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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
Autoren: Rachel Cohn
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Ely.
    Gabriel direkt auf Platz zwei zu setzen wird Naomi & Elysichern. Sonst könnte es sein, dass einniedergeht und Naomi mit sich fortschwemmt.
    »Denk immer dran!«, sage ich. »Wie sehr ich dich doch lieben muss, dass ich darauf verzichte, bei Gabriel jemals eine Chance zu haben!«
    »Denk immer dran! Du hast schon einen Freund.«
    Die Erinnerung war nötig. »Du hast recht. Bruce der Zweite wartet auf mich. Ich muss.«
    Mein Freund und ich, wir haben unsere eigenen Lernrituale entwickelt: Er lernt, während ich mich vor dem Lernen drücke. Ich bügle gern die T-Shirts von Bruce, während er am Schreibtisch sitzt, ab und zu von seinem Notebook oder seinen Büchern hochguckt und mich in seiner langweiligen, aber netten Art anlächelt. Super Gebiss. Bruce sagt dann: »Naomi, das sind stinknormale schwarze Gap-Shirts. Die müssen nicht gebügelt werden.« Und ich sage dann: »Ach so?« Weil T-Shirts für ihn bügeln irgendwie mehr Spaß macht, als mit ihm rumzuknutschen. Es ist ein angenehmer Zeitvertreib. Das Bügeln und das Küssen. Alles im richtigen Maß. Wenn sein Wecker klingelt, weil die nächste Fünf-Minuten-Lernpause eingeplant ist, steht Bruce auf, umarmt mich von hinten und legt kurz seinen Kopf in die Kurve zwischen meinem Hals und meiner Schulter. Während er seinen Körper gegen mich presst, bekommt er keinen Steifen, weil das wahrscheinlich seinen Lernplan durcheinanderbringen würde. Dafür flüstert er mir ins Ohr: »Du bist so schön.« Als ob er darauf stolz wäre. Als ob ich irgendwas für diesen Haufen von verdammten Genen könnte, die mir glänzende Haare, ein halbwegs hübsches Gesicht und einen begehrenswerten Körper beschert haben. Einen Körper, mit dem ich noch nicht richtig was anzufangen weiß.
    Um das klarzustellen. Auch ohne die Personen auf der No Kiss List™, die niemals bei mir Zutritt haben werden, könnte mein Körper alles bekommen, was er braucht. Wenn ich wollte. Aber ich warte auf Ely. Er soll der Erste sein. Das schulde ich ihm. Wir haben unsere Hochzeit schon geplant, als wir zwölf waren. Es war Elys Vorschlag gewesen, als er mir den ersten richtigen Kuss entlocken wollte. Unseren ersten richtigen gemeinsamen Kuss. Schwul ändert daran nichts - nichts an unserer gemeinsamen Vergangenheit und auch nichts an unserer gemeinsamen Zukunft. Schwul heißt nicht, dass ich nicht so lange warten sollte, bis Ely es vielleicht einen Augenblick mal nicht ist.
    Ich greife nach Elys Hand. Schluss mit dem Spiel. Zeit, dass wir gehen.
    Doch Ely bleibt wie festgewurzelt auf dem Gehweg stehen, gegen den Zaun gelehnt.
    Moment mal! Sim salabim !, wie Ely und ich im Aufzug immer gerufen haben. Bevor wir dann auf alle Knöpfe gedrückt haben, um Mr McAllister zu ärgern. Ely hat zu schnell nachgegeben - zu schnell zugestimmt, Gabriel auf Platz 2 unserer No Kiss List TM zu setzen, sich zu schnell meiner Angewohnheit angepasst, einfach mal einen Kurs ausfallen zu lassen. Er ist aufgekreuzt, obwohl er ein wichtiges Treffen gehabt hätte. Ely tut sonst alles, um sich sein Stipendium durch Top-Noten zu sichern. Das muss er auch. Er braucht das Stipendium. Seine Eltern verdienen viel Geld, aber nicht genug, um für die gesamten Studiengebühren aufzukommen und gleichzeitig den Kredit für die Wohnung abzubezahlen. Ely sitzt mit seinem Stipendium genauso in der Falle wie Mom und ich mit unserer Wohnung - im selben Stockwerk, nur durch den Flur voneinander getrennt. Der Job meiner Mutter in der Universitätsverwaltung reicht aus, um das mit den Gebühren für mein Studium gerade so hinzukriegen, aber sie könnte nie einen Umzug in eine andere Wohnung finanzieren, egal wie schlimm es mit den Nachbarn vielleicht noch wird. Mom könnte sich niemals selber eine so schöne Wohnung leisten, wie wir sie jetzt haben. Ihre Eltern haben sie ihr gekauft.
    »Stimmt was nicht?«, frage ich Ely. Ihm scheint wärmer zu werden, sein Gesicht ist nicht mehr ganz so rot. Plötzlich bemerkte ich die Sorgenfalten rund um seine schönen blauen Ely-Augen.
    »Ich muss dir was sagen.«
    »Was denn?«, frage ich beunruhigt. Was wenn Ely Krebs hat oder wenn er beschlossen hat, mithilfe von einem Studentenkredit ins Wohnheim zu ziehen und The Building zu verlassen? Oder vielleicht hat er von meinen Lügen endgültig genug, und es kümmert ihn nicht mehr, ob ich weiter Vorlesungen schwänze und irgendwann ganz mit der Uni aufhöre.
    Dann sagt Ely: »Ich habe Bruce den Zweiten geküsst.«

Bruce der Zweite
    WAHL
    Es gibt alle
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