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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition)
Autoren: Michelle van Hoop
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eintauchen.
    Er hob sie auf seine Arme und trug sie zum Bett, ließ sie sanft darauf nieder.
    Sie schaute zu ihm auf. In ihren Augen stand ein einziges Sehnen.
    »Ich werde dich nie vergessen«, flüsterte er und sank auf sie.

24
    A ls Vanessa in Frankfurt ankam, regnete es. Das, was Namibia so dringend brauchte, floss hier in Strömen, ohne dass es dort etwas nützte.
    Sie fröstelte. Auch wenn sie nun wieder dicke Kleidung trug, reichte das nicht, um die innere Kälte zu vertreiben.
    Die äußere Kälte war so sehr ein Spiegelbild ihres inneren Zustandes, dass sie sie fast begrüßte. So war wenigstens alles im Einklang.
    Müde zog sie ihr Gepäck über den glatten Belag der Flughafengänge. Alles war so perfekt hier. Und so groß. Man konnte nicht einfach über das Flugfeld laufen, um ins Flughafengebäude zu kommen. Hier schien einem nirgendwo die Sonne ins Gesicht, dass man sie mit einer schwarzen Brille abwehren musste.
    Es war dunkel. Abend. Auch in Namibia war jetzt Abend. Das Essen würde schon vorbei sein. Die Gäste saßen vielleicht noch am Tisch, lachten, erzählten sich die Erlebnisse des Tages, besprachen ihre Routen, empfahlen hier eine Lodge und dort eine Pad, die durch wunderbare Landschaft führte, tauschten Fotos von Elefanten und Giraffen aus.
    Sie schloss kurz die Augen. Sie durfte nicht mehr daran denken, das war vorbei.
    Als sie nicht viel später ihre Wohnung betrat, stellte sich kein Gefühl von Nachhausekommen ein. Es war eher ein Gefühl der Fremdheit. Alles, was ihr so vertraut war, fühlte sich plötzlich kalt und leer an.
    Sie hatte die Tür aufgeschlossen, das Licht eingeschaltet, ihre Koffer abgestellt. Sie hatte sie nicht ausgepackt. Ihre dreckige Wäsche konnte noch einen Tag warten.
    Ihre Jacke ließ sie einfach von den Schultern gleiten, als sie zum Sofa ging, um sich erschöpft fallen zu lassen. Wenn sie Erholung erwartet hatte, war dieser Urlaub das Falsche gewesen.
    Oder genau das Richtige. Sie hatte den Alltag hinter sich gelassen, ihren Laptop hatte sie nicht einmal ausgepackt. War das nicht das gewesen, was sie wollte?
    Ja, das hatte sie gewollt, aber mit allem, was sonst noch passiert war, hatte sie nicht gerechnet.
    Sie schaute auf den schwarzen Fernsehbildschirm, der sie von gegenüber anschaute.
    Fernsehen hatte sie wirklich nicht vermisst. Dass sie vierzehn Tage lang nicht einmal eine Fernbedienung in der Hand gehabt hatte, war ihr überhaupt nicht aufgefallen.
    Wie auch? Kein Fernsehprogramm konnte das bieten, was sie erlebt hatte. Sie fühlte sich erschöpft, doch gleichzeitig lebendig. So lebendig, wie sie sich seit sieben Jahren nicht mehr gefühlt hatte.
    Sie hatte die ganze Zeit nur funktioniert, nicht gelebt. Das wahre Leben, das sah ganz anders aus. Da war es nicht das Wichtigste, ob man den Drucktermin für einen Flyer einhielt, ob eine Webseite zum versprochenen Zeitpunkt online ging.
    Was hatte das überhaupt für eine Bedeutung?
    Sie schlief auf dem Sofa ein, erwachte mitten in der Nacht und taumelte ins Schlafzimmer, ließ sich dort ins Bett fallen, nachdem sie im Halbschlaf ihre Kleidung abgestreift hatte.
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, dachte sie, es wäre noch Nacht. Aber das war es nicht. Es war Tag, doch kein Sonnenstrahl streichelte ihr Gesicht, sie musste in der Küche wie immer das Licht einschalten.
    Trübe erleuchtete die IKEA-Leiste den Raum. Bisher hatte sie immer gedacht, dass die Spots ziemlich hell waren.
    Sie machte sich Kaffee, setzte sich an den Tisch. Ihr Kühlschrank war leer, sie musste erst einkaufen. Sie lächelte leicht. Sie hätte sich ein wenig Biltong mitnehmen sollen.
    Sie trat unter die Dusche – sie hatte keinen Zweifel, dass sie funktionierte – und wusch die letzten namibischen Sandkörner aus ihrem Haar. Immer hatte sie Sand im Haar gehabt in den vergangenen vierzehn Tagen, das ließ sich gar nicht vermeiden.
    Wie an jedem Arbeitstag zog sie sich an, kämmte sich, betrachtete sich im Spiegel. Die Kleidung erschien ihr schwer und eng. Sie sah businessmäßig damit aus.
    Wer war diese Frau im Spiegel? fragte sie sich. War das dieselbe Frau, die vor ein paar Tagen noch einen Land Rover durch den Busch gefahren hatte? Ohne Straße über holprigen Untergrund mit einem Buschmann auf der Haube?
    Wer war sie wirklich?
    »Kannst du einen Kunden von uns übernehmen?« Die Stimme am Telefon klang so freundlich und gleichzeitig keck, wie ihre Besitzerin war.
    »Puh. Ich bin gerade erst aus dem Urlaub zurück.« Vanessa atmete
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