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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten
Autoren: Alexander Kent
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Turner war davon überzeugt, daß wir vor Brest abgelöst und noch in diesem Monat nach Portsmouth zurücksegeln würden.«
    Bolitho musterte ihn nachdenklich. Rooke war also der erste, der die Maske fallenließ. Trocken erwiderte er: »Captain Turner ist tot.
    Aber ich bin davon überzeugt, er hätte sich auf keinen Fall die Chance entgehen lassen, mit der
Hyperion
seine Pflicht zu tun.« Rowlstone, der Schiffsarzt, ein kleiner, ungesund aussehender Mann mit tiefgefurchtem, talgweißem Gesicht, sprang auf. »Ich habe getan, was ich konnte, Sir! Er starb an Herzversagen.« Mit wilden Augen blickte er sich um. »An seinem Schreibtisch! Ich konnte ihm nicht mehr helfen, verstehen Sie?«
    Rooke starrte ihn wütend an. »Was wissen Sie denn, Mann? Sie sind doch eher ein Schlächter als ein Arzt!«
    Ashby, der Hauptmann der Marine-Infanterie, zog den Bauch ein und schnippte ein Stäubchen von seiner handschuhengen Uniform.
    »Kommandant Turner war ein guter Mann. Wir vermissen ihn alle, jawohl.« Er sah Bolitho fest ins Gesicht. »Bin aber Ihrer Ansicht, Sir. Wir haben schließlich Krieg. Äh – Hauptsache: kämpfen. Jawoll.«
    »Danke, Captain Ashby«, lächelte Bolitho trocken. »Das ist sehr beruhigend.«
    Dann blickte er hinüber zu Gossett, dem Segelmeister und Steuermann. Der war ein Kerl wie ein Faß, und obwohl er am Tisch saß, war sein Kopf fast in gleicher Höhe mit dem des verzweifelten Schiffsarztes, der immer noch stand. »Und Sie, Mr. Gossett? Was ist Ihre Meinung?«
    Gossett legte die Fäuste auf die polierte Tischplatte und blickte sie nachdenklich an – sie waren auch ein Anblick: wie zwei Schinkenknochen. Mit tiefer Stimme antwortete er: »Wir haben einen tüchtigen Vorrat an Spieren und Segeln, Sir. Sie mag ja ein alter Kasten sein, aber sie kann immer noch mit besseren und jüngeren Fahrzeugen mithalten.« Er grinste so breit, daß die kleinen blanken Augen fast im gebräunten Gesicht verschwanden. »Ich hab mal so’n alten Vierundsiebziger aus ‘ner Schlacht rausgesegelt, mit nur einem Mast, und das ganze untere Geschützdeck vollgeschlagen!« Er gluckste, als wäre das ein riesiger Spaß gewesen.« Die
Frogs
werden uns bereit finden, wenn sie in Reichweite kommen, Sir!«
    Bolitho erhob sich. Er hatte den Topf zum Kochen gebracht, und die nächsten Tage würden ihm mehr über diese Männer verraten.
    »Schön meine Herren«, sagte er knapp. »Der Wind kommt immer noch frisch aus Nordwest. Segelsetzen in einer Stunde.« Er sah zu Quarme hinüber. »Lassen Sie ›Alle Mann‹ pfeifen, und machen Sie klar zum Ankerlichten. Wir haben neunhundert Meilen vor uns, bis wir das Geschwader sichten. Nutzen Sie die gut aus!« Er blickte im Kreise herum.
»Sie alle!«
    Die Messe begann sich zu leeren. Er schritt rasch zu dem sonnengebleichten Achterdeck hinauf. Er wußte nicht warum, aber es war ein schlechter Anfang gewesen. Vielleicht litt er noch unter dem Fieber, vielleicht war er auch einfach müde vom langen Hoffen und Harren. Aber andererseits war es auch möglich, daß er für ein Schiff wie die
Hyperion
noch gar nicht reif war. Er verhielt einen Augenblick und starrte in die turmhohen Masten und auf die winzigen Gestalten, die wie sorglose Affen dort oben herumwerkten.
    Allday kam übers Deck. »Ich habe Gimlett gesagt, daß er Ihr Seezeug rauslegt, Captain.« Er atmete tief ein und fuhr fort: »Ich bin froh, daß ich wieder auf einem Schiff segele. Ich hatte ein bißchen die Nase voll von den Hügeln – jeden Tag derselbe Anblick!«
    Bolitho fuhr herum, aber er beherrschte sich. Es wäre zu billig gewesen, den Ärger über seine Müdigkeit und die unbefriedigende Dienstbesprechung an Allday auszulassen.
    »Wenigstens werden die Frauen in Falmouth eine Weile vor Ihnen Ruhe haben, Allday!«
    Der Bootsmann sah Bolitho nach, bis dieser unter der Kampanje verschwunden war, und grinste dann übers ganze Gesicht. »Der braucht keine Angst zu haben. Er hat sich nicht verändert, und so leicht wird ihn auch nichts ändern!« Dann lehnte er sich gegen die Finknetze und starrte über die Bucht auf die verankerten Schiffe.

Demonstration der Stärke
    Bolitho hatte seine Kajüte verlassen und ging raschen Schrittes zum Achterdeck. Unter dem Schutz der Kampanje standen die beiden Rudergasten am mächtigen Doppelrad und nahmen dienstliche Haltung ein, als er vorbeikam. Doch er blieb nur kurz stehen, um einen Blick auf den Kompaß zu werfen. Nordost zu Nord. Die Kompaßrose schien seit Tagen in dieser Position
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