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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition)
Autoren: Michelle van Hoop
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an Weihnachten . . .«
    »Setzen Sie mich einfach auf die Liste. Ich warte.«
    Eine Stunde später saß sie im Flugzeug. Allerdings nicht nach Windhoek, sondern nach Johannesburg, Südafrika. Von dort konnte sie dann nach Windhoek weiterfliegen. Der Flug würde länger dauern, erheblich länger, da sie erst einmal elf Stunden nach Johannesburg fliegen, dort zwei Stunden auf den Anschlussflug warten musste und dann erst nach Windhoek weiterfliegen konnte, noch einmal zwei Stunden.
    Ihre Mutter hatte es kaum fassen können, als sie anrief und sagte, sie wäre auf dem Flughafen, um wieder nach Afrika zu fliegen. Ihre Eltern waren sehr enttäuscht gewesen. Aber dann hatte ihre Mutter sich an Tuhafeni erinnert.
    »Sie wird ein schönes Weihnachtsfest haben, wenn du da bist«, sagte sie, obwohl man ihr die unterdrückten Tränen in der Stimme anhörte. »Sie wird sich bestimmt freuen, wenn du kommst.«
    »Das hoffe ich«, sagte Vanessa. »Es tut mir leid. Ich hätte eher darauf kommen sollen, dann hätten wir alle zusammen fliegen können, Papa, du und ich.«
    »Vielleicht machen wir das noch«, erwiderte ihre Mutter.
    In diesem Moment wurde Vanessas Flug aufgerufen, und sie musste loslaufen.
    Als sie morgens in Johannesburg ankam, erschlug sie der Flughafen fast. Er war riesig, dagegen wirkte der in Windhoek wie ein Dorfflugplatz.
    Sie lächelte. Das war es ja auch. Das Dorf.
    Während der zwei Stunden Aufenthalt deckte sie sich auf dem Johannesburger Flughafen, der mit Restaurants und Geschäften vollgestopft war, mit allem ein, was sie brauchte. Sie kaufte einen Hut, Sonnencreme, Safarihemd und Safarihose, feste Schuhe. Und Biltong. Sie lächelte, als sie die gekauften Stangen in die Reisetasche packte, die sie ebenfalls hier erstanden hatte.
    Sie zog sich um, und als sie ins Flugzeug stieg, war es bereits so warm, dass sie froh war, diesmal besser vorbereitet zu sein.
    Die zwei Stunden nach Windhoek kamen ihr länger vor als der ganze Flug von Deutschland nach Südafrika. Sie zitterte fast vor Aufregung. Sie wollte endlich ankommen.
    In Windhoek musste sie sich sehr zurückhalten, diesmal nicht zu den Dränglern zu gehören, sie konnte es kaum abwarten, den Flughafen endlich zu verlassen.
    In der Flughafenhalle ging sie auf den erstbesten Mietwagenschalter zu. Sie lachte ununterbrochen übers ganze Gesicht. Es war warm, die Sonne schien, schon beim Anflug hatte sie im blauen Himmel geschwelgt. Endlich wieder Licht!
    Sie fühlte sich, als würde sie schweben.
    Leider waren alle großen Geländewagen vergeben, sie musste ein kleines Auto nehmen, das eigentlich nur für die Stadt geeignet war. Es störte sie nicht. Hauptsache, sie würde ankommen.
    Sie hätte jubeln können, als sie endlich losfuhr, den Mietwagenplatz verließ und die Stange sich an der Ausfahrt des Flughafenparkplatzes hob, um ihr den Weg frei zu machen.
    Glücklich bog sie auf die B1 ein, die sie aus Windhoek hinausführte.
    Sie drehte das Radio laut auf. »Hitradio Namibia«, klang es heraus. »Der beste Musikmix in Namibia.« Der Sprecher hatte einen schwäbischen Akzent.
    Sie lachte. Da kam man nach Afrika und wurde auf Deutsch begrüßt, als ob es der Südwestfunk wäre.
    Aber das war es ja auch. Südwestafrika. Das passte doch.
    Leider hatte der kleine Toyota, den man ihr verpasst hatte, nicht viele PS unter der Haube, das merkte man an jeder Steigung. Aber dafür hatte er Servolenkung, was sie an Kians Land Rover schmerzlich vermisst hatte, als sie ihn über die Savanne zwingen musste.
    Nun fuhr sie erst einmal Teerstraße. Das kleine Auto rollte dahin, und langsam entspannte sie sich, legte den Arm auf das Fenster, sang bei den Songs von Hitradio Namibia mit.
    Es war der erste Weihnachtstag. Das musste sie sich immer wieder klarmachen, denn sonst hätte sie es nicht bemerkt. Draußen mussten mindestens fünfunddreißig Grad sein, wenn nicht mehr.
    Sie hatte noch nie ein Weihnachten in so einer Hitze erlebt. Weihnachten war mit Kälte verbunden, mit dunklen Wolken, die Regen trugen, oder wenn man ganz großes Glück hatte, mit Schnee. Aber mit strahlender Sonne und Wüstensand um sich herum?
    Sie begrüßte die Paviane und Perlhühner, die sie am Rand der Straße sah, wie alte Freunde. Die großen, schönen Perlhühner mit dem blauen Hals kamen ihr wie Glücksboten vor.
    Je weiter sie sich von Windhoek entfernte, desto mehr Tiere sah sie. Endlich musste sie von der Teerstraße auf die Schotterpiste abbiegen.
    Das mochte ihr kleines Auto gar nicht.
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