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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten
Autoren: Alexander Kent
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mitnehmen.«
    Quarme antwortete nicht, sondern blickte auf den alten Degen, der am polierten Schott hing. Alldays erste Handlung war es gewesen, ihn dort aufzuhängen; und als Bolitho den Blicken Quarmes folgte, dachte er an seinen Vater und Großvater. Selbst im hellen Sonnenlicht sah der Degen schwärzlich und alt aus. Doch auch wenn er nichts anderes von Falmouth mitgebracht hätte als diesen Degen, wäre ihm der mehr wert gewesen als alles, was er sonst besaß. Halb und halb erwartete er, daß Quarme eine Bemerkung machen würde. Herrick hätte das getan. Aber diese Vergleiche waren unnütz. Kalt befahl er: »Gehen Sie voran, bitte!«
    Seit seinem allerersten Kommando, der winzigen Schaluppe
Sparrow,
hatte Bolitho immer darauf geachtet, daß er seine Offiziere so bald wie möglich näher kennenlernte. Während er jetzt hinter Quarme auf das Achterdeck hinaustrat und die breite Stiege zum Hauptdeck hinunterschritt, fragte er sich, wie seine neuen Untergebenen beschaffen sein würden. Jedesmal befiel ihn bei solchen Anlässen eine gewisse Nervosität, obwohl er sich oft genug gesagt hatte, daß gespannte Erwartung viel eher Sache der anderen war.
    Die Offiziersmesse lag direkt unter seiner eigenen Kajüte; wie dort liefen die Heckfenster über die ganze Breite des Raumes. Aber an den Wänden lagen winzige Schlafkammern, und in den Ecken standen dicht an dicht Seekisten und alles mögliche, was zur persönlichen Ausrüstung der einzelnen gehörte. Auch zwei Geschütze der oberen Batterie von Zwölfpfündern befanden sich im Raum; und Bolitho empfand eine flüchtige Befriedigung darüber, daß seine eigenen Räume nicht wie dieser hier aus- und umgeräumt werden mußten, wenn »Klar Schiff zum Gefecht« befohlen wurde; dabei gab es immer ein furchtbares Durcheinander, und manches ging zu Bruch.
    Die Messe war ziemlich voll, die Anwesenden mußten stehen, denn Bolitho hatte ausdrücklich befohlen, daß außer den fünf Leutnants und den Offizieren der Marine-Infanterie auch die Midshipmen und höheren Deckoffiziere anwesend sein sollten. Diese
    letzteren bildeten, wie er aus hart erworbener Erfahrung wußte, das wahre Bindeglied zwischen Achterdeck und Mannschaftslogis.
    Er setzte sich ans obere Ende des langen Tisches und legte den Hut auf die zusammengerollte Karte. »Setzen Sie sich, meine Herren, oder bleiben Sie stehen – ganz nach Belieben. Meinetwegen brauchen Sie Ihre Gewohnheiten nicht zu ändern.« Höfliches Gelächter – der Kommandant war genaugenommen nur Gast in der Offiziersmesse; was passieren würde, wenn man ihm diese Gastfreundschaft versagte, war jedoch eine andere Frage. Bolitho rollte die Karte auf und war sich dabei bewußt, daß aller Augen mehr an ihm als an der Karte hafteten.
    »Wie Sie vorhin gehört haben, sollen wir zu Lord Hood stoßen. Es gibt in Toulon gewisse Elemente – Franzosen zwar, doch strikt gegen die gegenwärtige revolutionäre Regierung –, die mit einiger Nachhilfe durchaus einen Umsturz einleiten könnten. Wenn wir unsere Stärke zeigen und jede Gelegenheit nutzen, um den Schiffsverkehr des Feindes zu schädigen, haben wir eine Chance, diese Situation zu fördern.« Er schaute auf und sah das blasse Gesicht des kleinen Seton, von den Schultern zweier Offiziere eingerahmt. Gleichmütig fuhr er fort: »Etwa Mitte Juni wird Lord Hood genügend Kräfte versammelt haben, um all das zu ermöglichen. Jedes Schiff wird gebraucht. Daher ist es von grundlegender Wichtigkeit, daß jeder einzelne Offizier sein Äußerstes tut, um den Ausbildungsstand und damit die Kampfbereitschaft zu verbessern.« Sein Blick überflog die gespannten Gesichter. »Vermutlich werden wir in nächster Zeit keine Gelegenheit haben, unsere Fehlstellen aufzufüllen – ist das klar?«
    Leise sagte Quarme: »Ich glaube, der Zweite Offizier hat eine Frage, Sir.«
    Bolitho blickte hinüber zu einem müde und gelangweilt dreinschauenden Offizier, der auf einer Seekiste saß. »Ihr Name ist mir entfallen«, sagte er.
    Der Leutnant sah ihm kühl ins Gesicht. »Sir Philip Rooke, Sir.«
    Sein Ton klang keinesfalls aufsässig, trotzdem konnte Bolitho die Herausforderung in den blassen Augen des Leutnants erkennen.
    »Ja, Mr
.
Rooke, und Ihre Frage?« Bolithos Stimme war ebenso unbewegt.
    Gleichmütig erwiderte Rooke: »Wir sind jetzt drei Jahre auf See. Das Unterwasserschiff ist grasgrün und die
Hyperion
so langsam wie eine alte Kuh.« Ein zustimmendes Murmeln ließ sich hören, und Rooke fuhr fort: »Captain
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