhaupt von mir?«
    »Eine Auskunft. Also, wo waren Sie?«
    Saller fuchtelte mit dem Arm, um Ariane abzuschütteln, was ihm aber nicht gelang. »Lassen Sie mich los! Ich habe nichts getan, nicht das Geringste, warum sollte ich auf jemand losgehen?«
    »Ach, wer hat davon gesprochen?«
    »Sie machen mich verrückt. Was wollen Sie von mir? Lassen Sie ein Diktiergerät mitlaufen, ja? Vor euch Medienfritzen ist man nirgends sicher. Widerlich.« Er spuckte vor Ariane aus.
    »Tun Sie das
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