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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition)
Autoren: Michelle van Hoop
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Viere von sich. »Das wird Folgen haben!«, schrie er, als er sich aufrappelte. »Das wirst du bereuen, du Urwaldaffe!«
    Kian schloss die Tür und wandte sich zu Vanessa um. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, ich –« Vanessa fühlte, wie ihr schwindlig wurde.
    Schnell trat er zu ihr und fing sie auf.
    »Ich wollte mich gerade hinlegen«, wisperte sie schwach. »Da kam er.«
    Sie hatte erst, als die Polizei abgefahren war, gemerkt, wie sehr sie die Geschehnisse heute mitgenommen hatten. Bis dahin war ihr Kreislauf auf Hochtouren gelaufen.
    »Namibia wird dir sicher in bester Erinnerung bleiben«, bemerkte er leicht ironisch. »So hast du dir deinen Urlaub bestimmt nicht vorgestellt.«
    »Nein, ich wollte mich eigentlich ausruhen.« Vanessa lachte ungläubig. »Nicht in einem Abenteuerfilm mitspielen.«
    »Was hast du gegen Abenteuer?« Er zwinkerte. »Komm, leg dich hin. Es tut mir leid, dass ich erst jetzt komme, aber die Polizei hatte noch so viele Fragen.«
    »Natürlich.« Sie wollte sich nicht von ihm lösen. Sie wollte in seinem Arm liegen bleiben, seine Wärme spüren, die sie bald nicht mehr haben würde, sein Herz, das an ihrem pochte.
    Aber sie musste daran denken, dass er zu Isolde gehörte, nicht zu ihr. Sie trat einen Schritt zurück. »Danke«, sagte sie.
    Kian betrachtete sie. Er hätte sie so gern etwas gefragt, aber er tat es nicht.
    Er blieb stehen, während sie zum Bett hinüberging.
    »Ruh dich aus«, sagte er. »Jetzt ist alles vorbei«. Er warf noch einen Blick auf sie und ging hinaus.

23
    S teffen hatte gestern wutschnaubend die Farm verlassen, was Vanessa sehr recht war. So musste sie nicht mit ihm gemeinsam zurückfliegen. Da nur ein Flugzeug pro Tag nach Deutschland flog, wäre es schwierig gewesen, ihm auszuweichen.
    Sie verbrachte den letzten Tag vor ihrem Rückflug mit Tuhafeni, obwohl sie sich danach sehnte, mit Kian zusammen zu sein. Aber sie hielt sich mit Absicht von ihm fern. Sie konnte es nicht ertragen, sich vorzustellen, dass morgen alles vorbei sein würde.
    Dieser sein Satz »Jetzt ist alles vorbei« klang in ihr nach. Hatte er das mit Absicht gesagt, um ihr klarzumachen, dass sie sich keine Hoffnungen mehr machen sollte?
    Sie atmete tief durch, während Tuhafeni versuchte, ihre Haare zu flechten. Sie war der Meinung, dass Vanessa unbedingt diese afrikanischen Zöpfchen tragen musste.
    Hoffnungen. Nein, Hoffnungen machte sie sich schon lange keine mehr. Es war der Wink eines guten – oder bösen? – Schicksals gewesen, dass sie ihn noch einmal wiedergesehen hatte. Dass sie nun wusste, ihre Liebe war vorbei.
    Sie schloss die Augen. Wie konnte etwas vorbei sein, das so tief in ihr ruhte? Das so sehr Teil ihres eigenen Selbst war, dass sie es nicht davon trennen konnte?
    »Bist du traurig?«, fragte Tuhafeni.
    Vanessa versuchte zu lächeln. »Nein, ich bin nicht traurig.« Sie schüttelte den Kopf. »Oder doch. Morgen Früh sitze ich schon wieder im Flieger nach Deutschland. Und in Deutschland ist es kalt.« Nicht nur in einer Beziehung, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Tuhafenis Hände bewegten sich nicht mehr. »Du gehst weg?«
    Erst jetzt fiel Vanessa auf, dass sie mit Tuhafeni noch gar nicht darüber gesprochen hatte. »Ja, mein Urlaub ist vorbei«, sagte sie und schaute die Kleine ernst an. »Du weißt, das ist immer so. Die Leute kommen, und dann gehen sie wieder.«
    Tuhafeni ließ ihre Haare los. »Nimmst du mich mit?«
    Die Frage erschütterte Vanessa. Tuhafenis Stimme klang so verloren.
    »Du hast doch deine Großmutter«, sagte sie. »Sie wäre bestimmt traurig, wenn du weggehen würdest.«
    Sie strich sanft über Tuhafenis Haar und lächelte sie an, auch wenn das Lächeln etwas schmerzlich geriet. Sie spürte, wie sehr sie sich wünschte, Tuhafeni mitnehmen zu können. Sie war ihr mehr und mehr ans Herz gewachsen mit jeder Stunde, die sie gemeinsam verbracht hatten, und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigt, wie es wäre, ein Kind zu haben. Tuhafeni war die Tochter, die sie sich als ihre Tochter vorstellen konnte.
    »Du würdest sehr frieren in Deutschland«, sagte sie und drückte eine Träne weg. »Glaub mir, du würdest dich dort nicht wohlfühlen.«
    Tuhafeni drehte sich um und lief davon.
    Vanessa stand schnell auf und lief ihr hinterher. »Tuhafeni!« Sie hielt sie auf, als sie sie eingeholt hatte. »Es tut mir so leid. Aber ich muss zurück. Ich kann nicht hierbleiben.« Sie hockte sich vor Tuhafeni hin und zog sie
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