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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
Autoren: Robert Heracles
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gegen alle Hindernisse. Prognostizierter Systemschaden durch Aufprall minimal. Geschätzter Kollateralschaden durch Scherbenflug suboptimal.
    Die Mission ist klar. Das Ziel vor Augen. Keine Umwege. Volle Leistung. NAM-Tech wird fallen.
    Landung im Stadtteil Blue Jardin. Analyse und Schadensbericht. Interne Systeme zu 100%, Außenhülle zu 99,98% intakt.
    Künstliches Wesen 40° rechts: feindlich, bewaffnet, Bateau. Splitter auf gesamter Fläche.
    Weibliches, menschliches Wesen 35° rechts: feindlich, ungefährlich, unverletzt.
    Künstliches Wesen 10° links: freundlich, zu 76% intakt, Splitter abgewehrt. Künstliches Wesen ...
     
    Mit aller Wucht stürzt Sol sich von links auf den schwarzen Neuankömmling, sobald dieser sich aus seiner kompakten Form gelöst und seine silbrigen Gelenke entfaltet hat. Die Blechgeräusche des scheppernden Aufpralls ertönen erst, als sich die beiden Gestalten schon einen halben Meter in die Betonwand gedrückt haben und die feinen Steinbröckchen wie in Zeitlupe um sie herum schweben, bevor sie zu Boden fallen.
    »Hey, Chef!«, dröhnt die dumpfe Synthetikstimme aus dem schwarzen Körper heraus. »Behandelt man so seine Untergebenen?«
    In der Millisekunde, die Sol braucht, um die Stimme und den Spruch mit den Referenzen aus seinen Archiven zu verknüpfen und die vertraute Persönlichkeitsstruktur nachzuschlagen, durchbricht die schwarze Gestalt seinen eisernen Griff und umklammert ihn mit glänzenden Schläuchen. Es sind die gleichen Schläuche, die ihm selbst aus den Beinen herauswachsen, genauso wendig, gelenkig und unnachgiebig, nur dass sie dem Wesen aus den Armen wachsen. Im selben Augenblick bringen die Algorithmen Ergebnisse aus den Archiven zurück, und Sol erkennt, dass er es einerseits mit einer Komplementärentwicklung seiner selbst und andererseits mit dem einstigen Sicherheitsmann von NAM-Tech zu tun hat: Vince Volt.
    Während er verzweifelt versucht, aus der Umklammerung des schwarzen Soldaten zu entfliehen, nimmt er verzerrt wahr, was am anderen Ende des Raumes geschieht.
    »Bleib wo du bist, mein mechanischer Freund!«, sagt Nathan, wobei er grinsend die Waffe auf Ricos wankende Gestalt richtet.
    Seine künstlichen, Menschenhaut imitierenden Gesichtsplatten haben bereits erheblichen Schaden genommen, und die grau glänzende Metallstruktur dringt unter ihren geschwärzten Fetzen hervor. Rico ist sich nicht sicher, ob es am Blick der Frau, die hinter Nathan am Boden kauert, an Sols Worten oder an den 24% Schaden liegt, die seine interne Berechnung ausspuckt, aber er ist kurz davor, den Auftrag abzubrechen. Er ist sich allerdings ziemlich sicher, dass es nicht an der rauchenden Bateau liegt, die ihm aus Nathans Hand entgegensieht.
    Gibt es wirklich einen Weg, um den Krieg zu beenden, ohne Nathan Marksman zu töten?
    Der Abgleich der Argumente scheint Jahrzehnte zu dauern. Kämpfen und Töten in den Anweisungsblöcken. Hart codiert. Was hat er in diesem Krieg zu suchen? Alles Glück, das er kannte, lag im Sand der Arena. Schwarzrote Ölfelder um ein weiches Gesicht herum. Ein Hauch von menschlicher Wärme. Harmloses Spielen. Keine Toten, keine Leichen. Ein Krieg ohne Opfer.
    Als Mensch habe ich die Maschinen verachtet. Als Mensch habe ich sogar die Menschen verachtet.
    »Ich bin kein Sklave«, sagt er.
    »Korrekt, mein Freund«, antwortet Nathan. »Du bist tot.«
    Die Kugel reißt noch an seiner Verschaltung, als sie schon aus seiner Hülle herausgetreten und in die Wand hinter ihm geschlagen ist. Rico schafft es nicht, den Schadenswert neu zu berechnen, bevor sich das System abschaltet und seine Motorik kollabiert.
    Durch zersplitterte optische Sensoren hindurch erkennt Sol die Gestalt der schwarzen Maschine, die ihn mit Gewalt in den Boden gestampft hat. Sie greift nach Nathan, kurz nachdem der zerschossene Blechmann durch dessen Kugel zusammenbricht. Den kalten Schlauchsegmenten, die auf den Konzernchef eindringen, ist das Knochengerüst eines normalen Menschen nicht gewachsen. Vince übt eine Kraft von mehreren tausend Newton auf Nathans Arme und Schultern aus – und erzielt keine Wirkung.
    Dass der Erfinder einer Technologie sich diese nicht zunutze macht, wäre auch eine allzu naive Annahme.
    Während am Himmel die Silhouetten fliegender Gestalten heran schwirren, sieht er Sara auf sich zulaufen. Die Wolkensäule eines Raketenstarts bricht los, als sie bei ihm ist, und ihn aufrichtet.
    »Sie nehmen ihn mit«, sagt sie atemlos. »Was können wir tun?«
    »Nichts«,
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